In einer mehrteiligen Serie stellen wir Ihnen Junglandwirtinnen und Junglandwirte vor. In Teil 6 präsentieren wir Ihnen eine eine Generationengemeinschaft. Die Familie Aeschlimann bewirtschaftet in Schwarzenegg BE einen Betrieb. Ziel ist es, eine hohe Wertschöpfung auf dem Betrieb zu erzielen. Vater, Mutter und Sohn müssen aber einem Nebenerwerb nachgehen. Martin Aeschlimann erachtet die Kombination als ideal.
Die Produktion von Lebensmitteln ist für Martin Aeschlimann eine grosse Aufgabe. Es geht um nichts Geringeres als um die Ernährung der Bevölkerung, also eigentlich um das Wesentliche. Mit ihrer Alp würden sie zudem urschweizerische Traditionen pflegen.
400-jährige Geschichte als Landwirte
Bereits als Bub wollte er Bauer werden. Die Begeisterung für die Landwirtschaft nimmt man dem sympathischen 24-jährigen sofort ab. Seine Leidenschaft gilt speziell seinen Simmentalerkühen. Die vielfältige Arbeit und das Draussen sein in der Natur waren weitere Gründe um in die Fusstapfen seines Vaters zu treten.
Die Familie Aeschlimann hat eine 400-jährige Geschichte als Landwirte, die Vorfahren von Martin waren Küher. Nun führt er den Betrieb zusammen mit seinen Eltern in einer Generationengemeinschaft. Er ist ausgebildeter Landwirt mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis und hat eine Zweitlehre als Sager absol-viert. Nun hat er mit der Betriebsleiterschule begonnen, welche er mit der Meisterprüfung abschliessen will.
Ziel: Hohe Wertschöpfung auf Betrieb
Der Talbetrieb der Aeschlimanns liegt in Schwarzenegg, ihre Alp im Eriz. Hier verbringen die Kühe und Martin den Sommer. Der Alpkäse ist nicht AOC zertifiziert, der Absatz jedoch kein Problem. Sie verkaufen ihn direkt ab Hof. Im Sommer erzielt der Betrieb so einen Milchpreis von 90 Rappen pro Liter. Im Winter geht die Milch zur Vermarktungsorganisation Aaremilch. Dank der Kälbermast kann der Milchpreis etwas verbessert werden.
„Unser Ziel ist eine möglichst hohe Wertschöpfung auf dem Betrieb, sei dies mit dem Verkauf von Käse oder der Kälbermast“ erläutert der Junglandwirt. Daneben möchte er mit einer gezielten Zucht die Raufutterverwertung seiner Kühe verbessern. Dazu sind die robusten und genügsamen Simmentalerkühe gut geeignet.
Ohne Nebenerwerb geht Rechnung nicht auf
Trotz aller Begeisterung, der Prise Idealismus und viel strategischer Planung: Die Familie Aeschlimann muss mehreren Nebenerwerben nachgehen, anders geht die (finanzielle) Rechnung nicht auf. Der Vater arbeitet 40 Prozent als Treuhänder, die Mutter als Köchin. Martin Aeschlimann hat mit drei Kollegen ein Forstunternehmen gegründet.
„Der Landwirtschaftsbetrieb und das Forstunternehmen ist eine ideale Kombination. Die Arbeitsspitzen können damit gut ausgeglichen werden. Zudem schadet es nicht, auch etwas anderes zu sehen.“ Der Nachteil sei, dass manchmal die Arbeit auf dem Betrieb nicht bestmöglich erledigt werden könne, da die Zeit fehle.
Sieht Verbesserungspotential in der Landwirtschaft
Die Arbeitsbelastung ist deshalb auch der Grund, weshalb Martin den Betrieb nicht vergrössern möchte. In der Bergregion sei Wachstum nur begrenzt möglich, da viel Arbeit nach wie vor von Hand gemacht werden müsse. Der umtriebige Berner sieht durchaus Verbesserungspotential in der Landwirtschaft: „Die Zusammenarbeit bei den Maschinen muss besser werden. Ich bin überzeugt, dass dies machbar ist, es ist eine Organisationsfrage.“
Generell ist ihm wichtig, die Kosten im Griff zu haben: „Ich sehe auch bei uns noch Potential. Beispielsweise beim Benzinverbrauch für den Stromgenerator auf der Alp. Ich suche hierfür eine Lösung mit erneuerbarer Energie“. Ansonsten will er flexibel bleiben, um sich immer wieder anpassen zu können. Auch deshalb ist das Wachs-tum für ihn kein Weg, denn jede Investition bindet.
Möchte besseren Preis für seine Produkte
Obwohl die Bergregionen von der neuen Agrarpolitik profitieren, findet es Martin Aeschlimann schade, dass die eigentliche Aufgabe der Landwirtschaft, die nachhaltige Produktion von Lebensmittel, immer mehr in den Hintergrund rücke. Er sei dankbar für die Direktzahlungen, aber nicht für etwas, das ohnehin gemacht würde: „Wie soll ich einem Steuerzahler erklären, dass ich Beiträge für die Krokusweide erhalte, obwohl es diese seit Generationen hier gibt, ohne dass wir extra etwas dafür tun?“
Er würde lieber einen besseren Preis für seine Produkte erhalten. Sein Traum: „Mehr Wertschätzung gegenüber den Lebensmittel“. „Alle sprechen von Regionalität, Tierwohl und Umweltschutz, aber wenn es darauf ankommt, kaufen die Leute dann doch das Billigste“, hält der Berner nachdenklich fest.
Betriebsspiegel
Grösse & Produktionsart: 20 ha LN, 40 ha Alpweide, 16 ha Wald (Integrierte Produktion)
Zone: Bergzone I bis III
Kulturen: Wiesen und Weiden
Tiere: 20 Milchkühe (reine Simmentaler) saisonales Abkalben im Herbst, Aufzuchtrinder, Kälbermast (Fres-ser), 10 Pensionspferde
Speziell: Bewirtschaftergemeinschaft mit Nachbarn
Strategie: Kombination Landwirtschaft & Nebenerwerb