Der Jura ist für die Milchviehhaltung prädestiniert. Die BG Joray und Pfister gibt Vollgas. Nur ein Betrieb bei Swissherdbook melkt noch mehr pro Kuh. Im Schaubusiness kennt man sie nicht. Schöne Kühe haben sie trotzdem.
Die drei Partner Christophe Joray, Hansueli und Samuel Pfister haben klare Vorstellungen. Vater Hansueli Pfister war vor 24 Jahren vom Kanton Aargau nach Pleigne im Kanton Jura gezogen. Er konnte sich den Wunsch nach einem eigenen Betrieb erfüllen. Vor 12 Jahren begann die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Christophe Joray, vor 10 Jahren haben sie ihre Betriebe zusammengelegt.
Klare Arbeitsteilung
Die Aufgaben sind klar verteilt. Auf dem Siedlungshof von Joray befinden sich Jungvieh und die Galtkühe. «Ich besorge die Rinder, pflege die Kälber, bin beim Abkalben dabei und kümmere mich um den Ackerbau», erklärt er. Samuel Pfister macht die Anpaarungsplanung, ist teilzeitlich als freier Besamer in der Region unterwegs, teilt sich die Melkarbeit mit seinem Vater und ist für die Weiden sowie die 80 Sömmerungsrinder zuständig.
Das Zuchtziel
Samuel Pfister macht die Anpaarungen. Die Rinder müssen jung kalben, 24 Monate sind ideal. Wichtig sind ihm die Persistenz, viel Kapazität und gute Eutermerkmale, denn die Leistung hat einen hohen Stellenwert. Kühe müssen lange produzieren. 12'077 kg beträgt der Herdenschnitt. Rinder über 11'000 kg in erster Laktation werden gesext mit genomischen Jungstieren besamt. Für die Remontierung werden jährlich 35 Kuhkälber benötigt. Der Rest wird mit Blauen Belgiern besamt. Die besten 10 bis 15 Rinder werden genomisch getestet. Auf die LBE wird verzichtet. ral
«Ich bin der richtige Bauer», lacht Vater Hansueli, der Bursche für alles. «Ich betreue mit Leidenschaft den Pflanzenschutz.» Die Kühe leisten viel, über 12'000 kg jährlich. Darauf ist auch der Melkrhythmus abgestimmt: Die Leistungsgruppe wird dreimal, die Spätmelkenden zweimal täglich im Melkstand gemolken. Alle morgens um 6.45 Uhr, dann ab 15.30 Uhr und nochmals um 23.30 Uhr.
Wirtschaftlichkeit zählt
Die Kühe dürfen nicht rasch verbraucht sein. In der Herde läuft eine 100'000er-Kuh mit. «Ich brauche auch nicht jedes Jahr ein Kalb, wenn eine Kuh täglich sehr viel Milch gibt, bringt das mehr.» Dabei setzt er auf leistungsstarke Stiere wie Atwood oder Spearmint. Aktuell besamt er mit Flagship, Jedi, Mayflower und Danno. «Blitz oder Savard haben bei uns nicht funktioniert.»
Der Betrieb
Die BG Joray und Pfister liegt nördlich von Delsberg auf 810 Meter in der Bergzone 1. Er umfasst 101 ha Fläche, 60% ist Weideland für die Rinder. Daneben sind Intensiv-Kunstwiesen, 16 ha Futtergetreide und 18 ha Mais. Das Klima ist eher rau, die Böden nur mittelgründig. Im Laufstall stehen 115 Kühe und 80 Aufzuchttiere. Das Milchlieferrecht beträgt 1,15 Mio. kg und wird an Mooh vermarktet. Die Kälber und die Rinder werden im benachbarten Betrieb Joray gehalten. Die Arbeitskräfte sind Christophe und Renate Joray, Vater Hansueli und Sohn Samuel Pfister. ral
Die Zucht mit Schweizer Stieren habe er aufgegeben, «die Amerikaner sind uns meilenweit voraus», ist er überzeugt. Deshalb macht er auch keine LBE mehr. Er habe andere Prioritäten bezüglich Stärke einer Kuh und auch bezüglich Beinwinkelung. Er vertraut den genomischen Werten. «Die Leistung ist nach oben offen, 2000 kg mehr im Schnitt liegen schon noch drin», sagt Samuel ohne Umschweife. Die Höchstleistung liegt bei 16'500kg von einer zweitlaktierenden Shottbolt-Tochter. Träume gibt es auch: «Eine Kuh mit 20'000 kg in 305 Tagen.»
Die Fütterung
Die Kühe werden in zwei Gruppen gehalten: jene, die in voller Leistung stehen, und die Spätmelkenden. Im Stall wird eine Totalmischration vorgesetzt, die pro 5-t-Mischung zu drei Fünfteln aus Mais besteht. Je 900 kg sind Zuckerrübenschnitzel und Malz, 300 kg trockene Luzerne, junges Grassilo und wenig Stroh. Weiter sind 180 kg Soja, Villstar-Mineralsalz, Maiskleber und Dextrose, für die Leistungsgruppe werden letztere Komponenten erhöht und mit Top-form und Glynamin ergänzt. Auf den Weidegang wird verzichtet. «Das ist ein Energiekiller, der Laufhof genügt.» ral