Für die meisten der rund 170 erwarteten Länder gilt es, die Ölstaaten, die die Gespräche blockieren, zu überzeugen.
Die Uno ist zuversichtlich, dass innerhalb von 10 Tagen in Genf ein internationales Abkommen zur Begrenzung der Plastikverschmutzung erreicht werden kann. «Die Zeit ist reif», sagte die Exekutivdirektorin der Uno-Umweltorganisation, Inger Andersen, am Montag.
Die Dänin erklärte vor der Wiederaufnahme der entscheidenden Verhandlungen, die zum ersten Mal in Genf stattfinden, es sei ein Vertrag, den die Welt wolle und brauche. Nach mehr als drei Jahren der Diskussionen sei eine Einigung in Reichweite, auch wenn es «eindeutig Meinungsverschiedenheiten» gebe.
Plastikverbrauch hat sich verdoppelt
In fast 25 Jahren hat sich der Plastikverbrauch mehr als verdoppelt. Laut Schätzungen von 2024 sind es insgesamt 500 Millionen Tonnen, von denen fast 400 Millionen als Abfall enden. Wenn sich die Situation nicht stabilisiert, dürfte sich die Menge bis 2060 verdreifachen und auf über 1,2 Milliarden Tonnen ansteigen. Die Abfallmenge dürfe dannzumal auf über eine Milliarde Tonnen anwachsen.
«Wir stehen vor einer Umweltkrise, aber auch vor einer Krise für Staaten, Volkswirtschaften und zukünftige Generationen», sagte die Exekutivsekretärin des Verhandlungsausschusses, Jyoti Mathur-Filipp, kürzlich vor den Medien. Die kumulierten Kosten der Folgen könnten bis 2040 auf 281 Billionen US-Dollar ansteigen.
Der Leiter der Greenpeace-Delegation Graham Forbes warnt: «Plastik dringt in unseren Körper ein und bedroht unsere Gesundheit jedes Mal, wenn wir atmen oder essen». Die Staaten müssten «im Interesse der Menschen und nicht der Verschmutzer» handeln.
Die gleichen Akteure, die diese Woche für zehn Tage in Genf sein werden, hatten sich Ende 2024 in Südkorea mit einem Misserfolg verabschiedet. Unter ihnen waren China als grösster Produzent und die USA als zweitgrösster Produzent, die ein Abkommen wünschen, auch wenn es wirtschaftliche Konsequenzen hat, obwohl die amerikanische Haltung mit der Regierung von Donald Trump volatil sein könnte.
Schweiz wünscht Erfolg
Weniger als zehn Länder, darunter Russland, lehnten einen Konsens in Südkorea ab, da sie der Meinung waren, dass sich die Bemühungen nur auf die Abfallentsorgung konzentrieren sollten. In den letzten Monaten haben sich die anderen Staaten in ihre Richtung bewegt und versucht, ein Abkommen zu erreichen, das als historisch angesehen werden würde.
Nun dürfte es keine quantifizierte Begrenzung der Plastikproduktion geben, zum Ärger der NGOs. Das Ziel ist es vor allem, eine explosionsartige Zunahme dieser Materialien zu verhindern, anstatt eines Verbots, das laut mehreren Akteuren unrealistisch wäre. Differenzen gibt es zudem über einen Finanzierungsmechanismus.
Die Schweiz möchte ein Genfer Abkommen erreichen, das für sie einen wichtigen diplomatischen Erfolg darstellen würde. In diesem Fall würde die Schweiz versuchen, das Sekretariat dieser Vereinbarung zu übernehmen, voraussichtlich jedoch nicht vor 2028, trotz der Konkurrenz aus Nairobi.
Sie strebt jedoch «keine Einigung um jeden Preis» an, sondern vielmehr Massnahmen, die umsetzbar sind und Mensch und Umwelt vor Verschmutzung schützen. «Wir wollen einen wirksamen Vertrag, der den gesamten Kunststoffkreislauf abdeckt», erklärte Felix Wertli, Leiter der Abteilung Internationales beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Es brauche «ein klares Signal, dass wir nicht mehr mit einer exponentiellen Produktion weitermachen wollen» und diese Umweltverschmutzung zu bekämpfen, sagte der Verhandlungsführer der Schweiz. Am 13. und 14. August, vor dem Ende der Verhandlungen, wird Bundesrat Albert Rösti auf Ministerebene mit mehr als 70 Amtskollegen die Verhandlungen übernehmen.