Immer häufiger übernehmen im Laufstall mobile Stallroboter die Reinigungsarbeit der Laufflächen. Sie kosten etwas mehr als stationäre Schieber, aber sie reinigen auch dort, wo jene nicht hinkommen.
«In 20 bis 25 Jahren werden wir den stationären Schieber nicht mehr kennen», sagte David Fankhauser von der Syntech GmbH am Weiterbildungskurs der Arbeitsgemeinschaft für landwirtschaftliches Bauen ALB in Tänikon.
Entmistungsroboter haben zwar keine so grosse Arbeitsbreite wie stationäre Schieber, aber sie können auch dort reinigen, wo diese nicht hinkommen, vor allem auf Quergängen und auf Laufhöfen. Sie erleichtern einen Stallumbau oder eine Stallerweiterung und nicht zuletzt werden sie immer besser und günstiger, betonte der Stalleinrichter.
Breite Laufgänge für Schieber
Christian Signer auf dem Nieschberg in Herisau AR hat im Herbst 2018 seinen neuen Laufstall bezogen. Er hat den alten Anbindestall zu einem Boxenlaufstall umgebaut und durch eine Halle mit Futterlager erweitert. Der Stall bietet Platz für 33 Kühe und 8 Rinder. Da der biologisch wirtschaftende Landwirt behornte Kühe hält, hat er bei der Planung Wert daraufgelegt, dass die Tiere einander gut ausweichen können. Der Fressplatz ist deswegen 5 m breit, der integrierte Laufhof 5.5 m.
Im Stall gibt es fünf Quergänge und beim Übergang in den alten Stallteil verengt sich der Fressplatz leicht. Ausserdem befindet sich ein Rührwerk auf einem Laufgang. Der Landwirt hätte vieles aufwändiger bauen müssen, hätte er sich entschlossen, zwei stationäre Mistschieber einzubauen.
Besprühen verhindert Schmierschicht
Während der Planungszeit hatte Signer an der landwirtschaftlichen Fachmesse Tier&Technik in St.Gallen einen Schulkollegen getroffen, der ihm von seiner Stallentmistung mittels Roboter erzählte. Daraufhin nahm er Kontakt mit dessen Lieferanten, der Syntech GmbH, auf und entschloss sich, einen Entmistungsroboter zu kaufen. Dieser ist mit dem Schieber 185 cm lang und 95 cm breit. Den Schieber gibt es in verschiedenen Arbeitsbreiten. Zu Signers Stall passte der 160 cm breite Schieber.
In den Seitenwänden des Roboters ist ein 100 Liter fassender Wassertank integriert. Der Roboter fährt selbständig auf verschiedenen, einprogrammierten Routen durch den Stall. Dabei orientiert er sich an im Boden eingelassenen Sendern, sogenannten Transpondern, und an den Kanten der Liegeboxen. Während der Fahrt spritzen vier Düsen hinten und vorne Wasser auf den Laufgang.
Das ist sehr wichtig, damit sich keine Schmierschicht bildet und der Boden für die Kühe nicht rutschig wird, obwohl im Beton eingegossenes Gummigranulat in den Quergängen und im Laufhof ein Ausrutschen verhindern soll. «Einen Roboter ohne Wasser würde ich nie kaufen», sagt Signer spontan. Nur im Winter lässt er den Schieber ohne ein Besprühen arbeiten, um zu verhindern, dass sich Eis bildet.
Roboter schiebt Mist in Querkanal
Während der Laufhof durchgehend betoniert ist, besteht der Fressplatz aus Spaltenbodenelementen, die mit Gummi belegt sind. Dort schiebt der Roboter den Mist durch die Spalten in die Güllegrube, auf dem Laufhof dagegen in einen Querkanal am Ende des Stalles. Deshalb darf er den Mist dort nur in eine Richtung schieben. Der wendige Roboter fährt auch rückwärts; um keinen Mist mitzunehmen, hebt er den Schieber an. Das geschnittene Stroh auf den Tiefboxen stellt für den Roboter kein Problem dar.
Im Querkanal ist allerdings eine Spülleitung notwendig, damit das Stroh den Abfluss nicht blckiert. Signer hat im ersten Winter mit dem Roboter gute Erfahrungen gemacht. Am Fressplatz, der sich im Stall befindet, konnte derRoboter den Spaltenboden täglich reinigen. Auf dem nicht überdachten Laufhof musste er bei Schnee und Eis seinen Terratrac, ein Vielfachgerät, einsetzen.In dieser Zeit wäre auch ein stationärer Schieber überfordert gewesen.
Zur richtigen Zeit die richtige Route
Damit der Roboter den Boden sauber reinigen kann, muss dieser eben sein, es dürfen keine Stufen vorhanden sein und es sollte auch kein Gefälle im Laufbereich der Kühe geben. Die Bodenfreiheit der Abschrankungen sollte mindestens 70 cm betragen, damit der 65 cm hohe Roboter unten durchfahren kann. Wichtig ist, dass man den Roboter zur richtigen Zeit die richtigen Routen fahren lässt. Die Kühe sind zwar vertraut mit dem leise arbeitenden Roboter, aber während der Fresszeiten darf er nicht entlang des Futtertisches fahren.
Das würde die Kühe vergrämen und es könnte zu Unfällen kommen. «Die Kühe nie am Fressgitter einsperren, wenn der Roboter diese Route fährt», warnt Signer. Der Roboter hat einen Nothalt eingebaut. Wird der Druck am Schild zu gross, dann fährt er zurück und macht zwei weitere Anläufe. Ist der Widerstand dann immer noch vorhanden, schaltet er sich aus und bleibt an Ort und Stelle. Einen Alarm bekommt der Landwirt deswegen nicht. Er sieht den stehenden Roboter, wenn er in den Stall kommt und kann ihn manuell auf seine Route zurück steuern.
An jährliche Unterhaltskosten denken
In Signers Stall arbeitet der Roboter in der Regel etwa 10 Stunden pro Tag, nämlich 14 x 40 Minuten. Nach jeder Tour fährt er an die Ladestation, wo er automatisch Strom und Wasser «tankt». In der Nacht muss er während sechs Stunden nonstop aufgeladen werden, um die Lebensdauer der Batterie zu erhöhen.
Der Entmistungsroboter kostete den Landwirt gut 30'000 Franken inklusive Installation der Routensensoren und der Programmierung. Die Investitionskosten für zwei Flachschieber mit Antrieb dürften in derselben Grössenordnung liegen. Beim Roboter kommen noch die Kosten für den Platz der Ladestation hinzu. Gemäss David Fankhauser sind pro Jahr mit rund 700 bis 1'500 Franken Unterhaltskosten zu rechnen, je nachdem, welche Arbeiten man selbst machen kann.
Jährlich sind in der Regel das Antriebsrad, die Gummilippe am Schieber und die Ladekontakte zu ersetzen. Mit dem Alter des Roboters steigen die Kosten, nämlich dann, wenn ein neuer Akku nötig wird. Signer hat lieber anderweitig gespart. Er melkt seine Kühe noch auf dem Standplatz des ehemaligen Anbindestalles ganz einfach mit der Absauganlage. Dafür benötigt er zwar mehr Zeit, die er allerdings in Kauf nimmt. «Lieber einen Mistroboter als einen Melkroboter», sagt er und fügt lachend hinzu. «Ich melke viel zu gerne».
Agrarjournalist Michael Götz* hat diesen Artikel im Auftrag der Messe Tier&Technik verfasst, die vom 20. bis 23. Februar 2020 auf dem Olma-Gelände in St. Gallen stattfinden wird.







