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Lieferverträge sind für 2013 geplant

Die Kartoffelbranche ist im Wandel: Ruedi Fischer, Präsident der Kartoffelproduzenten, nimmt Stellung zu den Problemen.

Mike Bauert |

 

 

Die Kartoffelbranche ist im Wandel: Ruedi Fischer, Präsident der Kartoffelproduzenten, nimmt Stellung zu den Problemen.

«Schweizer Bauer»: Die Lagerhalter klagen über die Kartoffelqualität. Ist es so schlimm, oder will der Handel bloss Zusatzkontingente?
Ruedi Fischer: Es ist wirklich schlimm. Ich weiss von Posten, wo Bauer wie auch Lagerhalter alles richtig gemacht haben, die trotzdem voll Silberschorf sind. Viele Lagerhalter schauen nun, die betroffenen Posten mit den Produzenten an. Die äussere Qualität ist so schlecht wie noch selten.

Was ist der Grund, dass der Silberschorf dieses Jahr ein so grosses Problem ist?
Die Forschung geht dieser Frage nach. Silberschorf ist europaweit bei gewissen Sorten zunehmend ein Problem. Es ist ein Pilz, der nichts mit dem herkömmlichen Schorf zu tun hat. Durch das Pilzgeflecht wird die  Schale angehoben, und es gelangt Luft unter die Haut, was dazu führt, dass die Schale braun wird. Die Knolle verliert etwas Wasser, sie wird aber nicht in jedem Fall qualitativ schlechter.

Wer trägt diesen Schaden?
In den Handelsusanzen ist Silberschorf nicht aufgeführt. Es ist Sache der Lagerhalter und der Produzenten, eine Lösung zu finden. Die meisten Posten können aussortiert werden. Das führt dazu, dass die Lagerbestände nun rapide sinken, weil die Ausbeute tief ist. Betroffen sind vor allem die festkochenden Sorten Charlotte und Ditta, aber auch andere Sorten. Dazu kommt, dass auch das Problem mit Schlagschäden ausgeprägter ist als in anderen Jahren. Ich habe Abrechnungen gesehen, wo Schäden beim Einlagern mit 3 bis 4 Prozent taxiert wurden, und jetzt bei der Auslagerung waren es fünfmal so viel.

Viele Kartoffeln sind am Produzentenlager, muss der Produzent den vollen Schaden alleine tragen?
Wegen der Grossernte von letztem Jahr haben die Lagerhalter im Gegensatz zu den Vorjahren überdurchschnittlich viele Kartoffeln ans Produzentenlager genommen. Damit haben die Händler das Vermarktungsrisiko stark auf die Produzenten abgewälzt.

Kursieren bereits Anträge für Zusatzkontingente?
Für uns Produzenten und sicher auch für viele Konsumenten ist es bei so hohen Lagerbeständen unverständlich, jetzt schon von Zusatzkontingenten zu sprechen. Aber es ist effektiv so, dass es bereits Vermarkter gibt, die Angst haben, dass die reguläre WTO-Kontingentsmenge von 6500 t nicht reicht. Man hat sich darauf geeinigt, erst die neuen Lagerbestandeszahlen Ende März abzuwarten.

Wie will der Handel jetzt schon wissen, wie viel Frühkartoffeln er braucht und wann die Inlandernte beginnt?
Diese Woche sind sicher viele Kartoffeln gepflanzt worden. Trotzdem sind wir aber fast einen Monat später dran als letztes Jahr. Wir sind der Meinung dass, wenn es effektiv ein Zusatzkontingent braucht, dieses kurzfristig angeschaut werden sollte. Sowohl BLW wie Handel müssen in solchen Jahren kurzfristiger handeln, entscheiden und disponieren können.

Ein anderes grosses Thema ist, wie die Kartoffelmenge besser gesteuert werden kann. Bringen die geplanten Anbauverträge wirklich die Lösung?
Die vollständige Lösung wohl nicht, aber es ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Wir haben das letzte Woche intensiv in der Branche diskutiert, und im Prinzip sind alle für Verträge. Wenn es aber an die Umsetzung geht, gibt es verschiedene Meinungen. Tatsache ist aber, dass z.B. die Fenaco für die Ernte 2013 einen Standardvertrag mit den Landi ausarbeitet und diese auch verpflichten will, den einzelnen Produzenten einen Vertrag zu erstellen.

Die Fenaco hat den Landi jetzt schon Abnahmeverträge gegeben. Was soll denn nun besser werden?
In den Verträgen sollten die Produzenten verbindliche Abnahmemengen erhalten. Das soll die Planbarkeit verbessern und auch die Produzenten noch stärker sensibilisieren, dass sie einen gesicherten Absatzkanal brauchen. Dieser Druck war bis jetzt zu wenig stark, die Grenzen der möglichen Liefermengen waren zu wenig ersichtlich.

Sind alle Abnehmer bereit, einen solchen Vertrag mit den Produzenten zu machen?
Tatsache ist, dass es viele Bauern gibt, die auch dieses Jahr zertifiziertes Saatgut gekauft haben und noch immer nicht wissen, wie hoch ihre effektive Liefermenge ist. Es reicht nicht, wenn die Abnehmer ein Rundschreiben schicken, in dem bloss steht, dass für festkochende 40t und für mehligkochend Kartoffeln 45t pro Hektare berechnet sind. Der Produzent muss die absolute Menge wissen. Es darf nicht nur mündlich eine Fläche zugesichert werden, die Liefermengen müssen klar sein, und zwar schon für diese Ernte. Es kann nicht sein, dass die Händler uns nicht sagen, wie viel Menge wir liefern können. Auch sie machen die Planung mit der nächsten Stufe. Für witterungsbedingte Grossernten müssen wir alle zusammen Lösungen finden. Verwertungsgelder sollen in Zukunft nur noch diejenigen mit Anbauvertrag erhalten.

Warum wird die Menge nicht über die Saatgutproduktion gesteuert?
Sicher muss da die Saatgutbranche auch noch stärker in die Pflicht genommen werden, das sehen jedoch noch nicht alle Saatguthändler gleich. Dazu kommen die Befürchtungen, dass dann vermehrt wieder eigenes Saatgut verwendet würde und die Saatgutimporte steigen. Wir können niemandem verbieten Kartoffeln anzubauen. Sicher könnten aber die Vermehrungsorganisationen noch etwas besser zusammenarbeiten.

Wie will die Branche mit vertragslosen Kartoffeln umgehen, welche bei einer Grossernte zu jedem Preis auf den Markt kommen und das Preisgefüge stören?
Das ist effektiv eine grosse Gefahr. Wir können bloss an die Fairness des Handels appellieren, dass sie solche Angebote nicht akzeptieren. Es muss im Interesse aller sein, die Marktordnung aufrechtzuerhalten. Niemand verdient eine goldene Nase an den Kartoffeln, und mehr gegessen wird auch nicht, wenn die Preise tiefer sind. Das ist eine Wahrheit, die belegt werden kann.

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