Vertreter der EU-Staaten haben vergangene Woche eine Abschwächung des Schutzes von Wölfen auf den Weg gebracht. Vorgesehen ist, dass der Schutzstatus des Wolfs von streng geschützt auf geschützt gesenkt werden soll. Damit könnten Wölfe höchstwahrscheinlich leichter abgeschossen werden, auch wenn Details dazu noch nicht feststehen.
«Zeit, Bestände zu regulieren»
«Endlich ein grosser Schritt vorwärts im Management der Wolfspopulationen und der harmonischen Koexistenz», heisst es vonseiten der EU-Ausschüsse der Bauernverbände (Copa) und ländlichen Genossenschaften (Cogeca). Aus Sicht der Dachverbände hat der Schutz des grossen Beutegreifers in der EU seit 1992 zu seiner erfolgreichen Rückkehr und Wiederbesiedlung geführt. Nach über 30 Jahren sei es nun aber an der Zeit, über Ausnahmeregelungen hinaus die Bestände zu regulieren.
Laut Copa-Cogeca müssen die Wolfsbestände so verwaltet werden, dass nicht nur die Populationszahlen stabil gehalten, sondern auch deren genetische Vielfalt verbessert werde. Dies könne nur durch ein aktives Management erreicht werden. Nun müsse weiter an Managementplänen gearbeitet werden, um eine harmonische Koexistenz tatsächlich zu ermöglichen. Copa und Cogeca drängen daher auf eine rasche Verabschiedung eines Beschlusses durch den Rat sowie eine dann zeitnahe Notifizierung an das Sekretariat der Berner Konvention.
EU-Jäger begrüssen Entscheidung
Auch die Europäische Föderation der Verbände für Jagd und Naturschutz (FACE) begrüsst die Einigung. Allerdings geht die Föderation davon aus, dass die Auswirkungen auf den Wolfsschutz geringer als in Teilen kolportiert sein werden.
Die Herabsetzung des Schutzstatus von «streng geschützt» auf «geschützt» werde die rechtlichen Verpflichtungen zur Erhaltung des Wolfs nicht infrage stellen, gibt FACE zu bedenken. Konkret müssten die Mitgliedstaaten weiterhin einen günstigen Erhaltungszustand erreichen und aufrechterhalten. Darüber hinaus stehe es den Mitgliedstaaten weiterhin frei, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. FACE zufolge kann jede Regierung die für ihr Gebiet und ihre Wolfspopulation am besten geeigneten Managementmassnahmen durchführen.
BirdLife prangert «Racheakt» an
Ganz anders ist die Stimmung bei der Umweltorganisation BirdLife Europe. Sie wirft den Mitgliedstaaten vor, den Aufruf von mehr als 300 Organisationen der Zivilgesellschaft und Hunderttausenden von Menschen zu ignorieren, die eine Orientierung an wissenschaftlichen Empfehlungen gefordert hatten. Zudem hätten in die jetzt getroffene Vorentscheidung auch persönliche Befindlichkeiten mit hineingespielt.
Damit zielt BirdLife Europe auf die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen. Ihr habe man ermöglicht, «ihre politische Macht für persönliche Racheakte gegen Wölfe und zur Befriedigung ihrer Bauernwählerschaft zu nutzen». Konkret wirft der Dachverband der CDU-Politikerin vor, nach dem «tragischen Riss» ihres Ponys im Jahr 2022 durch einen Wolf ihren Einfluss genutzt zu haben, um die EU-Gesetzgebung durch Hintertüren zu ändern