Als Alternative zum teurem Kautschuk des Gummibaums soll bald Kautschuk aus Löwenzahn hergestellt werden. Denn wegen der steigenden Mobilität braucht es immer mehr Gummi-Reifen und der Kautschuk wird knapp.
Löwenzahnanbau auf Tausenden von Hektaren zur Gummiherstellung: Diese Vision hat gemäss einem Artikel in der Zeitschrift «Flur und Furche» (1/2012) der deutsche Pflanzenzüchter Fred Eickmeyer. «Der Kaukasische Löwenzahn erzeugt einen Milchsaft mit sehr langkettigen Molekülen, was für die Kautschukproduktion sehr vorteilhaft ist», so Eickmeyer. In Deutschland wird nun ein Züchtungsprojekt für Löwenzahn zur Gummiherstellung lanciert.
Mehr Reifen, mehr Gummi
Momentan ist die Gummiindustrie gänzlich auf den Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) angewiesen, der zu 90 Prozent in Südostasien kultiviert wird. Infolge der weltweit wachsenden Mobilität nimmt die Reifenproduktion zu, und die Nachfrage nach Kautschuk steigt. Dies liess den Preis in den letzten Jahren in die Höhe schnellen. Die Kautschuk- bzw. die nachgelagerte Gummiindustrie drängt deshalb auf die Züchtung und den Anbau alternativer Pflanzenarten zur Kautschukproduktion.
Eine für den Anbau in weiten Teilen Europas infrage kommende Pflanze ist der Kaukasische Löwenzahn. Die Pflanze produziert und speichert hochwertigen Naturkautschuk und Inulin in der Wurzel, schreibt proplanta.de. Inulin ist ein Stoff, welcher in der Lebensmittelindustrie und der Medizin verwendet wird.
Zuchtziele für Löwenzahn
Das heute verfügbare Ausgangsmaterial von Pflanzen besitzt allerdings noch weitgehend Wildpflanzencharakter. Das Ziel des bis 2016 laufenden Projektes in Deutschland ist deshalb die Züchtung von landwirtschaftlich anbaubarem Kultur-Löwenzahn. Dabei soll der Kaukasische mit dem bei uns verbreiteten Gemeinen Löwenzahn gekreuzt werden.
Während die kaukasische Variante hohe Kautschukgehalte mitbringt, soll der Gemeine Löwenzahn für eine gute Pfahlwurzelbildung und Wüchsigkeit sorgen. Bei den zu entwickelnden Sorten streben die Züchter hohe Kautschukerträge mit langkettigen Molekülen für die Industrie an. «Ich halte Ernten von 500 bis 800 Kilo Latex pro Hektar in unseren Breiten für durchaus realistisch», so Eickmeyer gegenüber «Flur und Furche». Zudem sollen die Pflanzen für den Anbau auf Sandböden oder die Untersaat geeignet sein, um Flächenkonkurrenzen zu vermeiden. Laut Eickmeyer wäre eine Kautschukproduktion mit Löwenzahn in der Schweiz absolut denkbar.