Die Konkurrenz aus dem Nahen Kalifornien ist auch für die Beerenproduzenten ein fast unlösbares Problem. Um der billigeren Konkurrenz aus den USA zu trotzen, setzt die Krause Berry Farm auf Direktvermarktung und die Weiterverarbeitung der Früchte. Mit Bildergalerie
Das regnerische Wetter ist gar nicht dem Gusto des Besitzers des Krause Berry Farm, Alfred Krause. „Das ist sehr schlecht. So kommen die Kunden keine Beeren pflücken“, betont der grossgewachsene Krause. Dank der nassen Witterung empfang aber der Chef höchstpersönlich die Gäste aus der Schweiz.
Harte Wettbewerbsbedingungen
Alf Krause hat den Betrieb zusammen mit seiner Frau und dem Bruder in den letzten 38 Jahren aufgebaut. Sie bewirtschaften rund 80 Hektaren Land, 20 davon rund um den Laden, die Restlichen auf einer anderen Farm. Ursprünglich stammen die Krauses aus der Ukraine, die Eltern von Alfred wanderten (flüchteten) während des zweiten Weltkrieges aus. Die Eltern betrieben eine Geflügelfarm, Beeren waren noch kein Thema.
Die Krauses beschäftigen heute rund 80 Mitarbeitende im Laden (im Sommer auch viele Studenten) und der Verarbeitung, sowie 80 Pflücker. Acht davon kommen während sechs bis acht Monaten aus Mexiko, die restlichen Pflücker sind Inder und Burmesen, die in Kanada leben. „Das Rekrutieren von Arbeitskräften ist nicht immer einfach“, betont Alf.
Die Nähe zur USA (insbesondere zu Kalifornien) ist für die Produzenten (Grenze zum US-Bundesstaat Washington ist nur wenige Kilometer entfernt) in der Region ein Problem. Diese können massiv kostengünstiger produzieren, besonders auch aufgrund der billigen Arbeitskräfte aus dem Süden, betont Krause. Der Mindestlohn in Kanada steigt nächstes Jahr auf 10.25 Dollar (9 Franken), die Wettbewerbsbedingungen werden sich weiter verschärfen. „Deshalb betonen wir das Lokale und bieten dem Kunden gute Qualität“, äusserst sich Alf Krause zum rauen Wind in der Branche. Beim Direktvermarkten habe er die bessere Marge. Das Handpflücken verteuert aber die Produktion nochmals, nur Ware für die industrielle Verarbeitung wird maschinell gepflückt.
65 Prozent der Ernte in die Direktvermarktung
Um den Beeren einen Mehrwert zu geben, werden sie in der hauseigenen Bäckerei zu Süssigkeiten verarbeitet. Zudem werden Konfitüren, Sirupe etc. produziert. Ein eigenes Kaffee bietet spezielle Getränke wie Früchtefrappés an, oder der Kunde kann ein Stück Kuchen aus der Bäckerei mit einem Kaffee geniessen. Auch Maispizzas werden angeboten, das Süssmais steht bei den Kanadiern hoch im Kurs. Ein wichtiger Zweig ist auch das Selbstpflücken der Beeren. Mit einem Wagen kann der Kunde durch die Beerenkulturen fahren und so viele Früchte ernten, wie er möchte. Ein Pfund Erdbeere kostet zwischen 2,5 und 3 CAD (2 bis 2.40 CHF). Wem dies zu anstrengend ist, kann die Beeren auch im Laden kaufen.
„Wir setzen 65 Prozent der Beeren in der Direktvermarktung ab“, hebt Krause hervor. Dank der Nähe zum Grossraum Vancouver, das Zentrum ist knapp 60 Kilometer entfernt (für Kanadier eine kurze Distanz), kann er sich vom grossen Markt (Agglomeration Vancouver hat 2,3 Millionen Einwohner) eine Scheibe abschneiden. Die Autobahnausfahrt ist auch in der Nähe der in einer Waldlichtung stehenden Beerenfarm. Krause unternimmt aber auch etwas, um die Kunden auf den Betrieb zu locken. So können sich die Kinder auf dem Spielplatz oder Kinderzoo beschäftigen, er organisiert Hoffeste, hat Pferde, vermietet eine Terrasse und Räume für Firmenfeste oder Hochzeiten und bietet einen grossen Autoparkplatz an.
Krause schätzt die jährliche Erntemenge auf 650 bis 750 Tonnen. Er hofft, dass sich der schlechte Wetter in Kürze verabschiedet. Das Regenwetter macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung. Doch Krause ist zu lange im Geschäft, als dass in das aus der Bahn werfen würde. Trotz des Regens kommen besonders Familien mit ihren Kindern während des Leserreisen-Gruppenbesuchs auf den Hof.
Wichtige Fruchtfolge
Angebaut werden Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Blaubeeren. Bei den Erdbeeren werden zwei Sorten („Juni-Erdbeere“ und eine für die Monate August bis Oktober) wie auch bei den Himbeeren (eine davon ist die Herbsthimbeere). Blaubeeren werden auf einer Fläche von 15 Hektaren kultiviert. Ein Teil der Ernte Blau- und Himbeerenernte geht auch an externe Verarbeiter. Diese wird maschinell (schütteln) gepflückt.
Der Fruchtfolge wird hohe Priorität eingeräumt. So werden auf 18 Hektaren Süssmais und grüne Bohnen angebaut. Das Süssmais schmeckt den Kanadier ausgezeichnet, dies beweise auch die guten Absatzzahlen der Maispizza, sagt Krause lächelnd. Bewässert werden die Kulturen durch einen Tröpfchensystem.
Die auf rund 30 Meter über Meer liegende Farm liegt auf Sedimenten des nahen Fraser-Flusses. „Bereits in 30 Zentimeter Tiefe liegt Sand“, sagt der Farmbesitzer. Auch mit Unkraut (Winden) und Krankheiten habe er zu kämpfen. Zudem komme immer mehr Wild auf die Anlagen und mache Schäden. Grössere Probleme verursachen aber die Vögel, insbesondere die Stare, betont Alf Krause.
Auf einer Fläche von zwei Hektaren haben Krauses begonnen, grüne Spargeln anzubauen. Vielleicht lohnt sich ja deren Kultivierung. „Ich überlege mir manchmal schon, was einfacher wäre. Einen Geflügelbetrieb wie meine Eltern, bei dem die Arbeit auf das Jahr verteilt wäre oder die Beerenfarm, wo während wenigen Monaten die Arbeit für das ganze Jahr geleistet werden muss“, äussert sich Alf Krause. Sein Lächeln verrät aber, für welche Variante sein Herz schlägt.
Reto Blunier, Aldergrove BC


