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«Manager und Psychologe in einem»

Betriebshelfer kommen zum Einsatz, wenn Bauernfamilien in einer Notsituation sind. Claudio Müller, Geschäftsführer des Maschinenrings Graubünden, vermittelt solche Aushilfen.

Michael Wahl, lid |

 

 

Betriebshelfer kommen zum Einsatz, wenn Bauernfamilien in einer Notsituation sind. Claudio Müller, Geschäftsführer des Maschinenrings Graubünden, vermittelt solche Aushilfen.

Wann fordern Bauernfamilien einen Betriebshelfer an?
Claudio Müller: In 70 bis 80 Prozent sind es Notfälle, die einen Betriebshelfer notwendig machen. Dazu gehören etwa Unfälle, Todesfälle, Krankheiten, aber auch Suizid. Bei den restlichen 20 bis 30 Prozent sind Ferien, Militärdienst oder Entlastung bei Arbeitsspitzen die Gründe.

In einem Beitrag für den Bündner Bauer schreiben Sie, dass eine beunruhigende Anzahl Betriebshelfer-Einsätze aufgrund psychischer Probleme zustande kommen. Wie erklären Sie sich das?
Das hängt mit der Arbeitsbelastung zusammen, ein Thema, das die Bauernfamilien stark beschäftigt. Wir haben vor einiger Zeit zusammen mit dem Bündner Bauernverband eine Veranstaltung zu diesem Thema durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass das dauernde Eingespanntsein ein Stück weit an der Psyche nagt. Dazu kommen tiefe Produzentenpreise wie aktuell bei der Milch. Man melkt seine Kühe und merkt, dass der Milchpreis nicht dort ist, wo er sein müsste.

Wie erleben Sie derzeit die Stimmung in der Landwirtschaft?

Ich kann keine generellen Aussagen machen. Es gibt Betriebe in Gunstlagen mit guten Strukturen, wo man durchaus gut leben kann. Und es gibt Betriebe mit weniger idealen Voraussetzungen, bei denen man einfach auf keinen grünen Zweig kommt, auch wenn man sich noch so bemüht.

Zurück zum Betriebshelfer-Dienst. Wie hat sich die Nachfrage in den letzten Jahren entwickelt?
Bis 2015 haben wir konstant hohe Steigerungsraten verzeichnet. Im letzten Jahr kam es aber zu einem markanten Einbruch.

Warum?
Möglicherweise sind weniger Unfälle passiert. Ein anderer Grund könnten die tiefen Milchpreise sein. Bauern überlegen sich dann sehr gut, ob sie sich einen Betriebshelfer leisten können. Denn wenn man einen Betriebshelfer über längere Zeit braucht, kann das schon eine finanzielle Belastung sein. Nicht selten setzen dann Bauern alle Hebel in Bewegung, um innerfamiliär eine Lösung zu finden. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass das längerfristig zu einem Bumerang werden kann.

Was muss ein Betriebshelfer können?
Die Anforderungen an Betriebshelfer sind enorm hoch. Es braucht viel Fachwissen. So müssen Betriebshelfer beispielsweise mit den technisch immer anspruchsvolleren Maschinen umgehen können. Das geht heute bis zum Roboter. Dazu müssen Betriebshelfer selbständig arbeiten können und flexibel sein, weil sie regelmässig den Hof wechseln. Zudem braucht es Sozialkompetenz, gerade wenn sich bei einer Bauernfamilie ein Unfall oder Todesfall ereignet hat. Betriebshelfer sind Manager und Psychologen in einem.

Wer ist der klassische Betriebshelfer?
Die Spannbreite ist gross. Wir vermitteln viele Jungbauern, welche eine landwirtschaftliche Lehre abgeschlossen haben, aber noch keinen eigenen Hof führen und Erfahrungen sammeln wollen. Daneben gibt es ein paar aktive Bauern, deren Höfe klein sind und die deshalb auf einen Nebenverdienst angewiesen sind. Dann gibt es noch Bauern, welche den Betrieb dem Sohn übergeben haben, aber noch nicht im Pensionsalter sind und Zeit haben, ab und zu auswärts zu arbeiten.

 

Der Personal-Vermittler

Der Maschinenring Graubünden vermittelt seit 2009 im Auftrag des Bündner Bauernverbands Betriebshelferinnen und Betriebshelfer. Im Jahr 2015 leisteten 23 Frauen und 29 Männer knapp 20'000 Einsatzstunden.
www.maschinenring-gr.ch

 

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