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Mangel statt Überschuss

Die Mostbirnen-Ernte fällt äusserst bescheiden aus und liegt deutlich unter der Schätzung. Nun kommen einige Verarbeiter in Bedrängnis.

 

 

Die Mostbirnen-Ernte fällt äusserst bescheiden aus und liegt deutlich unter der Schätzung. Nun kommen einige Verarbeiter in Bedrängnis.

Knapp 4‘500 Tonnen Mostbirnen haben die Obstproduzenten an die Mostereien geliefert. Die Erntemenge ist zwar noch nicht definitiv, mit grösseren Veränderungen ist aber nicht mehr zu rechnen. Damit ist klar: Die Mostbirnen-Ernte fällt heuer äusserst mickrig aus. Im Schnitt der letzten 5 Jahre wurden jeweils 13‘500 Tonnen geerntet. Eine ähnlich schlechte Ernte wurde letztmals im Jahr 2008 eingefahren.

Mostbirnen sind gesucht

„Wir sind derzeit massiv unterdeckt”, sagt Robert Brunner von der Mosterei E. Brunner AG in Steinmaur ZH. Er hat deshalb bei anderen Verarbeitern eine Anfrage für Mostbirnen deponiert. „Falls wir keine erhalten, haben wir ein grosses Problem”, erklärt Brunner, der Birnen unter anderem zu Birnel verarbeitet. Für einen seiner Kunden musste Brunner bereits Birnenkonzentrat importieren.

Besser sieht es bei den beiden grössten Schweizer Mostereien aus. „Wir schätzen, dass die Birnenmenge zusammen mit den Reserven knapp bis zur nächsten Ernte reicht”, sagt Andreas Forrer, Leiter Mostobst-Beschaffung bei Ramseier. Er weist darauf hin, dass es bei der Rezeptur Spielraum gebe. So könne man beim herkömmlichen Apfelsaft den Birnenanteil reduzieren, falls dies nötig sein sollte. Nicht möglich sei dies allerdings bei Getränken wie dem „Hochstämmer”, der einen Birnensaft-Anteil von 25 Prozent aufweisen müsse.

Strukturelle Überschüsse


Georges Möhl von der Ostschweizer Mosterei Möhl geht ebenfalls davon aus, dass die Birnen aus der diesjährigen Ernte plus Reserven reichen werden. Es sei ein Ausnahmejahr, gibt Möhl aber zu bedenken. Im Frühling habe man noch Birnen-Konzentrat exportiert. „Mit einer solchen Situation, wie wir sie jetzt haben, hat niemand gerechnet. Bis anhin gab es immer zu viele Mostbirnen”, erklärt Möhl.

 

Genügend Mostäpfel

Im Vergleich zur mickrigen Mostbirnen-Ernte fällt die Mostäpfel-Ernte besser aus. Die rund 79‘000 Tonnen (Zahlen noch provisorisch) übersteigen – zusammen mit den Reserven aus den Vorjahren – den Inlandbedarf um 15 Prozent, was gemäss Schweizer Obstverband für eine Versorgung von 13,5 Monaten reicht. Bei den Birnen haben die Bauern nur die Hälfte der geschätzten Menge abgeliefert, bei den Äpfel hingegen entsprechen die Mengen exakt der Schätzung. mw

 

In der Tat. Starke Ertragsschwankungen sind bei Mostbirnen zwar normal, im Schnitt wurden in den letzten Jahren – trotz rückläufigem Baumbestand – aber stets mehr Birnen geerntet, als im Inland nachgefragt wurden. Mostbirnen galten in der Branche wegen der strukturellen Überschüsse als Sorgenkind. Um den Inlandmarkt im Gleichgewicht zu halten, exportierte man die Überschüsse jeweils ins Ausland. Finanziert wurden diese Überschuss-Exporte jeweils mit Beiträgen – in der Branche Rückbehalt genannt – der Obstproduzenten.

Kleine Ernte überrascht Branche

Die Branche ist über die kleine Ernte überrascht. Denn mit den knapp 8‘700 Tonnen, welche die Schätzung im Sommer vorausgesagt hat, stand zwar keine üppige, dennoch eine Ernte bevor, welche den Bedarf gedeckt hätte. Nun zeigt sich: Die Bauern lieferten gerade mal die Hälfte davon ab. Warum aber lag die Schätzung bei den Mostbirnen derart weit daneben, während sie bei den Mostäpfeln ins Schwarze traf?

„Bei einer kleinen Ernte lassen die Produzenten die Birnen tendenziell eher liegen, weil sich der Aufwand oft nicht lohnt, Kleinstmengen in die Mosterei zu bringen”, erklärt Josiane Enggasser, Vize-Direktorin des Schweizer Obstverbands. Birnel-Produzent Brunner hält den derzeitigen Birnen-Mangel für teilweise hausgemacht. „Die Branche hat den Rückbehalt zu hoch angesetzt. Das war ein grober Fehler, gerade weil von Beginn weg keine Grossernte in Aussicht war.” Die Abzüge hätten auf die Bauern demotivierend gewirkt. Brunner weist darauf hin, dass er bei Bio-Birnen, bei denen es keine Zwangsabgaben gibt, den Bedarf decken konnte.

Kulturwandel gefordert

Mostobstverarbeiter Brunner fordert ein Umdenken in der Branche. „Jahrelang wurden Mostbirnen als Überschussprodukt verteufelt und schlechtgeredet. Nun müssen wir aufpassen, dass wir überhaupt noch Mostbirnen erhalten.” Brunner steht mit dieser Meinung nicht alleine da.

Stephan Durrer, Geschäftsführer von Hochstamm Suisse, glaubt ebenso, dass es den Obstproduzenten bis zu einem gewissen Grad verleidet sei, Mostbirnen zu ernten. Für Durrer ist der aktuelle Birnen-Mangel ärgerlich: „Wir haben angesichts der Birnen-Überschüsse jahrelang Verarbeiter gebeten, neue Produkte zu lancieren. Nun müssen wir ihnen mitteilen, dass es zu wenig Birnen gibt.” Für Brunner und Durrer ist klar, dass die Branche im nächsten Jahr über die Bücher gehen und über die Höhe des Rückbehalts diskutieren muss.

Neue Tanks, neue Bäume

Obstverarbeiter Brunner hat reagiert, er baut seine Tankkapazitäten derzeit aus, damit er künftig Ernteschwankungen besser mit eigenen Reserven überbrücken kann. Zudem hat er vor einigen Jahren zusammen mit Biofarm ein Projekt zur Pflanzung neuer Birnen-Bäume lanciert, weil der Bestand überaltert ist und infolge von Krankheiten von Jahr zu Jahr abnimmt (siehe Textbox). „Heute gibt es nicht mehr zu viele Birnen-Bäume”, ist Brunner überzeugt.

 

Immer weniger Birnen-Bäume

Mostbirnen stammen fast von Hochstammobstbäumen. Grösser und markanter als beispielsweise Kirschen- oder Zwetschgenbäume prägen Birnenhochstammbäume mit ihrer imposanten Erscheinung das Landschaftsbild massgeblich. Allerdings sind sie auf dem Rückzug. Der Bestand ist überaltert, zudem bedrohen Krankheiten wie Feuerbrand und Birnenverfall die Bäume. Deshalb verschwanden in den letzten Jahren Tausende Birnenbäume. mw

 

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