Die feuchte Witterung der vergangenen Wochen setzt den landwirtschaftlichen Kulturen zu. Nebst dem Getreide ist auch das Gemüse betroffen. Die Nässe führt bei Salaten und Co. zu Fäulnis und Krankheiten. Die Preise im Detailhandel steigen.
Der Juli 2014 war nass, zu kühl und sehr sonnenarm. Zu spüren bekamen dies die Getreideproduzenten. Beim Brotweizen sorgt Auswuchs teils zu markanten Ertragsausfällen. Von der Feuchtigkeit betroffen sind aber auch die Schweizer Gemüsebauern. Noch vor wenigen Wochen hatte es fast zu viel Gemüse, und nun kommt es teilweise zu Engpässen. Das nasse Wetter führt zu Fäulnis, zudem ist das Gemüse weniger lang haltbar.
Betroffen sind vor allem Salate. Wie Peter Thurnheer, Leiter von Thurnheer Gemüsebau aus St. Margrethen SG gegenüber dem „St. Galler Tagblatt“ sagte, seien fast die Hälfte der Salate verdorben. Die ständige Feuchtigkeit lässt Kopf- und Eisbergsalate erkranken, die Blätter werden schwarz. Auch Gemüsebauern aus der Region Thurgau und Schaffhausen kämpfen mit der Nässe. Die Böden seien gesättigt, die Wurzeln würden sich daher weniger stark entwickeln, erklärt Hans Ott, Präsident der Gemüseproduzentenvereinigung der Kantone Thurgau und Schaffhausen. Die Folge sind kleinere Salatköpfe.
Hohe Ausfälle
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Seeland. Auch dort müssen die Bauern grosse Verluste hinnehmen. Thomas Wyssa, Gemüseproduzent aus Galmiz FR, rechnet mit Einbussen von bis zu 50 Prozent im Vergleich zur üblichen Menge. Er führt aber noch ein weiteres Problem an. «Wegen dem vielen Regen und den nassen Böden konnten wir während der Niederschlagsperiode keinen Salat anpflanzen», sagt Wyssa den „Freiburger Nachrichten“.
Normalerweise werden Setzlinge für eine kontinuierliche Ernte einmal in der Woche angepflanzt. Wegen des miesen Wetters konnten während mindestens einer Woche keine neuen Setzlinge gepflanzt werden. «Und deshalb fehlen jetzt Kopf- und Eisbergsalat», so Wyssa. Er rechnet aber ab Mitte August mit einer Beruhigung der Lage.
Pascal Gutknecht, Vizepräsident der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg, bestätigt die grossen Ausfälle. Einige Felder weisen einen Ausfall von bis 80 Prozent auf, sagte er gegenüber dem „Bieler Tagblatt“. Zudem sei der Aufwand für das Rüsten stark gestiegen. Und die Haltbarkeit der Ware sei unterdurchschnittlich, in den Regalen verderbe diese rasch.
Saunaeffekt befürchtet
Er befürchtet nun aber Folgeschäden. Im Seeland werde die Sonne in den nächsten Tagen die feuchten Böden erwärmen. Besonders betroffen seien Salate - Endivien, Batavia, Nüsseler und Co. «Das ist wie ein Saunaeffekt. Der Kopfsalat wird schon auf den Feldern faul», erklärt Gutknecht.
Nebst dem Salat haben auch der Broccoli und der Fenchel Probleme mit der Witterung. Einerseits wird durch das fehlende Sonnenlicht der Reifungsprozess beim Broccoli verzögert, andererseits ist die Anfälligkeit auf Pilzbefall und Krankheiten bei Broccoli und Fenchel höher. Zudem fiel das letzte Anpflanzfenster buchstäblich ins Wasser. „Dieses Gemüse wird im Herbst fehlen“, betont Gemüsebauer Thomas Wyssa gegenüber den „Freiburger Nachrichten“.
Höhere Preise im Laden
Das knappere Angebot an Salaten führt zu höheren Preisen. Gemäss Nathalie Brägger von der Migros Ostschweiz muss mit einer Verteuerung von Kopf-, Eisberg- und Nüsslisalat von rund 20 Prozent gerechnet werden. Auch Broccoli und Fenchel werden teurer, hält sie gegenüber dem „St. Galler Tagblatt“ fest. Solche Preisschwankungen aufgrund des Wetters seien häufig, da der Grossverteiler das meiste Gemüse aus der Region beziehe. Die Preise würden wieder sinken, wenn sich das Wetter stabilisiere.
Auch die Migros Aare (Bern, Solothurn, Aargau) hat die Preise erhöht. Salate wurden gegenüber der Vorwochen um bis zu 30 Prozent teurer. „Betroffen sind vor allem Freilandkulturen“, erklärt Mediensprecherin Andrea Bauer gegenüber dem „Bieler Tagblatt“. Das knappe Angebot, der Mehraufwand beim Rüsten sowie die eingeschränkte Haltbarkeit seien Preistreiber, führt Bauer aus.
Importbegehren dürften nun gestellt werden. Der Bund dürfte die Kontingente vermutlich erhöhen, da die Schweizer Produktion nicht ausreichend ist. «Beim Kopfsalat wird es demnächst ziemlich sicher Kontingente
geben», vermutet Pascal Gutknecht.
Gibt auch Gewinner
Doch nicht sämtliche Kulturen leiden unter dem nassen Wetter. „In der Region St. Gallen gibt es gute Erträge bei Blumenkohl, Kartoffeln, Karotten, Mais und Zuckerrüben“, sagt Rolf Künzler, Leiter der Fachstelle für Gemüse- und Beerenbau des Kantons St. Gallen. Im Thurgau wachsen die Reben wie verrückt.
Auch für Gemüsebauer Hans Ott war der Juli aussergewöhnlich nass, doch dafür wurde das Gebiet von Hagel verschont. Und die Bauern seien an die Tücken des Sommerwetters gewohnt. «Bis jetzt ist es noch keine Katastrophe», sagt Ott dem „St. Galler Tagblatt“. Wenn das Wetter nun umschlage, könnten sich auch die Ernten wieder einpendeln. Gerade Blattsalate würden regelmässig gesetzt und hätten immer wieder eine Chance, so Ott.