Trotz Rückgang im Jahr 2022 geht das BLW davon aus, dass der Biokonsum künftig weiter steigen wird. Dies deshalb, weil das Sortiment laufend ausgebaut werde.
Bio Suisse
2022 hat sich der Konsum im Schweizer Detailhandel normalisiert. Das führte zu einem Rückgang des Konsums. Zu spüren bekamen das auch Bio-Lebensmittel, wie das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) am Dienstag mitteilte. Das Wachstum ist gestoppt.
Der Schweizer Detailhandel erzielte 2022 mit Lebensmitteln einen Umsatz von 29,3 Milliarden Franken. Das sind 1,4 Milliarden oder 4,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Dabei nahm der Nicht-Bio-Umsatz gemäss Nielsen um 4,9 Prozent auf 26 Milliarden ab. Der Rückgang der Lebensmittelumsätze wird von den BLW-Experten mit der Normalisierung der Lebensumstände im Nach-Pandemiejahr 2022 begründet.
Klassischer Detailhandel dominiert
«Die in den Jahren 2020 und 2021 geltenden Massnahmen zur Bekämpfung der COVID-Pandemie führten zu einer Verlagerung des Konsums von Ausserhaus (Restaurant, Kantinen usw.) hin zum Detailhandel und damit letztlich zu deutlich höheren Lebensmittelumsätzen im Detailhandel», heisst es im jüngsten Markbericht Bio.

BLW
Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln kannte in den vergangenen Jahren nur einen Trend – jenen gegen oben. Nun musste dieses Segment auch einen Umsatzrückgang hinnehmen. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln sank um 2,2 Prozent auf 3,28 Milliarden Franken. Bei den Nicht-Bio-Lebensmitteln gingen die Umsätze bereits im Vorjahr zurück. So nahmen von 2020 auf 2021 die Verkäufe von Bio-Lebensmitteln um 2,4 Prozent. Der Umsatz mit Nicht-Bio-Lebensmitteln ging um 0,3 Prozent zurück.
Weil 2022 die Umsätze wertmässig bei den Nicht-Bio-Lebensmitteln stärker einbrachen, konnten die Bio-Lebensmittel ihren Marktanteil leicht, um 0,3 Prozent, auf 11,2 Prozent ausbauen. Sowohl Discounter als auch Unternehmen aus dem klassischen Detailhandel würden derweil gezielt ihre Biosortimente ausbauen, teilte das BLW weiter mit. Vor diesem Hintergrund sei davon auszugehen, dass der Biokonsum weiter wachsen werde.
Fachhandel und Direktvermarktung verlieren
Der Grossteil der Bio-Lebensmittel, 88,3 Prozent im Jahr 2022, wurden gemäss Marktbericht über den klassischen Detailhandel (Coop, Migros, Manor, Spar, Volg etc.) abgesetzt. Wichtiger werden die Discounter. Diese haben durch den Ausbau ihrer Bio-Sortimente die Marktanteile stetig ausgebaut. Sie erreichten letztes Jahr einen Anteil von 6,1 Prozent. «Damit avancierte der Discount-Kanal zum zweitwichtigsten Verkaufskanal für Bio-Lebensmittel», heisst es im Bericht.

BLW
Zu den Verlierern gehören der Fachhandel (Bäckereien, Metzgereien, Bio-Läden usw.) sowie die Direktvermarktung (Marktstände und Hofläden). Sie büssten Marktanteile ein. Insgesamt verfügten diese beiden Kanäle 2022 zusammen noch über einen Anteil von 5,6 Prozent.
«Gemüse und Kartoffeln» mit grösstem Umsatz
Die Warengruppe «frisches Gemüse und Kartoffeln» hatte mit 515 Millionen Franken oder 16 Prozent auch 2022 über den grössten Anteil am gesamten Bio-Lebensmittelumsatz im Schweizer Detailhandel. Ebenfalls hohe Bio-Umsätze verzeichneten die beiden Warengruppen «Getreide und Backwaren» und «Milch und Milchprodukte» mit 494.0 Millionen beziehungsweise 490,6 Millionen Franken. Sie erzielten damit je einen Anteil von 15 Prozent. Die drei Gruppen realisierten damit fast die Hälfte des Bio-Lebensmittelumsatzes.
Weitere wichtige Warengruppen waren «frische Früchte» mit 320,6 Mio. Fr. und «Fleisch und Fleischprodukte» mit 269,8 Mio. Fr. Umsatz. Sie erreichten einen Anteil von 10 beziehungsweise 8 Prozent bezogen auf den gesamten Bio-Lebensmittelumsatz.
Sechs Kaufmotive
Die Motive für den Kauf respektive Nicht-Kauf von Bio-Produkten sind gemäss der Biobarometer-Befragung 2022 vielfältig. Die sechs wichtigsten Kaufmotive für Bio-Lebensmittel sind «Vermeidung des vorbeugenden Einsatzes von Antibiotika in der Nutztierhaltung», «Vermeidung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel-Rückstände», «artgerechte Tierhaltung», «umweltfreundliche Produktion», «Vermeidung von Kunstdünger» und «gesunde Ernährung».
«Mit Ausnahme der gesunden Ernährung haben diese Kaufmotive entweder mit einem schonenden Umgang mit der Umwelt oder dem Tierwohl zu tun», heisst es im Bericht. Bezüglich ihrer Relevanz unterschieden sich diese Kaufmotive nur sehr geringfügig. Mit zunehmender Konsumhäufigkeit von Bio-Lebensmitteln erhöhte sich aber insgesamt die Zustimmung zu den einzelnen Kaufmotiven.

Preis ist die grösste Kaufbarriere
Die Befragung ergab gemäss BLW, dass der Preis für Bioprodukte als wichtigste Kaufbarriere bewertet wird. Auch steigende Lebenshaltungskosten könnten die Nachfrage nach Biolebensmitteln hemmen: 16 Prozent der Teilnehmenden hätten angegeben, dass sie aufgrund der steigenden Preise zukünftig weniger Bioprodukte konsumieren würden, hiess es.
Weitere relevante Kaufbarrieren im Jahr 2022 waren «zu wenig Bio in Restaurants, Kantinen und Take-Aways», «zu viel Verpackung», «schmecken nicht besser», «Zweifel daran, dass Bio drin ist, wo Bio darauf steht» und «zu wenig Bio-Lebensmittel stammen aus der Schweiz». Die Zustimmung zu den einzelnen Kaufbarrieren war bei Personen mit tiefer Bio-Kaufhäufigkeit fast durchgehend höher als in den übrigen Konsumgruppen
Preise erhöht
In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Diskussionen um die Preise und Margen bei Bio-Lebensmitteln. Der Marktbericht Bio des BLW untersuchte die Absatz- und Umsatzentwicklung. Dies könne Hinweise auf die Preisentwicklungen liefern. «Jedoch können auch Verschiebungen von Konsumpräferenzen die Absatz- und Umsatzentwicklungen beeinflussen», heisst es weiter. Das BLW meint damit den Kauf von günstigeren oder teureren Bio-Produkten.
Von 2019 auf 2020 ist die Absatzmenge von Bio-Lebensmitteln im Detailhandel etwas weniger stark gestiegen als der Umsatz. «Dies deutet generell auf Preissteigerungen hin, die unter anderem mit den Produktions- und Lieferschwierigkeiten am Anfang der Pandemie, und den damit einhergehenden höheren Produktpreisen erklärt werden können», heisst es im Marktbericht.
Von 2020 auf 2021 stiegen die Mengen mit 3,5 Prozent dagegen stärker als die Umsätze. «Dies deutet auf tiefere Bio-Preise hin, die unter anderem durch den Ausbau der Bio-Sortimente der Discounter und Detailhändler und den zunehmenden Kostendruck im Bio-Segment zustande kamen», schliessen die Marktexperten. Von 2021 auf 2022 sank der Bio-Absatz aber um 2,9 Prozent und somit etwas stärker als der Umsatz, der um 2,2 Prozent zurückging. «Das Bio-Preisniveau ist damit wiederum etwas gestiegen. Durch die Preissteigerungen wurde im 2022 ein Teil des Konsum- und damit des Umsatzrückgangs kompensiert», heisst es weiter.
3 Responses
was soll dieser Titel?
Der Umsatz gieng bei allen Lebensmittel zurück!
Konventionell minus 4,9 %
Bio minus 2,2 %
Prognosen Bio zunehmend.
Warum muss der SB immer Stimmung gegen Bio machen?
Warum versucht der SB den eindruck zu erwecken bio seinicht mehr gefragt ?
Wird der SB von der Dünger und Chemielobby gesponsort?
Für eine Fachzeitung sind solche Berichte peinlich.
Bravo, entlich jemand der es auf den Punkt bringt.
Da habt ihr vom Schweizer Bauer den BLW-Berichtwohl zu schnell überflogen, denn entgegen eurer suggestiven Überschrifft STEIGT der Bio-Anteil und Umsatz weiterhin.
„In einer Mehrjahresbetrachtung verzeichnet die Bio-Lebensmittelnachfrage ein stabiles Wachstum. Dies zeigt sich zum einen im um 480 Millionen Franken höheren Bio-Umsatz im 2022 und zum anderen am weiter zunehmenden Umsatzanteil von Bio-Produkten am gesamten Lebensmittelmarkt.“
„Auch der Anteil an Konsumenten stieg von 17 auf19%“