Schweizer Urdinkel ist ein gefragtes Gut. Damit mehr Bauern das Getreide anbauen, hat die Interessengemeinschaft Dinkel den Preis erhöht und Anpassungen bei den Sammelstellen vorgenommen. Die Fläche soll deutlich wachsen.
Dinkel war um 1900 das wichtigste Brotgetreide der Schweiz. Danach verlor er stark an Bedeutung, weil die Bauern auf den ertragreicheren Weizen setzten. Der Tiefstand folgte zu Beginn der 1990er-Jahre.
Nicht mit Weizen gekreuzt
Zum Revival beigetragen hat 1995 die Gründung der IG Dinkel, welche die Marke «UrDinkel» lancierte. 230 Bauern und Müller waren im Gründungsjahr dabei. Heute zählt der Verein 2500 Mitglieder, darunter über 2200 Produzenten. Die IG fördert seither den Anbau von alten Schweizer Dinkelsorten, die nicht mit Weizen gekreuzt wurden. In der Schweiz sind dies «Oberkulmer» und «Ostro».
Und das Produkt kommt am Markt hervorragend an. «Erstmals seit der Einführung des Pflichtenhefts für UrDinkel im Jahr 1996 sind nicht Missernten der Grund für den aktuellen Mangel an UrDinkel», schreibt die IG in einer Mitteilung am Dienstagabend.
Gemäss der Website Schweizer Brot ist UrDinkel ein eiweissreiches Getreide, dessen Mehl verschiedene Vitamine (B1, B6) und Mineralstoffe, zum Beispiel Eisen, Magnesium und Phosphor, sowie hochwertige ungesättigte Fettsäuren – und kein Cholesterin – enthält. «Der hohe Anteil an komplexen Kohlenhydraten und Nahrungsfasern macht UrDinkel zur idealen Ernährung für Figurbewusste und Sportler», heisst es weiter. Zudem habe das Getreide einen «unverwechselbaren Eigengeschmack».
Geröllt und gemahlen
Eine Eigenheit des UrDinkelkorns ist seine «Verpackung»: Das Korn muss zuerst von den Spelzen (Schutzmantel) befreit werden, bevor es gemahlen werden kann. Diesen Vorgang nennt man «Röllen».
Produkte leergekauft
Im von der Covid-19-Pandemie geprägten Jahr 2020 nahmen die Verkäufe von UrDinkel-Produkten bei Direktvermarktern und im Detailhandel massiv zu. «Der Absatz schoss regelrecht durch die Decke», schreibt die IG. Einige Verkaufsstellen seien während 2 bis 3 leergekauft gewesen.
Obwohl die Ernte gut ausfiel und die Fläche ausgedehnt wurde, entstanden Lieferlücken von rund 8% auf allen Labelstufen und in fast allen Absatzkanälen. Um dieser Knappheit zu begegnen, hat der Vorstand der IG Notmassnahmen beschlossen.
Flächenzuwachs verdreifachen
Für die mittelfristige Verbesserung wurde der Preis auf die Ernte 2021 hin um 2 Franken zu Lasten der Werbelizenz angehoben. «Auf die Ernte 2022 wird der Dinkelpreis nochmals um mindestens 5 Franken steigen, was eine Mehlpreissteigerung von 10 Fr./dt zur Folge haben wird», hält die IG fest.
Ausserdem gibt es auch Anpassungen beim angestammten Gebiet. Dieses wird von 30 auf 40 km rund um die Röllsammelstellen erweitert. Zudem können weitere Sammelstellen geschaffen werden. Das Ziel dieser Massnahmen ist es, den Flächenzuwachs auf die Ernte 2022 hin zu verdreifachen und der Dinkelmarkt möglichst rasch wieder auszugleichen.
Die Fläche ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Gemäss Angaben der Branchenorganisation Swiss Granum wurden 2015 auf 4600 Hektaren Dinkel angebaut. 2021 ist diese Fläche auf 6300 ha angestiegen, knapp 300 ha mehr als im Vorjahr. Bei diesen Werten handelt es sich um Urdinkel- und Dinkelflächen.
IP-Suisse
Landwirte, die von der Marke «Urdinkel» profitieren wollen, sind verpflichtet, nach Anbaumethoden der Vereinigung IP-Suisse zu arbeiten. Für biologisch angebauten UrDinkel gelten übergeordnet die Richtlinien der Vereinigung Bio Suisse. «An den Boden stellt eine ursprüngliche Dinkelsorte keine besonderen Ansprüche. Aber man darf keine Halmkürzer und keine Fungizide verwenden. Auch Dünger darf ich nur sparsam einsetzen», sagte Landwirt Andreas Mohni 2018 gegenüber dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst.
Die Stickstoff-Düngung erhöht das Risiko, dass Wind und Regen die langen Halme zu Boden drücken und damit das Korn für den Backprozess unbrauchbar machen. Das angestammte Anbaugebiet von Schweizer Urdinkel umfasst hauptsächlich die Kantone Bern, Luzern und Aargau, gefolgt von Baselland, Thurgau, Solothurn, Jura und Zürich.
Mehr Infos gibt es hier: Weitere Infos: www.urdinkel.ch oder 034 409 37 38
Mehr Infos zum Vertragsanbau und zu den Richtlinien gibt es hier
Die Jahresrechnung 2020 zeigt einen ausserordentlichen Gewinn. Ausfallende Messen und verbilligte oder stornierte Werbemassnahmen führten zu wegfallenden Kosten und die überaus fordernden Verkäufe im Herbst liessen das Warenlager gegenüber dem Vorjahr deutlich schrumpfen. Mit den beschlossenen Preiskorrekturen will die IG Dinkel Gewinne vermeiden und die Wertschöpfung stattdessen der Branche zukommen lassen.