Der Schweizer Detailhandelsmarkt gibt einiges her. Neue Anbieter wie die deutsche Rossmann-Gruppe, sie bietet auch Lebensmittel an, drängen in den Markt. Bestehende Händler wie Migros, Aldi, Lidl und Coop suchen nach neuen Flächen.
Mehrere hundert Verkaufsstellen
Die Meldung der deutschen Bioladenkette Alnatura, dass ihre Produkte ab Anfang 2025 bei Volg ins Sortiment aufgenommen werden, ging im Vorweihnachtstrubel fast ein wenig unter. Ab Anfang 2025 werden deren Produkte auch bei Volg ins Sortiment aufgenommen. «Damit baut Alnatura seine Präsenz in den ländlichen Gebieten der Deutsch- und Westschweiz aus», schreibt der Konzern, der 1,2 Mrd. Euro (1,13 Mrd. Fr.). umsetzt, in einer Mitteilung.
Bisher gibt es Alnatura-Produkte in der Schweiz bei der Migros, in Alnatura-Supermärkten, Farmy und der Drogeriekette Müller zu kaufen. Mit Volg kommen mehrere hundert Verkaufsstellen hinzu. Weshalb sehen die Deutschen hier Potenzial? «In der Schweiz gibt es keinen Bio-Hersteller, der ein so breites Sortiment aus einer Hand anbieten kann wie Alnatura», sagt Sprecherin Constanze Klengel zu «Schweizer Bauer». Volg sei aufgrund der Liefersituation aus Bio-Importware angewiesen. Alnatura sei als Sortimentsergänzung angedacht. «Volg wird, wenn möglich, Schweizer Produzenten bevorzugen», sagt Klengel weiter.
40 Alnatura-Produkte
Die Ankündigung der FenacoTochter Volg überrascht dennoch. So sagte im Jahr 2018 der damalige Volg-Chef Ferdinand Hirsig zum «Tages-Anzeiger», dass Bio kein Thema sei. Das sei konzeptionell so gewollt. Man habe Bioprodukte in einigen Filialen angeboten, die Nachfrage sei kaum vorhanden gewesen. Von wo kommt nun der Sinneswandel? Volg reagiert auf das Verhalten der Kunden. «Die Nachfrage nach Bioprodukten ist in den letzten Jahren auch im ländlichen Raum gestiegen», sagt Volg-Sprecherin Tamara Scheibli zum «Schweizer Bauer».
So gibt es ab Januar in den Volg-Läden 40 Alnatura-Produkte zu kaufen, unter anderem eine Nuss-Nougat-Creme, Leinsamen und ein Mandelmus. Weshalb setzt Volg nicht auf Knospe-Produkte? Alnatura-Produkte würden bestehende Import-Bioprodukte ersetzen, erklärt Scheibli. Die Marke habe in der Schweiz einen hohen Bekanntheitsgrad, und Volg führe auch Schweizer Bioprodukte im Sortiment, unter anderem eine Bioapfelschorle von Ramseier oder Biochips von Zweifel.
Knackpunkt Stufenmodell
Knackpunkt dürfte jedoch das Drei-Stufen-Modell von Bio Suisse sein. Dieses besagt, dass die Händler eine gewisse Anzahl an Knospe-Produkten im Sortiment führen müssen, damit sie das Knospe-Logo nutzen dürfen. Für Stufe zwei braucht es rund 400 Artikel, dann darf das Bio-Suisse-Logo ohne Knospe verwendet werden. Das schafft Volg nicht. «Mit der Marke Biedermann führen wir ein umfassendes Bio-Knospe-Sortiment bei den Milchprodukten. Leider dürfen wir unter unserer Eigenmarke die Bio-Knospe nicht ausloben, da wir die geforderte Mindestanzahl an Artikeln nicht erfüllen können», erklärt Tamara Scheibli. Das Sortiment von Volg umfasst rund 5000 Artikel.
Volg geht davon aus, dass die Alnatura-Produkte die Nachfrage nach Bioprodukten stärken wird. Davon würden schlussendlich auch die Schweizer Bio-Bauern profitieren. Bei Bio Suisse reagiert man gelassen. Es sei begrüssenswert, wenn mehr Bio angeboten werde. «Die Knospe-Richtlinien gehören aber zu den Strengsten der Welt. Alnatura geht in vielen Punkten weniger weit und bedient andere Kunden-Bedürfnisse», sagt Mediensprecher David Hermann.



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