Die «Schweizer Tafel» meistert mit insgesamt 36 Kühlfahrzeugen und zahlreichen Helfenden eine Aufgabe die ganz simpel ist, aber niemand sonst tut: Noch einwandfreie Lebensmittel aus dem Detailhandel werden vor dem Wegwerfen bewahrt und gelangen durch die Stiftung zu Menschen, die diese dringend benötigen.
Gion Wyss fährt an diesem Tag Tour 2 in der Region Zürich. Er sitzt am Steuer des Kühlfahrzeugs und ruft nacheinander die Detailhändler an, um zu erfragen, ob sie heute Lebensmittel zum Einsammeln bereit haben – zuerst eine Filiale von Lidl, dann Coop, danach Globus. «Der Coop Megastore auf meiner Tour hat fast immer etwas für uns. Wenn die Filialleitung das Konzept gut findet, merkt man das bei der Qualität und Menge der gespendeten Lebensmittel, die wir einsammeln», erklärt der 32-jährige Zivildienstleistende der «Schweizer Tafel». Der «Schweizer Bauer» darf ihn heute auf seiner Tour begleiten. Die Stiftung sammelt seit über 20 Jahren Produkte und verteilt sie kostenlos an soziale Institutionen, die Bedürftige unterstützen.
«Man sieht wo die Hilfe ankommt»
Sechs Kühlfahrzeuge werden bepackt mit ein paar Flaschen Mate, Volvic und einigen Tüten Chips. Dinge, die im Trockenlager derzeit auf Vorrat sind. Die Helfer, die sich in die Fahrzeuge setzen, sind vor allem Zivildienstleistende. «Wir freuen uns über jedes Paar helfende Hände», sagt Philipp Schreier, Leiter der Region Zürich, und erklärt weiter: «Neben den Zivis und Freiwilligen sind Pensionäre, Asylsuchende, Langzeitarbeitslose im Einsatz oder auch Angestellte von Firmen. Die Firmen stellen die Interessierten ein bis zwei bezahlte Tage jährlich extra für diesen Zweck von der Arbeit frei.»
Der Zivildienstleistende, den wir auf seiner Tour begleiten dürfen, ist seit zwei Wochen dabei. Gion Wyss leistet seinen Dienst bei der Schweizer Tafel während insgesamt vier Monaten. So lange ist er als Lehrer freigestellt. Er bevorzugt diese Variante dem Militärdienst, von dem er zum Zivildienst gewechselt hat, und findet seine Tätigkeit sinnvoll: «Man sieht direkt, wo die Hilfe ankommt. Montags fahren wir zum Beispiel ein Flüchtlingsheim an. Die Personen freuen sich unheimlich über Avocados. Heute endet unsere Tour bei der Heilsarmee und bei der Partnerorganisation der Schweizer Tafel, «Tischlein deck dich».»
Weniger Foodwaste
An den Laderampen der Detailhändler nehmen wir Lebensmittel entgegen, die entweder kurz vor dem Verbrauchsdatum stehen oder das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits erreicht haben. Das meiste ist Obst, Gemüse und Brot. Lebensmittel, die das Verbrauchsdatum bereits überschritten haben, nimmt die Schweizer Tafel nicht entgegen. Ausserdem sortieren die Helfenden beim Umladen der Lebensmittel in die Transportboxen schlecht-riechendes und -aussehendes Gemüse und Obst aus. Davon gibt es nur wenig. Die Detailhändler bereiten das Abzuholende meist sorgfältig vor. Die Alternative wäre Wegwerfen. So nützt die Arbeit der Schweizer Tafel nicht nur den sozialen Einrichtungen, sondern reduziert auch Foodwaste.
Sabrina Munz, Kommunikationsverantwortliche bei der Schweizer Tafel, erklärt gegenüber dem «Schweizer Bauer» jedoch, dass die gestiegenen Energiepreise im vergangenen Jahr eine grosse Herausforderung waren: «Die Ausgaben für die Fahrzeuge, deren Unterhalt, die Tankfüllungen sind gestiegen. Daher sind wir noch stärker als sonst auf Spenden angewiesen.»
Über Schweizer Tafel
Schweizweit sammeln 36 Kühlfahrzeuge mit je zwei Helfenden überschüssige Lebensmittel bei 15 bis 25 Filialen pro Fahrzeug ein. 60 bis 70 Kisten Lebensmittel pro Fahrzeug werden täglich kostenlos an soziale Institutionen, wie zum Beispiel Gassenküchen verteilt. Die Schweizer Tafel ist an sechs regionalen Standorten vertreten. Zu den Detailhändler-Spendern zählen unter anderen Coop, Denner, Migros, Lidl, Aldi, Manor und Globus. Aber auch Grossverteiler, Industrie und Lebensmittelproduzenten gehören zu den Spendern. Die Stiftung ist auch auf Geldspenden angewiesen, was durch einem Twint QR-Code auf der Website schnell und einfach geht.