Rüebli, Salat oder Beeren auswählen, online zusehen, wie alles wächst, und dann die Ernte vor die Haustüre geliefert bekommen. Das versprach MyFeld seinen Kundinnen und Kunden.
160 kleine Tomatenhäuser
Diesen Herbst deponierte das Jungunternehmen die Bilanz. «Trotz intensiver Bemühungen war es uns nicht möglich, ausreichende Investorengelder zu finden, um unsere Geschäftstätigkeit fortzuführen», steht auf der Internetseite. Per Mausklick konnten die Kundinnen auf einem Feld von 16 m2 ihr individuelles Gemüse anbauen lassen. Zur Auswahl standen bis zu 30 verschiedene Gemüsesorten.
«In der ersten Saison, das war 2021, haben wir tatsächlich jeden virtuellen Garten identisch im Feld nachgebaut, was dazu führte, dass wir 160 kleine Tomatenhäuser aufgestellt haben. Es war körperlich brutal. Wir waren quasi ununterbrochen mit Familie und Freunden auf dem Feld», sagte MyFeld-Mitgründerin Sarah von Aesch im März 2023 gegenüber dem «Schweizer Bauer».
Per Mausklick konnten die Kundinnen auf einem Feld von 16 m2 ihr individuelles Gemüse anbauen lassen.
MyFeld
Harziger Start
Damals zählte MyFeld rund 1000 Kunden in der Schweiz, hatte sich von einem Online-Gemüsegarten hin zu einem Online-Bauernhof entwickelt, auf dem auch ein Rebberg oder ein Hopfengarten erstellt werden konnten, und die Verantwortlichen strebten an, das Konzept 2024 in Deutschland und danach in den USA zu verwirklichen.
Gegründet wurde MyFeld Ende 2020 als GmbH, im Sommer 2022 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Der Produktionsstart war harzig und im ersten Jahr fiel ein Teil der Ernte wegen des schlechten Wetters ins Wasser. Manche Kunden bekamen nur wenig Gemüse oder gar nichts und wurden mit Gutscheinen auf die nächste Saison vertröstet. Angebaut wurde das Gemüse auf einem Landwirtschaftsbetrieb im Kanton Aargau.
Externes Gemüse gekauft
Laut einem Beitrag des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» ebbte die Kritik auch nach dem ersten Jahr nicht ab, und Kundinnen und Kunden hätten sich bei SRF gemeldet, da sie monatelang vergeblich auf die erste Gemüselieferung warten mussten. Das bei einem Abopreis von 600 bis 800 Franken.
Wie es scheint, hat das Unternehmen die Schwierigkeiten auf dem Feld bis zum Schluss nicht in den Griff bekommen. Und weil die Ernte nicht ausreichte, wurde immer mehr Gemüse von extern dazugekauft, wie es in einem Artikel in der Fachzeitschrift «Der Gemüsebau» heisst.
My-Feld-Gründer Raphaell Schär.
MyFeld
Vor einem Jahr buhlte das Startup noch in der Fernsehsendung «Die Höhle der Löwen Schweiz» auf 3+ um die Gunst von Investoren und bekam 375’000 Franken zugesprochen. Gereicht hat das nicht und im «Gemüsebau» wird MyFeld-Gründer Raphaell Schär mit den Worten zitiert: «Am Schluss hat es einfach am Geld gefehlt.» Eigentlich schade, denn die Nachfrage sei vorhanden gewesen, so Schär
Schade, dass das so enden musste, denn es gibt eine schöne Anzahl genossenschaftlicher Gemüsegärten, die funktionieren. So genannte Solidarische Landwirtschaft SoLaWi.
Meistens wissen es eh alle besser.
Da könnt ihr sehen was jeder bauer mit seinem Geschäft vollbringt, ohne Konkurs zu gehen.
Wurden hier alle getäuscht?
Wie verbrennt ein junges Startup 375'000.- ?
375'000 CHF zu verbrennen ist nicht schwierig. Eigenlöhne und Löhne, teurer Zukauf von Dienstleistung oder Produkten und das reicht schon.
Menschen überschätzen sich und wenn es schiefgeht, versucht man sich selbst zu retten.