«Die Emmi-Gruppe verfolgt seit vielen Jahren eine fokussierte und disziplinierte Internationalisierungsstrategie», teilt das Unternehmen am Freitag mit. Akquisitionen würden dabei eine wichtige Rolle spielen.
«Logischer Schritt»
Emmi hat über die letzten 30 Jahre 45 Übernahmen getätigt. Der grösste Schweizer Milchverarbeiter fokussiert sich dabei auf vier Nischen. «Emmi verfügt hier über eine hohe Kompetenz und eine relevante Marktposition und kann profitables Wachstum vorantreiben», heisst es weiter. Premium-Desserts sei eine dieser wichtigen strategischen Nischen
Ricarda Demarmels, CEO der Emmi
ZMP
«Für uns war die Übernahme der nächste, logische Schritt, um unsere ‹süsse Reise› zu beschleunigen – nach der Verstärkung mit italienischen Desserts und der Expansion in die USA», sagte Emmi-Chefin Ricarda Demarmels am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Emmi verstärke mit dem Zukauf die eigene Position in Europa deutlich und Mademoiselle Desserts ergänze das bisherige Sortiment und die Vertriebskanäle ideal.
Umsatzschub für Dessert-Geschäft
Der Zukauf, der noch der Zustimmung von Arbeitnehmervertretern und Behörden bedarf, wird das Dessert-Geschäft deutlich nach vorne bringen. Mademoiselle Desserts beschäftigt 2000 Mitarbeitende und erzielte 2023 einen Jahresumsatz von rund 420 Millionen Euro (409 Mio. Fr.). Der Unternehmenswert der Übernahme liege bei rund 900 Millionen Euro (875 Mio. Fr.). Zum Vergleich: Mit mehr als 9'000 Mitarbeitenden, von denen rund 70 % ausserhalb der Schweiz tätig sind, erwirtschaftete die Emmi 2023 einen Umsatz von 4.2 Milliarden Franken.
Die Emmi Gruppe würde nach eigenen Angaben künftig eine führende Rolle in der weltweit wachsenden Premium-Dessert-Kategorie einnehmen.
zvg
Die strategische Nische der Premium-Desserts werde nach der Akquisition rund 17 Prozent des Gesamtumsatzes von Emmi erwirtschaften. Aktuell mache das Dessertgeschäft nur 9 Prozent des Umsatzes aus. Mit Blick auf die Margen liege Mademoiselle Desserts über dem Niveau der gesamten Emmi-Gruppe, sei aber vergleichbar mit dem eigenen bisherigen Dessertgeschäft, ergänzt die Konzernchefin.
Verschuldung steigt
Kurzfristig werde es Integrationskosten geben, allerdings laut Demarmels im «normalen Rahmen». Wichtig sei, dass das Momentum im Dessertgeschäft aufrecht erhalten werde und die Synergien aus dem Zusammenschluss genutzt würden. Emmi wolle sich nun auf die Integration konzentrieren.
Die Mademoiselle Desserts Group hat ihren Hauptsitz in Montigny-le-Bretonneux in Frankreich. Die Patisserie-Produkte der Mademoiselle Desserts-Gruppe werden in zwölf eigenen Produktionsstätten in Frankreich, England, den Niederlanden und Belgien hergestellt. Das Sortiment umfasst Produkte wie Viennoiserie, Kuchen, Torten, Millefeuilles oder Beignets. Das Unternehmen hat ein breites Spektrum an Kunden wie Cafés, Restaurants, Detailhandel und bis zu Lieferdiensten in Frankreich, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Belgien und in rund 50 Länder weltweit.
Finanziert werden soll der Deal über Fremdkapital sowie aus überschüssigen liquiden Mitteln. Damit steige die Verschuldung zwar an, liege aber immer noch in einem sehr angemessenen Rahmen und solle auch wieder zügig sinken, sagte die Firmenchefin.
«Desserts Powerhouse»
Mit der beabsichtigten Übernahme der Mademoiselle Desserts Gruppe würde Emmi ihr Portfolio um französisch-inspirierte Desserts ergänzen und das Portfolio um angelsächsische Kuchen und Desserts stärken. «Emmi kann den Kunden so ein innovationsstarkes Gesamtsortiment bieten», schreibt das Unternehmen. Die geplante Akquisition soll Emmi auch neue Marktchancen eröffnen, um zukünftig als «Desserts Powerhouse» eine weltweit führende Rolle in der wachsenden Premium-Dessert-Kategorie einzunehmen. «Wir beabsichtigen, das ‹Savoir-faire› der französischen Dessertkunst und die Patisserie von Mademoiselle Desserts mit den Dessertkreationen unserer ‹Pasticceri› sowie den amerikanisch- und lateinamerikanisch-inspirierten Desserts aus Italien und den USA unter dem Dach der Emmi Gruppe zu vereinen», sagt Ricarda Demarmels.
Didier Boudy übernimmt die Leitung der Dessert-Sparte bei Emmi.
zvg
Die verschiedenen Einheiten des neuen «Desserts Powerhouse» müssten in den nächsten Jahre zusammenwachsen. Weitere kleinere Ergänzungsakquisitionen seien zwar denkbar, stünden aber derzeit nicht im Fokus. Die Leitung der neuen Einheit soll der aktuelle Chef von Mademoiselle Desserts, Didier Boudy, übernehmen. Der Branchenexperte steht seit 2021 der FEB (La Fédération des Entreprises de Boulangerie/Patisserie), dem Bäckerei-Patisserie-Verband Frankreichs, als Präsident vor.
Ziele für 2024 bestätigt
Der Einfluss auf das laufende Geschäftsjahr könne noch nicht abgeschätzt werden, hiess es weiter. Viel hänge vom Zeitpunkt der Übernahme ab. Emmi erwartet derzeit den Abschluss der Transaktion im vierten Quartal. An den Zielen für 2024 für das bestehende Geschäft sowie an den mittelfristigen Finanzzielen und der Dividendenpolitik hält Emmi gegenwärtig fest.
An der Börse wird die Verstärkung begrüsst und auch Analysten äussern sich positiv. Unter den Experten ist von einem soliden und logischen Schritt die Rede, der sich über die kommenden Jahre wertsteigernd auswirken dürfte. Die Aktie legte am Vormittag in einem zurückhaltenden Gesamtmarkt um 1,8 Prozent auf 909 Franken zu.
Nun; vielleicht gibt es dann wenigstens die Kindermilchschnitte mit Schweizermilch.