Emmi erweitert das Sortiment an veganen Produkten. Der grösste Schweizer Milchverarbeiter strebt in diesem Segment Wachstum an. Auch Schweizer Bauern sollen daran teilhaben.
Vegane Produkte versprechen Wachstum und sind offenbar lukrativ. Detailhändler wie Coop und Migros bauen ihr Sortiment laufend aus.
Bereits seit längerer Zeit im Geschäft
Auch Emmi ist seit einiger Zeit in diesem Segment tätig. Das Unternehmen produziert Milchprodukte aus Soja, Mandeln und Lupinen. «Dies jedoch nur für Drittkunden und nicht unter der Marke Emmi», berichtete der Tagesanzeiger 2016. Die Mehrheitsbeteiligung am österreichischen Bio-Unternehmen Hale hat diesen Bereich weiter gestärkt.
Im vergangenen Herbst wurde bekannt, dass Emmi seinen Blockbuster, Caffè Latte, um eine vegane Ausführung erweitern wird. «Damit bedient Emmi den wachsenden Trend nach veganen Produkten», teilte Emmi Deutschland damals mit. Beim Almond Macchiato stehe die brasilianische Kaffeeherkunft und die vegane Kennzeichnung im Fokus, hiess es weiter.
«Attraktive Nische»
Das jüngste Mitglied der Caffè-Latte-Familie gibt es in Kürze auch in der Schweiz zu kaufen. Den Entscheid, eine Marke für vegane Produkte zu lancieren, begründete Emmi im November 2019 gegenüber «Schweizer Bauer» damit, dass die Bearbeitung von attraktiven Nischen zur Strategie von Emmi gehöre.
In dieser Woche gab das Innerschweizer Unternehmen bekannt, seine vegane Produktepalette zu erweitern. Denn das Unternehmen geht davon aus, dass sich immer mehr Menschen vegetarisch oder vegan ernähren werden. Oder zumindest ab und zu.
«Wirtschaftliche Notwendigkeit»
Für Emmi werden diese Produkte strategisch. «Der anhaltende Trend hin zu vegetarischer oder veganer Ernährung macht es zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit, an dieser Entwicklung teilzuhaben», macht Emmi-Chef Urs Riedener deutlich.
Emmi habe einerseits die Produktionsanlagen und andererseits ein grosses Wissen rund um pflanzenbasierte Nahrungsmittel. Riedener sagt weiter, man verfolge die Strategie der frühen Besetzung von Nischen konsequent weiter und stärke damit den Wirtschaftsstandort Schweiz.
Drei Produktionsstandorte
Unter der neuen Produktelinie Beleaf werden Jogurtalternativen, Drinks und Shakes angeboten. Hergestellt werden die Produkte an verschiedenen Standorten. «Die Jogurt werden in Emmen, der vegane Caffè-Latte-Drink aus Mandelmilch in Ostermundigen und die Hafer- und Mandelmilch im spanischen Werk in Corella hergestellt», sagt Emmi-Konzernsprecherin Victoria Arnold zu schweizerbauer.ch.
Von wo bezieht Emmi die Rohstoffe derzeit? «Mandeln benötigen im mediterranen Klima feuchte Winter und heisse, trockene Sommer. Spanien bietet diese klimatischen Bedingungen. Unser Hafer stammt aus Nordeuropa», so Arnold weiter.
Tests mit Schweizer Hafer
Rohstoffe für vegane Produkte könnten auch in der Schweiz angebaut werden. Schweizer Bauern könnten so an der Wertschöpfung teilhaben. Und Emmi hat sich zum Ziel gesetzt, Teile der Rohstoffe aus der Schweiz zu beziehen. Wird Emmi also beim Hafer künftig auf Schweizer Herkunft setzen? «Ja, das streben wir an. Es laufen auch schon Produkttests mit Schweizer Hafer. Es kann gar sein, dass diese im Verlaufe des Jahres noch eingeführt werden», führt die Sprecherin aus.
Der Milchverarbeiter arbeitet an verschiedenen Standorten, so im Werk in Emmen und bei der Molkerei Biedermann, an verschiedenen Verfahren, bei denen Schweizer Hafer als Basis verwendet wird. Der Hafer für die Tests hat der Milchverarbeiter bei einer Mühle eingekauft.
Hafer aus der Schweiz als Ziel
Wie viel Hafer Emmi für die Tests benötigt, kann das Unternehmen nicht beantworten. Doch das klare Ziel des Milchverarbeiter ist es, künftig Schweizer Bauern mit dem Anbau zu beauftragen. «Falls die Produkttests positiv verlaufen, würden wir den Hafer sehr gerne über bestehende Emmi Milch-Lieferanten beziehen», präzisiert Arnold gegenüber schweizerbauer.ch.
Das Unternehmen möchte den Schweizer Hafer zudem auch in der Schweiz verarbeiten, sprich abfüllen. Derzeit wird der Drink in Spanien abgefüllt. Über Mengen und Fläche gibt es derzeit noch keine Angaben, da sich Emmi noch in der Testphase befindet.
Milch soll Kerngeschäft bleiben
Werden aber durch die Lancierung von veganen Produkten nicht milchbasierte Produkte verdrängt? Die Emmi-Sprecherin verneint: «Die Nachfrage nach veganen Produkten ist eine Tatsache. Mit unserer Produktlinie möchten wir an dieser steigenden Nachfrage teilhaben und importierten Milchalternativen die Stirn bieten.»
Emmi ist sich bewusst, dass vor allem seine Lieferanten und Besitzer, die Landwirte, der Lancierung kritisch gegenüber stehen könnten. Die Milch bleibe weiterhin zentral. «Vegane Milchersatzprodukte sind eine Marktnische, das Kerngeschäft von Emmi sind und bleiben Milchprodukte», versichert Victoria Arnold. Und Emmi-Marketingchef Thomas Morf doppelt nach: «Wenn Konsumenten heute von Zeit zu Zeit zu pflanzenbasierten Produkten greifen, soll ein Emmi Produkt im Einkaufswagen landen, das durch guten Geschmack überzeugt.»
Zu kaufen gibt es die veganen Produkte bereits ab kommender Woche. Der vegane Caffè Latte wird im Sortiment von Detailhändler Eingang finden, unter anderem bei Coop, Manor, Migrolino und LeShop.
Zur Emmi-Gruppe zählen in der Schweiz 25 Produktionsbetriebe. Im Ausland ist das Unternehmen mit Tochtergesellschaften in 14 Ländern präsent; in sieben davon mit Produktionsstätten. Aus der Schweiz heraus exportiert Emmi Produkte in rund 60 Länder. Schwerpunkte der Geschäftsaktivitäten bilden - neben dem Heimmarkt Schweiz - Westeuropa sowie der amerikanische Kontinent. Der Umsatz von 3,5 Milliarden Schweizer Franken - über 10% davon mit Bio-Produkten - verteilt sich zu 47% auf die Schweiz und zu 53% auf das Ausland. Deutschland ist für Emmi einer der wichtigsten Auslandsmärkte. pd