«Schweizer Bauer»: Letzte Woche wurden die Richtpreise beim Brotgetreide definiert. Diese sind im Vergleich zum Vorjahr beim Brotweizen um 1.50Fr. und beim Roggen um 1Fr./100kg höher. Sind Sie mit dem Ergebnis der Verhandlungen zufrieden?
Fritz Glauser: Letztlich handelt es sich um einen Kompromiss. So starteten wir Produzenten und die Abnehmer nicht mit dem gleichen Preisniveau in die Verhandlungen. Die Abnehmer sind uns aber entgegengekommen, und in diesem Sinne sind wir mit dem Erreichten zufrieden. Vor 2022 war der Weizenpreis der Klasse Top mehrere Jahre konstant bei 52 Fr./100kg. Im Vergleich mit damals ist der jetzige Ernterichtpreis gut 15 Prozent höher.
Lag nicht mehr drin?
Womöglich hätten wir noch mehr erreicht, wenn die leidige Geschichte rund um den Import von Weichweizen zur Stärkeproduktion, sprich die Ablehnung der Motion Knecht, nicht gewesen wäre. Dadurch verlieren die Mühlen 15 bis 20 Prozent Volumen bei gleichbleibenden Strukturkosten und müssen ihre Fixkosten darum auf weniger Kilo Mehl verteilen. So steigt der wirtschaftliche Druck für die Müller, und das machte die Verhandlungen schwieriger.
Seit dem 1. Februar 2024 gilt beim Brot eine Deklarationspflicht zum Produktionsland. Das mit einer einjährigen Übergangsfrist. Was erhoffen Sie sich davon?
Ein stärkeres Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten dafür, dass sie auch beim Brot auf die Herkunft achten. So, wie zum Beispiel beim Fleisch. Dort muss das Herkunftsland unter anderem auch in den Speisekarten der Restaurants schon lange aufgeführt werden. Wir wollen jetzt das Gleiche für Brot und Backwaren und erhoffen uns davon einen positiven Effekt.
Beim Futtergetreide gab es keine Einigung für einen Richtpreis. Wo liegt das Problem?
Wir forderten schon vor zwei Jahren beim Futterweizen einen Preis von 44 Fr./100kg und bei der Gerste von 42 Fr./100kg. Damals einigten wir uns auf ein Plus von drei Franken auf 39.50 Fr./100kg beim Futterweizen und 37.50 Fr./100kg bei der Gerste. Doch das Futter jener, die diesen Preis bezahlt hatten, war zu teuer im Vergleich mit dem Futter jener, die voll auf den Import gesetzt hatten. Unsere Preisforderungen waren heuer nicht anders.
Fritz Glauser ist Präsident der Schweizer Getreideproduzenten.
Christof Lüthi
Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Beim Grenzschutz. Denn dieser ist oft zu tief und bietet Raum für billige Importe. Das drückt auf die Futtermittelpreise. Wir diskutieren auch immer wieder mögliche Lösungen, um das hiesige Futtergetreide vom Import zu entkoppeln. Spruchreif ist aber noch nichts. So müssten die Kosten für mehr Schweiz im Futter eines Mastschweins, Poulets oder bei den Eiern bis an die Ladentheke hin zu den Fleischkonsumentinnen und Fleischkonsumenten gebracht werden können. Letztlich hängt die Glaubwürdigkeit von Schweizer Fleisch aber auch damit zusammen, was die Tiere fressen.
Existieren genaue Zahlen, wie viel Prozent des Futtergetreides für den betriebsinternen Gebrauch sind?
Die genaue Statistik dazu fehlt. Viele Betriebe geben ihr Getreide auch einer Futtermühle, beziehen Mischfutter von dieser, und der Preis für das Getreide und die Kosten für das Futter werden anschliessend miteinander verrechnet.
Auch für Eiweisspflanzen zur menschlichen Ernährung wurde kein Richtpreis definiert. Die Preisvorstellungen der Marktpartner hätten zu weit auseinander gelegen, hiess es.
Wir haben berechnet, wie hoch die Produzentenpreise bei diesen Kulturen sein müssten, um die Ertrags- und Qualitätsschwankungen abzugelten und haben dementsprechende Forderungen gestellt. Für die potenziellen Käufer – die Verarbeiter – waren diese Preisforderungen aber viel zu hoch.
Was muss sich ändern, damit dieser Markt in Gang kommt?
Es braucht einen Grenzschutz, höhere Einzelkulturbeiträge, eine Swissness-Abgeltung für Schweizer Produkte und vor allem Verarbeitungsbetriebe, die grössere Mengen hiesiger Eiweisspflanzen verarbeiten wollen.
Auch teiglinge müssten dringend Systematisch getestet werden dan hätten wir ganz andere Preise. Findet man aber Glyphosat im Gipfeli sind wir Schweizer Bauern Schuld. Hauptsache die Marge stimmt….