Die Kartoffelernte in Nordwesteuropa dürfte 2023/24 trotz der nässebedingten Ertragseinbussen leicht überdurchschnittlich ausgefallen sein. Die Organisation Nordwesteuropäischer Kartoffelanbauer (NEPG) in Gembloux bezifferte das Aufkommen in Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden am 5. Februar mit Stand vom 26. Januar auf insgesamt 22,66 Mio. Tonnen ohne Pflanz- und Stärkekartoffeln. Das wären 5,1% mehr als im Vorjahr.
11’000 Hektar nicht geerntet
Der Fünfjahresdurchschnitt liegt bei 22,12 Mio. Tonnen Kartoffeln. Die nässebedingten Ertragseinbussen und Nachernteverluste veranschlagen die Fachleute auf mindestens 650’000 Tonnen Kartoffeln oder 2,8%. Schätzungsweise 11’000 Hektar oder 2,1% der gesamten Anbaufläche hätten nicht gerodet werden können, hiess es.
Allerdings ist die Kartoffelernte nur in den Niederlanden deutlich kleiner ausgefallen als 2022. Dort geht die NEPG – vor allem wegen schwächerer Erträge – von einem Rückgang des Aufkommens um 14,9% auf nur 3,13 Mio. Tonnen aus. Damit zeigen sich die Fachleute in Gembloux deutlich pessimistischer als das niederländische Statistikamt (CBS), das die Konsumkartoffelernte im eigenen Land zuletzt vorläufig auf 3,38 Mio. Tonnen taxierte. Das wären nach den Daten der Statistiker lediglich 5% weniger als im Vorjahr.
Mehr Kartoffeln in Belgien und Frankreich
Dagegen wies die NEPG für Belgien einen Zuwachs von 18,2% auf 4,54 Mio. Tonnen Kartoffeln aus, und zwar als Folge eines grösseren Anbauareals und besserer Erträge. Auch die Landwirte in Frankreich holten deutlich mehr Knollen als 2022 aus dem Boden. Ausgegangen wird von einer Steigerung der dortigen Produktion um12,9% auf fast 6,83 Mio. Tonnen, wobei der Durchschnittsertrag mit 43,3 t/ha das Vorjahresniveau um 10,5% übertroffen haben soll.
Das Kartoffelaufkommen in Deutschland sieht die NEPG bei 8,16 Mio. Tonnen, nach rund 8 Mio. Tonnen im Vorjahr. Damit wurde der langjährige Durchschnitt um 1,5% übertroffen.
Verarbeiter suchen Bauern
Mit Blick auf den Anbauumfang zur Ernte 2024 zeigte sich die NEPG besorgt, dass nicht genügend Pflanzkartoffeln der beliebtesten Sorten zur Verfügung stehen könnten und dafür entsprechend hohe Preise verlangt werden dürften. Zudem werde die Verfügbarkeit der Saatware wohl überwiegend an Anbaukontrakte gebunden sein. Deshalb werde das Angebot an freier Konsumware 2024/25 wahrscheinlich eher klein ausfallen. Ferner erwarten die Fachleute einen ungewöhnlich hohen Anteil an vorgekeimter Ware, besonders bei den mittleren Grössen zwischen 45 bis 55 Millimeter.
Unterdessen hätten die Verarbeiter grosses Interesse, dass die Erzeugung gesteigert wird. Sie dürften aber Mühe haben, die dafür nötigen Anbauflächen in der kommenden Saison unter Vertrag zu bekommen, so die NEPG. Denn die Landwirte würden nach den zuletzt negativen Erfahrungen höhere Risikoprämien als bisher einfordern.
Preise schiessen in die Höhe
Derweil setzten die Futures auf Verarbeitungskartoffeln ihren Höhenflug an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig fort. Der Kontrakt mit Fälligkeit im April 2024 wurde dort Anfang Februar für 37,50 Euro/dt gehandelt. Das war der höchste Wert für einen Aprilkontrakt seit mindestens 15 Jahren. Indes lag der Briefkurs für den Termin April 2025 bei 32 Euro/dt und damit weit über dem Geldkurs von 27 Euro/dt.