In der Landwirtschaft sind die Einkommen tief. Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat kürzlich Zahlen veröffentlicht. Der Arbeitsverdienst pro Stunde im Tal liegt bei rund 23 Franken pro Stunde, im Berggebiet sind es nur noch knapp 13 Franken. Das landwirtschaftliche Einkommen in der Talregion betrug 2021 rund 99’948 Franken, in der Hügelregion 73’075 Franken und in der Bergregion 61’139 Franken. Das landwirtschaftliche Einkommen entschädigt gemäss BFS die Arbeit von durchschnittlich 1.35 Familien-Jahresarbeitseinheiten
Fehlende Alternativen
Gemäss Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) sind Betriebe im Hügel- und Berggebiet vom Preisdruck und überhöhten Margen im Detailhandel besonders stark betroffen. Dies aufgrund höherer Kosten und tieferer Produktionsmenge. Den Betrieben in diesen Regionen fehlen Alternativen. Deshalb sind vom klassischen Handel abhängig.
Diese Situation ändere sich nicht, so lange die Produkte weggeführt und national vermarktet würden, schreibt FMS in einer Mitteilung. Mit der Initiative «Lokal&fair» will die Organisation Abhilfe schaffen. Das Projekt will die Direktvermarktung und die Zusammenarbeit mit lokalen Verarbeitern stärken. Lebensmittel sollen möglichst direkt von den Produzenten zu den Konsumentinnen gelangen. «Damit kann die Landwirtschaft ihren Absatz diversifizieren und zusätzliche Wertschöpfung generieren», schreibt FMS. Die Initiative orientiert sich an drei Prinzipien Transparenz, kurze Wertschöpfungsketten und Kostenwahrheit.
Das bietet die Initiative den Landwirtinnen und Landwirten
Beim Projekt erhalten lokale, nachhaltig wirtschaftende Bauern Kommunikations- und Marketingleistungen. «lokal + fair» bietet Bäuerinnen und Bauern eine Präsenz auf der Webplattform, in der Begleitkommunikation, an einzelnen lokalen Aktivitäten (z.B. Hofpräsentationen) oder am nationalen Direktvermarktungstag «lokal+fair» im Herbst 2024. Der Vernetzung mit lokalen Verpflegungsbetrieben und Gemeinden geben die Initianten mehr Gewicht, wodurch der Absatz lokal produzierter Lebensmittel gesteigert werden soll.
Neue Absatzmöglichkeiten schaffen
FMS spricht von einem zukunftweisenden Modell. Es verbessere die Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. «Der ganze Konsumentenfranken bleibt bei den Produzierenden, Verarbeitenden und Gewerbebetrieben in der Region bleibt. Es ist ein wichtiger Schritt zu einem nachhaltigen Ernährungssystemen», so FMS weiter. Solche Nahversorgungskonzepte seien für die Aufrechterhaltung der Versorgung in ländlichen Räumen von Interesse.
Mit «lokal+fair» will der Verein Faire Märkte Schweiz mehr Wertschöpfung und mehr Wertschätzung für Bauernhöfe, lokale Verarbeitungsbetriebe, Gastronomen, die mit lokalen Produkten arbeiten und Läden, die von lokalen Produzierenden einkaufen, erzielen. Auf der Website sehen Konsumierende, wo sie lokal einkaufen und speisen können. Dort können Landwirtschaftsbetriebe und Gewerbetreibende präsentieren und einem neuen Kundensegment bekannt machen.
Das Projekt «lokal + fair» will mehr Umsatz direkt ab Hof oder Verarbeitungsstätte generieren und mehr Wertschätzung für die lokale Produkte schaffen.
Anine Hungerbühler
«Lokal+fair will so den Hofladen zusammen mit dem Verarbeitungsbetrieb von der Peripherie auf den Bildschirm und das Smartphone nach Hause bringen», sagt FMS-Präsident Stefan Flückiger. Mit der Bündelung der Engagements von Bauern, Gewerbe und Gemeinden will FMS alternative Absatzmöglichkeiten schaffen und fördern.
Gemeinden in Pflicht
FMS sieht die Gemeinden in der Pflicht, solche Netzwerke, wo Produzenten und Gewerbetreibende zusammenarbeiten, zu fördern. Bei «lokal+fair» stehen auch Gemeinden im Mittelpunkt. Sie erhalten vom Projekt Unterstützung bei der praktischen Umsetzung und beim Engagement für ihre lokalen Lebensmittelnetzwerke. Konkret für lokale Bauernhöfe und Gewerbebetriebe, bei der Belieferung von institutionellen Verpflegungsbetrieben und der Organisation von Anlässen und Wochenmärkten. Gemeinden, die beim Projekt mitmachen, werden mit der «lokal+fair-Partnerschaft» ausgezeichnet.
Am 14. September wird der erste nationale Direktvermarktungstag durchgeführt, mit lokalen und regionalen Produkten auf Märkten in den Gemeinden und direkt ab Hof. «Wir wollen aufzeigen: es geht lokal, es geht direkt - hier und in der ganzen Schweiz», sagt FMS-Präsident Stefan Flückiger.
Bäuerinnen und Bauern können kostenlos mitmachen. Mehr Informationen gibt es hier
-> Diese Betriebe machen bereits mit
Mehr zu «lokal&fair»
«lokal+fair» ist ein Projekt von Faire Märkte Schweiz (FMS) mit dem Ziel, die lokalen Bäuerinnen und
Bauern, Verarbeitungsbetriebe und das Gewerbe fair für ihre Produkte zu entschädigen und
Gemeinden dazu zu motivieren den lokalen Absatz zu fördern. Damit soll die Wertschöpfung in den
Gemeinden gesteigert werden. Also möglichst direkt und fair von den Produzentinnen und
Produzenten zu den Konsumentinnen und Konsumenten.
Was heisst lokal?
Produktion und Vertrieb sollen möglichst lokal sein und kurze Transportwege aufweisen (wenn nicht
lokal, dann möglichst regional). Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse sollen möglichst direkt oder
maximal über eine Zwischenstufe (Verarbeitung) vermarktet werden.
Was heisst fair?
Die generierte Wertschöpfung soll auf allen Stufen angemessen und fair entschädigt werden. Vom
nachhaltigen Wirtschaften sollen die lokalen Produzentinnen und Produzenten, aber auch die
Gewerbebetriebe profitieren, die eine Rückverfolgbarkeit und Herkunft ihrer Produkte sicherstellen.
lokal&fair-award
Der «lokal + fair–Award» ist eine Auszeichnung, die Gemeinden, Gastronomie und Gewerbe verliehen wird, die sich besonders für die lokale, nachhaltige Produktion einsetzen. Verliehen wird er allen Akteuren der Wertschöpfungskette, die bestimmte Kriterien erfüllen, um «lokal + fair–Gemeinde» oder «lokal + fair–Betrieb» zu werden.