Die Zollansätze bei Futterweizen, Gerste und bei Mais steigen um 3 bis 4 Franken pro 100 Kilo. Was die Schweizer Getreideproduzenten dazu sagen.
In den vergangenen Monaten haben die Schweizer Getreideproduzenten wiederholt den Grenzschutz beim Futtergetreide kritisiert. Dieser sei zu tief und erzeuge einen enormen Druck auf die Produzentenpreise der Schweizer Futtergetreidebauern.
Offener Brief
Ende November wandten sich der Schweizer Bauernverband, der Schweizerische Getreideproduzentenverband und der Verband kollektiver Getreidesammelstellen in einem offenen Brief an Bundesrat Guy Parmelin: «Leider stellen wir fest, dass in diesen Zeiten der internationalen Krisen und der massiven Schwankungen der Rohstoffpreise auf den Weltmärkten, die Korrektur der Zölle durch das Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) die einheimische Produktion von Futtergetreide gefährdet.»
Die Schweiz sei mit einem Selbstversorgungsgrad von rund 50 Prozent an Futtermittelrohstoffen zwar abhängig von Importen, um die Ernährung der Nutztiere sicherzustellen. Schweizer Futtergetreide sei für die Schweizer Landwirtschaft vor allem aus zwei Gründen sehr wichtig. Es garantiere «eine ausgewogene Fruchtfolge und die Glaubwürdigkeit der Bezeichnung ‘Schweizer Fleisch’», so die Bauernverbände weiter.
Schwellenpreissystem
Die Zölle beim Futtergetreide berechnen sich nach einem Schwellenpreissystem. Dieser Schwellenpreis entspricht dem angestrebten Importpreis, bestehend aus dem Preis franko Schweizergrenze plus Zoll und Garantiefondsbeiträgen. Der Bundesrat bestimmt zudem, wie der Preis franko Schweizer Grenze ermittelt wird. Danach kommt das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung zum Zug: Es legt die Importrichtwerte für alle Produkte fest. Die Importrichtwerte haben dieselbe Funktion wie die Schwellenpreise.
Die Zollansätze werden monatlich anhand von Preismeldungen und unter Berücksichtigung von Börsennotierungen überprüft. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) definiert dann den eigentlichen Zollansatz so, dass der Importpreis innerhalb der vom WBF festgelegten Bandbreite liegt (plus/minus drei Franken pro 100 kg). Das BLW veröffentlicht die aktuellen Ansätze auf seiner Webseite.
Nichts für volatile Märkte
Auch andere Stimmen aus der Branche sagten, dass sich der verwendete Grenzschutzmechanismus nicht für volatile Märkte eigne und darum zu Marktverzerrungen führe. Denn bei den Futtermitteln werden die Zölle nach dem Schwellenpreissystem berechnet, wobei die Zollansätze monatlich vom Bund überprüft und angepasst werden.
Ab Anfang Jahr sind die Zolltarife Monat für Monat um einen bis zwei Franken gestiegen. Jetzt, per Anfang Juni, gibt es eine weitere Zolltarifanpassung von plus 4 Fr. auf 14 Fr./100 Kilo bei Weizen und von plus 3 Fr. auf 12 Fr./100 Kilo bei Gerste. Das ist mehr, als die Marktteilnehmer erwartet haben, was jedoch im Sinne der Schweizer Getreideproduzenten ist. Denn mit Blick auf die aktuellen Importpreise braucht es die Zollzuschläge, damit der Schwellenpreis erreicht wird. Zudem steht schon bald die hiesige Ernte an.
Berechnung
Der Weizenpreis (SeptemberKontrakt) an der Euronext in Paris liegt bei ca. 22 Euro/100 Kilo. Addiert man den aktuellen Tarif von 14 Fr./100 Kilo hinzu, resultiert ein verzollter Preis von 36 Fr./100 Kilo, der sich somit innerhalb der definierten Bandbreite von plus/minus 3 Fr./100 Kilo vom Schwellenpreis befindet. Beim Weizen beträgt dieser 38 Fr./100 Kilo.
Zu tiefer Grenzschutz
Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer des Schweizer Getreideproduzentenverbands (SGPV), sagt zu den Zollveränderungen: «Wir haben diese Anpassung erwartet und gefordert, da der Grenzschutz seit Monaten zu tief und die Importmengen zu hoch waren.»
Die Zollkorrekturen sollten die Importe im Juni zwar bremsen, kämen aber so kurz vor der Ernte zu spät, ergänzt Perrin. Die tieferen Preise beim Futtergetreide stören jedoch nicht alle. So profitieren beispielsweise die Schweine-, die Muni- oder die Pouletmästerinnen.
Futtergetreide
In der Schweiz wurden 2022 auf rund 146’000 Hektaren Getreide angebaut, 64’600 Hektaren (davon 17’200 ha Mais) entfielen auf das Futtergetreide. Damit lag die Fläche deutlich höher als 2021 und nur knapp unter dem hohen Wert von 2020. Die wichtigsten Futtergetreide im Jahr 2022 waren Gerste (28’300 ha), Futterweizen (9’500 ha) und Triticale (7’400 ha).
Die inländische Gerstenproduktion lag 2022 bei rund 176’000 t. Das ist mehr als 2021 und bewegt sich im Bereich der Mengen von 2018. Beim Futterweizen lag die Erntemengen bei 55’000 Tonnen, beim Triticale bei 43’000 Tonnen.
Kommentare (1)