Der Entscheid sei ihm nicht leichtgefallen, heisst es in einer Mitteilung der Migros Aare. «Um Schaden von der Migros Aare abzuwenden und um meine Familie zu schützen, habe ich mich zu diesem Schritt entschieden. Jetzt gilt es, frischen Kräften Platz zu machen», begründet Blunschi den Schritt.
Negative Auswirkungen auf Migros Aare
Grund für den Rücktritt ist gemäss Mitteilung «die anhaltende mediale Berichterstattung über seine frühere Tätigkeit als Geschäftsleiter der Migros Zürich.» Das habe zu inakzeptablen persönlichen Angriffen auf Jörg Blunschi und seine Familie geführt. «Und es hatte negative Auswirkungen auf die Migros Aare», schreibt das Unternehmen weiter. Blunschi gibt sein Amt daher per sofort ab. Er war erst seit Juni 2024 Präsident der Verwaltung der Migros Aare.
Vor seinem Wechsel zur Migros Zürich arbeitete Jörg Blunschi in der Geschäftsleitung der Migros Basel als Leiter der Super- und Verbrauchermärkte, bei Doetsch Grether als Senior Product & Key Account Manager sowie in einem Treuhandunternehmen in Laufen als Gründer und Partner. Jörg Blunschi studierte Betriebsökonomie an der HWV und bildete sich intensiv in Marketing und Unternehmensführung weiter.
«Ich habe grossen Respekt für den Entscheid von Jörg Blunschi. Damit stellt er das Gesamtinteresse der Migros Aare an erste Stelle, was ich sehr begrüsse. Auf persönlicher und fachlicher Ebene bedaure ich diesen Schritt. Ich möchte mich bei ihm für sein Engagement bei der Migros Aare bedanken», sagt Migros-Aare-Chef Reto Sopranetti.
Verlustreiche Tochter
Unter der Leitung von Blunschi hatte die Migros Zürich ihre Expansion, insbesondere nach Deutschland, massgeblich vorangetrieben. Nach anfänglichen Erfolgen sorgten diese Engagements in letzter Zeit aber vor allem für hohe Abschreibungen und Verluste. Dabei steht insbesondere die Tochter Tegut tief in den roten Zahlen. Die Migros Zürich hat ihrer deutschen Tochter eine Frist bis Ende 2026 gesetzt. Wenn Tegut bis dahin schwarze Zahlen schreibe, «hat das Unternehmen in der Migros eine Zukunft - sonst nicht», sagte Migros-Zürich-Chef Patrik Pörtig im Dezember 2024 zur «NZZ» .
Der Start des Engagements habe falsche Erwartungen geweckt. Zum intensiven Preiskampf in Deutschland sei aufgrund der Inflation noch die Verteuerung der Lebensmittel hinzugekommen. «Das macht es für Tegut mit seiner relativ hohen Positionierung und einem Sortiment mit knapp 30 Prozent Bio-Anteil noch anspruchsvoller», führte er weiter aus. Die Supermarktkette setzte im Jahr 2023 in ihren 345 Verkaufsstellen 1,28 Milliarden Euro (1,2 Mrd. Fr.) um. Im November 2024 kündigte die grösste Migros Genossenschaft deshalb an, 120 Stellen in der Tegut-Zentrale in Fulda abzubauen .
Zweitgrösste Genossenschaft
Bei der Migros Aare übernimmt Kurt Plattner, Vizepräsident der Verwaltung der Migros Aare, per sofort und ad interim das Präsidium. Der 60-jährige Berner ist seit September 2023 Mitglied der Verwaltung. «Ich bin bereit, mich auf die neue Aufgabe als Präsident a.i. einzulassen und in dieser anspruchsvollen Zeit der Verwaltung der Migros Aare vorzustehen», sagt er.
Die Wahl einer neuen Präsidentin oder eines neuen Präsidenten soll entsprechend den Statuten und im Wahlreglement der Migros Aare erfolgen. In den nächsten Monaten will die Genossenschaft eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger bestimmen.
Die Migros Aare ist ein Riese innerhalb des Konzerns. Nach der Migros Zürich ist sie die Nummer 2. Die Migros Aare beschäftigt rund 8800 Mitarbeitende, 2023 setzte sie 3,34 Mrd. Fr. (Migros Zürich: 4,14 Mrd. Fr.) um. Das operative Betriebsergebnis (EBIT) betrug 7,1 Millionen Franken, der Unternehmensgewinn 3,6 Millionen Franken. Das Gebiet umfasst die Kantone Bern, Solothurn und Aargau.
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