Die Anbaubereitschaft bei den Kartoffeln ist rückläufig. Damit die Produzenten dabei bleiben, müssen jetzt die Preise steigen.
Die letzten zwei Jahre waren herausfordernd für die Schweizer Kartoffelproduzentinnen; die Erträge vielerorts bescheiden und das Interesse am Anbau rückläufig. Unter anderem bei der wichtigsten Veredelungssorte Agria.
Höhere Produktionskosten
Ruedi Fischer, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten (VSKP), sagt: «Gibt es noch einmal ein schwieriges Kartoffeljahr, dürfte die Anbaubereitschaft weiter sinken.» Damit der Kartoffelanbau für die Landwirtinnen interessant bleibt oder wieder interessant wird, müssen die Produzentenpreise steigen.
Denn Pflanzgut, Dünger, Diesel und Pflanzenschutzmittel sind massiv teurer geworden, und laut der VSKP kommen dieses Jahr Mehrkosten auf die Produzenten zwischen 1200 und 1500 Franken pro Hektare zu. Derzeit sind die Preisverhandlungen der mittleren Preisbänder für die Ernte 2023 zwischen den Produzenten, dem Handel und der Industrie im Gange.
Höhere Anpassungen bei Veredelungskartoffeln
Die Kartoffelproduzenten fordern bei den Speisesorten eine Preiserhöhung zwischen sieben Prozent und zehn Prozent. Bei den Industriesorten sollen die Preise um zehn bis zwölf Prozent angehoben werden. Am Beispiel der Frites-Sorten: Das mittlere Preisband 2022 lag bei Fr.43.95 pro 100 Kilo und soll laut Forderung um vier bis fünf Franken steigen. Ob die mittleren Preisbänder dahingehend bestimmt werden, wird sich zeigen.
Laut Branchenkennern ist aber davon auszugehen, dass die Preisanpassungen bei den Veredelungskartoffeln aufgrund der Marktsituation höher ausfallen werden als bei den Speisern. Dies, weil der Konsum von Speisekartoffeln tendenziell abnimmt, im Bereich der Veredelungskartoffeln die jährliche Nachfrage eher steigt und Schweizer Rohstoffe fehlen. Sinkt die Preisdifferenz zwischen den Speise- und den Industriekartoffeln, dürfte sich das positiv auf die Anbaubereitschaft bei den Veredelungskartoffeln auswirken.
Mindestpreis gefordert
Was hierfür aber noch wichtiger wäre, sind neue Sorten. Denn die Sorte Agria, die wichtigste Veredelungssorte der Schweiz, hat ihren Zenit im Anbau längst überschritten. Einige Bauern fordern zudem einen Mindestpreis von wenigstens 35 Franken pro 100 Kilo für alle Kartoffeln, die im Handel Verwertung finden.
Es geht dabei um Lieferungen, die nicht den Qualitätsanforderungen genügen und als grobsortierte Ware übernommen werden. Heuer zu einem Preis von 28.30 Fr. pro 100 Kilo. Die Kritik ist, dass die Industrie solche Kartoffeln gewinnbringend beispielsweise zu Rösti verarbeiten würde, die Produzenten bei diesen Übernahmebedingungen aber nicht nur nichts verdienten, sondern noch drauflegten.
Produktionskosten decken
Die Deckungsbeitragsberechnungen (DB) 2022 von Agridea zeigen für eine Hektare Veredelungskartoffeln einen DB von 7271 Franken. Gemäss den Berechnungen von Kartoffelproduzenten dürfte dieser bei den Industriekartoffeln aber rund 3000 Franken tiefer liegen.
Und falls die Bauern beispielsweise Kartoffeln der Sorte Agria im August für die Sofortverarbeitung abgeliefert hätten oder die Lieferung nicht den Qualitätskriterien entsprochen habe und als sogenannt grobsortierte Ware übernommen worden sei, hätten die Bauern sogar noch draufgelegt, sagen die Produzenten. Darum fordern sie nun einen Mindestpreis von wenigstens 35 Franken für alle Kartoffeln, die im Handel Verwertung finden. Damit zumindest die Produktionskosten gedeckt seien, heisst es.
Der «Schweizer Bauer» hat Ruedi Fischer, Präsident der Kartoffelproduzenten (VSKP), gefragt, was er von dieser Forderung hält: «Mit den heutigen Übernahmemodellen und dem Verwertungsfonds besteht für jede Qualität eine Vermarktungs- bzw. Verwertungsmöglichkeit. Klar, eine Lieferung von grobsortierter Ware ist nie interessant, bei gravierenden qualitativen Mängeln aber eine Möglichkeit, den Posten doch noch zu vermarkten. Da der Grobsortiert-Preis an den Herbstpreis gekoppelt ist, wird es hier auch eine Preiserhöhung geben. Es wäre fehlgeleitet, vom Handel eine Art Abnahmegarantie unabhängig der Qualität zu fordern.»
Der Deckungsbeitrag (DB) ist die betriebswirtschaftliche Grösse, welche dazu da ist, einen Beitrag an die übrigen Gemeinkosten wie Maschinen- und Gebäudekosten, sowie an die Arbeitskosten zu leisten. Sowohl Zuckerrüben und viel stärker noch die Kartoffeln weisen klar höhere Gemeinkosten innerhalb eines Betriebes auf. Der DB von Kartoffeln und Zuckerrüben muss deutlich höher ausfallen, weil damit noch die hohen Gemeinkosten «bezahlt» werden müssen. Strickhof
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