Die schönen gelben Rapsfelder prägen nicht nur die Schweizer Landschaft.
Sylvia Steiger
Die Entwicklung beim Raps hat über mehrere Jahre eine positive Wendung genommen. Grund dafür war vor allem die Industrie. Grosse Lebensmittelhersteller wie beispielsweise Zweifel haben bei der Produktion auf inländisches Rapsöl umgestellt und Palmöl verbannt. Entsprechend ist die Nachfrage deutlich gestiegen.
Anbauflächen sinken deutlich
Das zeigt sich auch in den Anbauflächen. Wurden 2017 noch 20'419 Hektaren Raps angebaut, stieg die Fläche bis 2023 auf 25'339 ha. Bereits im vergangenen Jahr ging die Anbaufläche um rund 1000 ha auf 24'357 ha zurück – der tiefste Wert seit 2019, wie aus der Statistik der Branchenorganisation Swiss Granum hervorgeht .
Für die Ernte 2025 wurde deutlich weniger Raps zugeteilt.
Thomas Jost
Für das laufende Jahr rechnet Swiss Granum mit einem weiteren deutlichen Rückgang. Die zugeteilte Menge Raps sinkt von 97’777 Tonnen auf 88’464 Tonnen. Daraus ergibt sich eine Schätzung von 22’500 ha für 2025 – 2000 ha weniger als im Vorjahr und 3000 ha respektive 11 Prozent weniger als 2023. «Der Rückgang der Rapsanbaufläche in der Schweiz ist besorgniserregend», warnt der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV) deshalb in einer Mitteilung.
Fehlender Pflanzenschutz
Durch die über zehnmonatige Vegetationsdauer hat Raps viele natürliche Feinde und gilt deshalb als empfindliche Kultur. Und diese Feinde setzen sich immer stärker durch. «Von der Saat im August bis zur Ernte im Juli ist diese anfällige Kultur ein gefundenes Fressen für Schädlinge. Ohne Pflanzenschutzmittel überleben die zarten Pflanzen nicht», warnt der SGPV.
Der Verband untermauert seine Mahnung mit einer weiteren Zahl: «Es gibt praktisch kein biologisch produziertes Rapsöl mehr.» Nur noch 1 Prozent der gesamten Erntemenge stammt aus Bio-Anbau. Die Schädlingsbekämpfung ohne chemischen Pflanzenschutz wurde gemäss SGPV in Forschungsprojekten getestet – allerdings ohne befriedigende Lösungen. «Es ist verständlich, dass die Hälfte der Produzenten, die ihre Produktion zwischen 2024 und 2025 verringert haben, dies mit einem Mangel an verfügbaren Pflanzenschutzmitteln begründen», heisst es in der Mitteilung weiter.
Winterraps dominiert
Raps (Brassica napus) ist aus einer Kreuzung zwischen Kohl (Brassica oleracea) und Rübse (Brassica rapa L.) entstanden und gehört somit zu den Kreuzblütengewächsen wie Kohl, Rübsen oder Senf. Schweizweit wird fast ausschliesslich Winterraps angebaut. Beim Anbau wird zwischen HOLL-Raps und klassischem Raps unterschieden. Das Anbauverhältnis liegt gemäss raps.ch bei etwa 1/3 zu 2/3. Das Öl von HOLL-Rapssorten weist mehr Ölsäure und einen verminderten Gehalt an Linolensäure auf. HOLL steht für High Oleic Low Linolenic. Die Verwendung des HOLL-Rapsöls trägt zur Senkung der Transfettsäuren in der Ernährung bei, denn es ist ohne Härtung hitzestabil.
Der Raps blüht im April oder Mai und verwandelt die Landschaft in eine goldgelb leuchtende Blütenpracht. Eine Besonderheit: Neben der Befruchtung durch Bienen kann sich die Rapspflanze auch selbst befruchten. Raps trägt zur Erhaltung von Fauna und Flora bei und unterstützt die Biodiversität. Bienen sammeln gemäss SGPV auf den Blüten Nektar – rund 200 Liter pro Hektare.
Raps liefert den Bienen wichtigen Nektar.
Daniela Steiger
Alternative vorhanden
Erdflöhe richten bei Keimlingen grosse Schäden an. Im Extremfall führt dies gemäss Verband zur vollständigen Vernichtung der Kultur. Als besten Schutz erachtet der SGPV deshalb die Beizung von Saatgut. Dafür nennt er zwei Gründe: Erstens wird eine geringere Menge Wirkstoff benötigt. Und zweitens sind Oberflächenbehandlungen weniger wirksam und können im schlimmsten Fall Resistenzen verursachen.
Da Neonicotinoide als Beizmittel aufgrund ihrer Schädlichkeit für Bienen und andere Insekten seit einigen Jahren verboten sind, wäre laut Verband Cyantraniliprol eine interessante Alternative für die Landwirte und die Umwelt.
Verband vom Bund enttäuscht
Deshalb hat der SGPV einen Antrag an das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) für die Saatgutbehandlung gestellt. «Dies im Bestreben, einen weiteren Rückgang der Rapsanbauflächen zu verhindern», heisst es in der Mitteilung. Doch das BLV hat den Antrag abgelehnt – Cyantraniliprol darf beim Raps nicht eingesetzt werden.
Für den Verband ist die Absage eine grosse Enttäuschung. Das Interesse der Produzenten wäre bei ausreichendem Pflanzenschutz vorhanden. «Ist es nicht Ironie, dass als Konsequenz Rapsöl importiert werden muss – aus Ländern, in denen diese Pflanzenschutzmittel und noch stärkere erlaubt sind und verwendet werden?», fragt sich der Verband.
Cyantraniliprole
Cyantraniliprole wird durch Frass an der Rapspflanze aufgenommen. Er bindet an die Ryanodin-Rezeptoren, die für das Funktionieren der Muskelkontraktion wichtig sind. Eine unkontrollierte Freisetzung von Kalzium erfolgt, wodurch kurze Zeit später die Muskelkontraktion verhindert wird. Der Schädling kann sich gemäss Corteva nicht mehr bewegen und wird so am weiteren Fressen gehindert. Der Wirkstoff wird sowohl über die Frass- und Saugtätigkeit als auch teilweise durch Kontakt aufgenommen. Cyantraniliprol kann sowohl auf den Boden ausgebracht als auch direkt auf die Blätter von Pflanzen gesprüht oder zum Beizen von Saatgut verwendet werden . Es hat sowohl eine insektizide Wirkung als auch eine Wirkung als Repellent.
Jeder Betrieb hat andere Voraussetzungen. Darum benötigen wir für den Rapsanbau ein spezifisches Nowhow. Jede einzelne Massnahme muss zwingend fachgerecht ausgeführt werden, da uns immer weniger Hilfsstoffe zur Verfügung stehen. Im Moment ist es sehr schwierig, das Potenzial der Kultur voll auszuschöpfen, so dass der Bedarf an Schweizer Rapsöl in der Industrie nicht gedeckt werden kann.
Für uns Bauern ist die momentane Situation sehr herausfordernd. Es ist vergleichsweise wie Fussball spielen in Flipflops in der Champions League. Wir Bauern wissen welche Hilfsmittel wir für den erfolgreichen Rapsanbau benötigen. Gerade in der heutigen Wirtschaftslage ist es um so wichtiger, auf einheimische Produkte zu setzen.
Ein erster Schritt: weniger Bürokratie. Sonderbewilligungen, Agrosolution-Anmeldungen und praxisferne (auch freiwillige) PSB-Massnahmen wie Herbizidverzicht oder Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (ehemals Extenso), schrecken Betriebe ab. Wer sich dieser anspruchsvollen Kultur widmet, braucht Rückenwind – nicht noch mehr Hürden.
Intensiver, gewissenhafter Rapsanbau sollte zusätzlich zum Anbaubeitrag finanziell unterstützt werden – etwa für gezielten Pflanzenschutz oder Düngung. Nicht nur extensiv, sondern auch leistungsstark wirtschaftende Betriebe verdienen Anerkennung.
Auch beim Pflanzenschutz braucht es ein Umdenken: Raps ist empfindlich. Fünf bis sechs Behandlungen sind nötig – das ist weder übertrieben noch unethisch. Ohne Schutz keine Ernte, keine Bienenweide, kein Rapsöl.
Gleiches gilt für die Düngung: Eine bedarfsgerechte Versorgung ist ökologisch sinnvoll und sichert stabile Erträge.
Raps bringt viel: Er ist Tiefwurzler, verbessert Fruchtfolgen, liefert Kalorien und Biodiversität. Als wichtigste Ölpflanze ist er zentral für unsere Ernährungssicherheit – auch dank dem eiweissreichen Presskuchen.
Fazit: Weniger Ideologie, mehr Praxis. Die Bauern sind bereit. Jetzt ist die Politik gefragt.
lasen wir "wer sich an die Zulassungsliste hält, kann Schädlinge auch heute noch bekämpfen - fachlich und rechtskonform." Jetzt sollten es "fünf bis sechs Behandlungen" sein, also das Vollprogramm der noch erlaubten Wirkstoffe.
Mein Raps ist nach sehr vielen Jahren heuer weg. Bittibätti für Pflanzenschutz und willkürliche Preise sei dank.
Du musst aufpassen, dass du nicht unterschiedliche Themen vermischt. Der Einsatz eines nie zugelassenen Insektizids (Perfekthion, Wirkstoff Dimethoat) im Raps, wie im anderen Artikel beschrieben, ist absolut inakzeptabel. Solche Aktionen schaden nicht nur dem Ruf der gesamten Branche, sondern gefährden auch die gesellschaftliche Akzeptanz von notwendigem Pflanzenschutz. Glücklicherweise können wir heute noch den Raps noch mit dem "Vollprogramm" schützen - und wir hoffen dass das auch so in Zukunft bleibt.
Wenn der Rapsanbau in der Schweiz eine Zukunft haben soll, braucht es gezielte Unterstützung – aber genauso klare Grenzen. Wer seriös arbeitet, verdient Rückhalt. Und wer Regeln bricht, riskiert, dass am Ende alle verlieren – inklusive der Konsumenten.
SB kann ja die Preise von 2000 bis 2025 aufzeigen.