Letztes Jahr gingen die Wogen rund um die Richtpreisfindung hoch. Heuer ist es ruhiger. Die Bauern brauchen aber mehr.
Am Dienstag werden die Richtpreise für Brot- und für Futtergetreide sowie für die Eiweisspflanzen definiert. Dies von der Kommission Markt-Qualität-Getreide von Swissgranum, der Schweizerischen Branchenorganisation Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen.
Silos mit Importen gefüllt
In dieser Kommission sitzen jeweils vier Vertreter der Produktion, der Sammelstellen und des Handels, der Verarbeiter 1. Stufe sowie der Verarbeiter 2. Stufe (siehe Kasten). In den letzten Jahren kamen die Richtpreise fürs Futtergetreide bereits Mitte Mai raus, die fürs Brotgetreide erst Ende Juni. Nun werden alle Preise zur gleichen Zeit kommuniziert.
Beim Futtergetreide später, damit die Akteure mehr Zeit zum Diskutieren haben, beim Brotgetreide früher, damit etwas mehr Zeit bis zur Ernte vergeht. Das kritisieren unter anderem die Futtergetreideproduzenten. Es sei ungünstig, die Richtpreise so kurz vor der Ernte zu definieren, sagen sie. Zumal die Abnehmer wegen der tiefen Zolltarife ihre Silos mit günstiger Importware gefüllt hätten.
Swiss Granum
Forderungen nicht erfüllt
Vor einem Jahr gingen die Wogen besonders vor der Richtpreissitzung beim Brotgetreide hoch. So kommunizierten die Schweizer Getreideproduzenten damals noch vor den Verhandlungen, dass eine Erhöhung der Produzentenpreise um 8 Franken pro 100 Kilo gerechtfertigt wäre. Bereits Ende Mai – nach der Bekanntgabe der Richtpreise fürs Futtergetreide 2022 – legte der Berner Bauernverband vor und verlangte eine Erhöhung im Vergleich zu 2021 von 5 Franken pro 100 Kilo beim Futtergetreide und von 8 Franken pro 100 Kilo beim Brotgetreide.
swiss granum
Letztlich kam es zu Nachverhandlungen im Herbst. Erreicht wurden die Forderungen aber weder beim Futter- noch beim Brotgetreide. Heuer halten sich die Produzentenvertreter mit ihren Preisansprüchen bedeckt, und der Getreideproduzentenverband wie auch der Berner Bauernverband wollten sich auf Anfrage nicht äussern. Auch von IP-Suisse war diesbezüglich nichts zu erfahren. Der Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler sagt lediglich, dass sich die Organisation am Dienstag im Interesse der Getreideproduzenten engagieren werde.
10 Prozent mehr
Konkreter in seiner Forderung ist Getreideproduzent Markus Lüscher aus Schalunen BE. Er sagt: «Wir brauchen mindestens die Preise, welche vom Schweizer Bauernverband für 2023 berechnet worden sind. Denn wir müssen hier unser eigenes Getreide produzieren. Und dessen Wert muss abgegolten werden.»
So haben Fachleute die anfallenden Mehrkosten bei verschiedenen Ackerkulturen berechnet, und der SBV hat summarisch kommuniziert, dass die Bauernfamilien für ihre pflanzlichen Produkte mindestens 10 Prozent höhere Erlöse bräuchten, um die gestiegenen Produktionskosten auszugleichen. Und falls diese 10 Prozent auch beim Weizen gelten sollten, müsste der Richtpreis bei der Klasse Top also auf knapp 65 Franken pro 100 Kilo steigen.
Kommissionsmitglieder
Produktion: Christophe Eggenschwiler, IP-Suisse-Geschäftsführer; Fritz Glauser, Präsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands (SGPV); Pierre-Yves Perrin, SGPV-Geschäftsführer; Christof Rüfenacht, Swisssem-Geschäftsführer.
Sammelstellen/Handel: Rolf Häusler, Vizepräsident des Verbands der kollektiven Getreidesammelstelle; Corinne Mühlebach, Präsidentin des Verbands der Getreidesammelstellen; Hans Stettler, Geschäftsleiter und Verwaltungsrat Agrokommerz AG; Joseph von Rotz, Geschäftsleitungsmitglied Fenaco GOF.
Verarbeiter 1. Stufe: José Dorthe, Geschäftsleitungsmitglied Groupes Minoteries SA; Dominic Meyerhans, CEO Meyerhans Mühlen AG; Christian Oesch, Geschäftsführer der Vereinigung Schweizerischer Futtermittelfabrikanten; Joseph von Rotz, UFA AG.
Verarbeiter 2. Stufe: Markus Schmucki, Vorstand Schweizer Geflügelproduzenten; Gaël Monnerat, Zentralvorstand Suisseporcs; Matthias Staehelin, Leiter Beschaffung Swissmill; Urs Wellauer, Direktor des Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbands. bki
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