In Österreich wird die gesamte heimische Zuckerproduktion des Unternehmens am Standort Tulln konzentriert. «Diese Massnahme ist ein wichtiger Teil der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens, mit der eine langfristige Stabilisierung und Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Zuckerproduktion erreicht werden soll», schreibt Agrana.
Steigende Kosten und Wettbewerbsdruck
Ziel ist dabei, sich mit heimischem Zucker voll auf den österreichischen Markt zu konzentrieren. In Tschechien erfolgt eine Konzentration der Zuckerproduktion auf den Standort Opava.
Den Schliessungsentscheid begründet der Konzern mit den wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen. «Steigende Produktionskosten, zunehmender Wettbewerbsdruck durch den Rückgang des Zuckerverbrauches in der EU, durch Marktliberalisierungen (Mercosur und Ukraine) sowie regulatorische Vorgaben haben die Fortführung der Produktion an je zwei Standorten in Österreich und Tschechien wirtschaftlich untragbar gemacht», heisst es in der Mitteilung. Die beiden Werke könnten nicht die Mengen verarbeiten, die für einen mittel- bis langfristigen Betrieb notwendig wären. Sprich: Es hat zu wenig Rüben.
Fokus auf Standort Tulln
«Wir setzen diesen Schritt auch im vollen Bewusstsein unserer Verantwortung für den Zuckerstandort Österreich. Mit der Konzentration auf unseren Standort in Tulln wollen wir eine dauerhaft tragfähige Grundlage für eine nachhaltige österreichische Produktion schaffen. Es geht uns darum, den Zuckerstandort Österreich wetterfest aufzustellen», sagt Agrana-Chef Stephan Büttner.
Mit der Fokussierung auf den Standort Tulln sei eine vollständige Werksauslastung gewährleistet. «Mit dem Schwerpunkt in Tulln wollen wir in die Zukunft der Zuckerproduktion in Österreich investieren. Unser Ziel ist es, nachhaltige Wertschöpfung zu erhalten und weiterhin als starker Partner der heimischen Rübenbauern Verantwortung übernehmen zu können», so Büttner weiter.
In Österreich wird die gesamte Agrana-Zuckerproduktion künftig nur mehr am Standort Tulln erfolgen
Agrana
Gemäss ORF gab das Unternehmen in Januar bekannt, Hunderte Millionen Euro einsparen zu wollen. Das Konzernergebnis der drei letzten Quartale brach um 81 Prozent auf 14,5 Millionen Euro ein. Auch der Umsatz war rückläufig. Die Einbussen waren zu einem grossen Teil auf die Sparten Zucker und Stärke zurückzuführen
Durch die Werksschliessungen verlieren rund 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund 120 in Leopoldsdorf sowie rund 150 in Hrušovany, ihren Job. Für sie stellt Agrana umfangreiche Unterstützungsmassnahmen bereit.
Leopoldsdorf stand schon einmal vor dem Aus
Die Zuckerfabrik Leopoldsdorf war wegen zu geringer Rübenmengen schon in der Vergangenheit vor dem Aus gestanden. Agrana hatte Ende August 2020 mitgeteilt, dass das Werk nach der Kampagne 2020 stillgelegt und die Produktion auf den Standort Tulln konzentriert würde, sollte es bis Mitte November keine Zusicherung einer Anbaufläche in Österreich von mindestens 38’000 ha Zuckerrüben geben.
Im November 2020 wurde die zum Erhalt der Agrana Zuckerfabrik in Leopoldsdorf notwendige Anbaufläche von 38’000 ha Rüben erreicht. Die Schliessung blieb aus. Im Mai 2024 sagte Konzernchef Büttner gemäss «Der Standard», dass der Standort Leopoldsdorf «nicht zur Disposition» stehe.