Durch den Krieg in der Ukraine sind die Weizenexporte weltweit zurückgegangen. Ertragsschwankungen und -ausfälle durch den Klimawandel erschweren zusätzlich die Versorgungslage in einzelnen Weltregionen. Langfristig muss die Weizenproduktion weltweit ansteigen, um die fehlenden Exporte auszugleichen, sagen Wissenschaftler.
Kurzfristig könne der Weizenmangel durch eine koordinierte Freigabe von Weizenvorräten ausgeglichen werden, so die Autorinnen und Autoren. Längerfristig müssten jedoch andere Länder die Exportlücke schliessen, die sich auf bis zu neun Prozent der globalen Weizenexporte belaufen könnte.
Halbe Million Tonnen Stickstoffdünger
Das würde zusätzlich eine halbe Million Tonnen Stickstoffdünger erfordern, berechneten die Forschenden, und das bei bereits hohen Düngerpreisen. Alternativ müsste die Anbaufläche für Weizen um insgesamt acht Prozent vergrössert werden.
Ertragsschwankungen und klimawandelbedingte Ernteausfälle setzen den globalen Markt zusätzlich unter Druck. Jedes Jahr könnten auf diesem Weg weitere fünf bis sieben Millionen Tonnen Weizenausfuhren fehlen. Wenn keine Massnahmen ergriffen würden, um die Weizenversorgung zu stabilisieren, seien die Ernährungssicherheit und die nationale Sicherheit in vielen Ländern der Welt gefährdet, warnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Studie.
Bedrohung der Ernährungssicherheit
Im Jahr 2020 produzierte die Ukraine 26 Millionen Tonnen Weizen. Davon wurden fast drei Viertel (72 Prozent) exportiert, was neun Prozent der globalen Weizenexporte ausmacht. Durch den Krieg in der Ukraine konnte nur ein Teil der üblichen Weizenmenge exportiert werden. Ausserdem können in diesem Jahr nur ein Teil der Anbauflächen in der Ukraine bewirtschaftet werden.
Das bedeutet starke wirtschaftliche Schäden für die Ukraine, und eine Bedrohung der Ernährungssicherheit für viele Länder in Afrika und Asien, wie Ägypten, Indonesien, Pakistan oder Libanon, die zu einem grossen Teil von den Weizenimporten aus der Ukraine abhängen, um ihre Bevölkerung zu ernähren.
Rekord bei Weltweizenproduktion
Unterdessen bezifferte der Internationale Getreiderat (IGC) die Weltweizenproduktion 2022/23 zuletzt auf einen Rekord von schätzungsweise 790,6 Mio. t, womit die Vorjahresmenge um 9,9 Mio. t oder 1,3 % übertroffen würde.
Allerdings rechnen die Londoner Fachleute mit einer Einschränkung der globalen Weizenexporte um 4,2 Mio. t oder 2,1 % auf 192,5 Mio. t. Ausserdem prognostiziert der IGC mit Blick auf die weltweiten Lagerbestände für Ende 2022/23 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt sogar eine Aufstockung um 6,6 Mio. t oder 2,4 % auf einen Rekord von 281,7 Mio. t.
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