Gab es möglicherweise doch nie Leben auf dem Mars? Eine Studie eines ETH-Forschers legt dies nahe. Er kommt zum Schluss, dass es auf dem roten Planeten immer viel weniger Wasser gab als angenommen.
Bereits im 19. Jahrhundert wurde auf der Oberfläche des Mars ein riesiges Schluchten-System entdeckt. Es befindet sich in der Äquatorregion des Planeten, ist etwa 4000 Kilometer lang, 200 Kilometer breit und bis zu sieben Kilometer tief.
Lava hat Schluchten geformt
Weil das Schluchten-System von aussen betrachtet hiesigen Canyons gleicht, nimmt die Forschung bis heute an, dass gigantische Wassermassen diese Täler formten. In den vergangenen 20 Jahren wurde deshalb intensiv nach Wasser auf dem Mars geforscht und danach, wie die Wassermassen die Schluchten geformt haben.
Falsch, findet nun aber der italienische Vulkanismus-Experte Giovanni Leone, der an der ETH Zürich arbeitet. Nicht Wasser habe die Schluchten in die Marsoberfläche gefressen sondern Lava, hält er in einer Studie fest, die im Journal of Volcanology and Geothermal Research veröffentlicht wurde.
Tausende Oberflächenaufnahmen studiert
Für seine Studie analysierte er Tausende von hochauflösenden Aufnahmen, die von mehreren Marssonden gemacht wurden. «Alles, was ich erkannte, waren Strukturen von Lava, wie wir sie von der Erde her kennen.» Wasser als endgültige bildende Kraft schliesst er zwar nicht gänzlich aus. Doch Spuren davon, etwa Salzablagerungen oder Erosionsspuren, habe er nur sehr selten gefunden.
Man müsse sich ernsthaft fragen, wie Wassermassen die Schluchten hätten bilden können, wenn doch keine deutlichen Spuren davon zu erkennen seien. Zudem kann sich der Vulkanologe nicht erklären, woher die gigantischen Wassermassen hätten kommen sollen. Und selbst wenn: Auf dem Mars ist es kalt. Wasser wäre gefroren.
Leone sieht den Ursprung der Mars-Schluchten vielmehr in der Vulkanregion Tharsis. Von dieser seien die Lavaströme ausgegangen. Neben den Schluchten habe die Lava auch Tunnels geformt, die teilweise eingestürzt seien. So seien die Ketten von beinahe kreisrunden Löchern entstanden, die so genannten «pit chains».
Lebewesen in den Lavatunnels?
Die Studie könnte weitreichende Folgen haben. Wenn es auf dem Mars tatsächlich viel weniger Wasser gab als bisher angenommen, würde die Wahrscheinlichkeit sinken, auf Spuren von Leben zu stossen.
Als Aufenthaltsort für allfällige Lebewesen kann sich der Forscher allerdings noch die Lava-Tunnels vorstellen. Diese böten Schutz vor der starken UV-Strahlung auf dem Mars. Er schlägt deshalb vor, mit einer Marsmission diese Gänge zu erforschen.