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Massentierhaltungsinitiative: Wer überzeugt Stimmvolk?

sda |

 

Die Volksinitiative gegen Massentierhaltung will die Tierwohlstandards in der Schweizer Landwirtschaft erhöhen. Die Befürworter erhoffen sich dadurch höheres Tierwohl und weniger Fleischkonsum. Die Gegner warnen vor einem Bauernsterben und mehr Importen.

 

Die Volksinitiative «Keine Massentierhaltung in der Schweiz (Massentierhaltungsinitiative)» will die Würde der Nutztiere in der Verfassung verankern. Weiter fordert sie eine tierfreundliche Umgebung, Zugang zu einer Weide und kurze Transportwege zum Schlachthof.

 

Soll auch für Importe gelten

 

Die Tierwohlstandards sollen sich an den Bio-Suisse-Richtlinien von 2018 orientieren, etwa bei der Grösse der Tiergruppen pro Stall. Das soll den Tierbestand und die damit verbundene Überdüngung des Bodens in der Schweiz deutlich senken, sagen die Initianten. Die Fleischproduktion müsse auf ein umweltverträgliches Niveau gesenkt werden.

 

Damit inländische Bauern nicht benachteiligt werden, sollen laut den Initiantinnen und Initianten nur noch nach Schweizer Standard produzierte Tiere und Tierprodukte importiert werden dürfen. Umgesetzt sein sollen die Massnahmen spätestens in 25 Jahren.

 

Leichter Vorsprung für Befürworter

 

Eine genaue Definition für die Massentierhaltung gibt es nicht. Für das Initiativkomitee handelt es sich um ein «Produktionssystem, das die Grundbedürfnisse der Tiere weitgehend missachtet». Für die Gegner der Initiative gibt es in der Schweiz keine Massentierhaltung.

 

Lanciert wurde die Initiative vom Verein Sentience. Die Trägerschaft bilden die Fondation Franz Weber, Vier Pfoten und Greenpeace; unterstützt wird sie unter anderem vom Schweizer Tierschutz, von der Stiftung für das Tier im Recht, Kag Freiland, der Kleinbauernvereinigung sowie von den Grünen und den Jungen Grünen.

 

Die Ergebnisse der ersten Abstimmungsumfragen zeigen, dass das Anliegen grundsätzlich einige Sympathie geniesst. Anfang August hätten rund 55 Prozent der von den Tamedia-Medien befragten Personen die Initiative angenommen. Die erste Abstimmungsumfrage im Auftrag der SRG ergab eine Ja-Stimmen-Absicht von 51 Prozent.

 

Fleischkonsum im Visier

 

Die Initianten sehen das Tierwohl verletzt, wenn Tiere in grossen Gruppen auf engem Raum gehalten werden. Weniger Tiere und damit weniger Fleischkonsum würden nicht nur das Tierwohl erhöhen, sondern neben den Umweltkosten durch die hohen Nährstoffeinträge gleich auch noch die Gesundheitskosten deutlich senken.

 

Im Visier hat das Initiativkomitee insbesondere grosse Mastbetriebe, die rund fünf Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz ausmachen. Gemeint sind damit Pouletmäster oder Schweinemäster. Das vorhandene Kulturland in der Schweiz könnte viel mehr Menschen ernähren, wenn es statt für Tierfutter zum Pflanzenanbau genutzt würde, sagen die Initianten.

 

Treiber dieser Entwicklung seien insbesondere die Grossverteiler, kritisierte Greenpeace im Vorfeld der Abstimmung. Migros und Coop profitierten wirtschaftlich als Importeure und Verkäufer davon, wenn die Schweizer Bevölkerung viel Fleisch esse. Angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise sei aber ein Fleischkonsum von 52 Kilogramm pro Person und Jahr schon lange nicht mehr tragbar.

 

Höhere Preise und mehr Importe

 

Für die Gegner ist die Initiative zu extrem und unnötig. Die Schweiz habe bereits heute das strengste Tierschutzgesetz der Welt. Unter dem Strich müssten bei einem Ja rund 3300 Betriebe entweder ihre Tierbestände reduzieren oder die Fläche vergrössern.

 

Überdies sei das Bio-Angebot heute grösser als die Nachfrage. Mit der Annahme der Initiative drohten deutlich höhere Produktepreise, eine kleinere Auswahl und der Selbstversorgungsgrad würde sinken. Tausende Arbeitsplätze stünden damit auf dem Spiel. Das fehlende Fleisch würde dann mit billigen unökologischen Importen kompensiert.

 

Wider internationale Regeln

 

Schliesslich wäre laut Bundesrat auch das geforderte Importverbot für im Ausland nicht nach den biologischen Richtlinien der Schweiz produzierten Produkten «nur mit sehr grossem Aufwand» durchzusetzen. Diese Vorgabe der Initiative laufe insbesondere den WTO-Verpflichtungen zuwider. In Gefahr wäre demnach auch das Agrarabkommen zwischen der Schweiz und der EU.

 

Parlament und Bundesrat empfehlen die Massentierhaltungsinitiative zur Ablehnung. Den vom Bundesrat ausgearbeiteten direkten Gegenvorschlag zur Initiative lehnte das Parlament ebenfalls ab. SP, die Grünen und die Grünliberalen setzten sich für die Initiative ein, die SVP, die FDP und die Mitte lehnten sie ab.

Kommentare (9)

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  • Bäuerin | 27.08.2022
    Brunner, es gibt im Leben für nichts eine Garantie, ausser dem Tod. Deine Gutgläubigkeit an die Lieferungen vom Ausland ist sehr fragwürdig. Corona hat uns klar aufgezeigt, dass jedes Land in erster Linie für sich selber sorgt. Am besten legst du deinen eigenen Garten an und baust eine grosse dicke Mauer darum.
  • Beat Furrer | 25.08.2022
    - "ein Gewerbe das wenig zum Bruttosozialprodukt beiträgt": Die Landwirtschaft ist sehr wichtig für die dezentrale Besiedelung und alimentiert und belebt mit den vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweigen den Schweizer Wohlstand.
    - "den SteuerzahlerInnen und KonsumentInnen aber viel kostet": Diese Direktzahlungen sind gut investiertes Geld!
    Ihr Neid und Hass und ihre einseitige, voreingenommene Sichtweise, Herr Victor Brunner, sind unerträglich!
  • Beat Furrer | 22.08.2022
    "SP, die Grünen und die Grünliberalen setzten sich für die Initiative ein."
    "Das fehlende Fleisch würde dann mit billigen unökologischen Importen kompensiert." Oder der Fleischkonsum würde staatlich verordnet gesteuert (Regulierung, Intervention, Unfreiheit).
    Also, jeder, der für die Bevölkerung, Nahrungsmittelsicherheit, Wirtschaft, Umwelt und politische (und persönliche) Freiheit ist, stimmt NEIN zur Massentierhaltungsinitiative (MTI)!
    • Victor Brunner | 24.08.2022
      Die Schweizer Bauern garantieren nicht für Nahrungsmittelsicherheit, nicht für eine pestizidfreie Natur, nicht für politische und persönliche Sicherheit. Sie stehen für ein Gewerbe das wenig zum Bruttosozialprodukt beiträgt, den SteuerzahlerInnen und KonsumentInnen aber viel kostet. Die versprochene Nahrungsmittelsicherheit ist eine grosse Lüge, In guten Jahren schaffen die Bauern 50% aus eigener Kraft, die restlichen 50% schafft das Ausland!
      • Burri | 24.08.2022
        Aber wie wärs, wenn wenn all die Kritiker der Landwirtschaft mithelfen würden die Einwanderung zu stoppen. Dann wären schon ein Teil der Energie-Wasser-Nahrungsknappheit usw. gelöst. Aber das Denken ist bei vielen wohl Glücksache!
      • Beat Furrer | 25.08.2022
        Victor Brunner, was haben Sie für einen Hass gegen die Bauern!
        Sie sind völlig auf das Versagen der Schweizer Landwirtschaft fixiert, warum eigentlich?
        Wie steht es denn mit der Automobilindustrie oder mit der Elektronik? Kommt da nicht fast 100 % aus dem Ausland?
        Der Hass hat Sie blind gemacht, Victor Brunner!
        • Victor Brunner | 25.08.2022
          Ich kann nicht blind sein, ich suche immer wieder Produkte von Bauern die das Tierwohl und nicht das Bauernwohl im Auge haben Leider eine anspruchsvolle Suche. In der RUNDSCHAU gestern konnte man Bauernwohl sehen, Schweine die ganze Zeit auf Betonboden, da war nichts zu sehen von Tierwohl. Aber selbstverständlich wurden alle Vorschriften beachtet. Beispiel wie krank Landwirtschaft ist!
          • Beat Furrer | 26.08.2022
            Dann sollten Sie die Konsumenten kritisieren, die eben nicht bereit sind, noch mehr Tierschutz zu bezahlen - an der Ladenkasse!
            Und vielleicht sollten Sie mal fragen, ob Sie nicht Mensch und Tier auf die gleiche Stufe stellen und ob das richtig ist!
      • Beat Furrer | 25.08.2022
        "Die versprochene Nahrungsmittelsicherheit ist eine grosse Lüge". Victor Brunner, wenn die Schweizer Bauern 50% der Lebensmittel produzieren, dann tragen sie doch wesentlich zur Nahrungsmittelsicherheit bei, oder nicht?
        "pestizidfreie Natur": Pestizid heisst schädlingstötend. Die Natur lebt und tötet auch. Ob biologisch oder chemisch, Pestizide (vor allem in dem vernünftigen Mass wie sie in der CH Landw. eingesetzt werden), können die "Natur" nicht zerstören.

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