Landwirtschaftsminister Marc Fesneau erklärte, die Regierung werde den Junglandwirten in den kommenden Jahrzehnten die Mittel an die Hand geben, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Mit den kohärenten und strukturierten Massnahmen des Paktes werde sichergestellt, dass die passenden Instrumente für die Anpassung an den Klimawandel und für den Wandel hin zu nachhaltigeren Produktionsmethoden bereitstünden.
«Attraktivitätsschock»
Im Rahmen der ersten Achse will Paris die Kluft zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft verkleinern. Erreicht werden soll das unter anderem durch einen «Attraktivitätsschock», der über Kommunikationskampagnen das Interesse an den «grünen» Berufen befeuern soll. Vorgesehen ist auch, mit dem kommenden Schuljahr Grundschüler näher an die Landwirtschaft heranzuführen. Ältere Schüler sollen die Möglichkeit erhalten, auf Wunsch ein entsprechendes Praktikum absolvieren zu können.
Angesetzt werden soll auch im Rahmen der Ausbildung. Hier soll ein Netzwerk von Fachleuten dafür sorgen, dass zentrale Themen wie Präzisionslandwirtschaft oder ressourcenschonende Bewässerung stärker Berücksichtigung finden. Neben neuen Berufsabschlüssen soll zudem die Beratung verbessert werden. Ein dreijähriges Weiterbildungsprogramm soll dafür sorgen, dass die Landwirte besser über nachhaltigere Produktionsmethoden und Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel informiert werden können.
Stallbau beschleunigen
Nicht zuletzt will Paris das Produktionssystem auf Betriebsebene und darüber hinaus überarbeiten. Beabsichtigt wird unter anderem, den Bau von Wasserspeichern und neuen Ställen zu beschleunigen, indem Genehmigungsprozesse und Gerichtsverfahren schneller abgeschlossen werden. Im kommenden Jahr soll zudem ein mit 180 Mio. Euro (167 Mio. Fr.) ausgestatteter Fonds eingerichtet werden, der die Anpassung der Agrar- und Ernährungswirtschaft an den Klimawandel unterstützen soll.
Zur Förderung von Betriebsgründungen und -übernahmen will Paris ab 2024 entsprechende Darlehen von insgesamt bis zu 2 Mrd. Euro (1,86 Mrd. Fr.) absichern. Beratungs- und Serviceleistungen für Junglandwirte sollen landesweit bei einer Stelle gebündelt werden. Für Betriebe soll zudem ein «Stresstest» angeboten werden, der insbesondere ihre Wirtschaftlichkeit unter den sich ändernden Klimabedingungen überprüfen soll.
Junglandwirte zufrieden
Die Organisation der Junglandwirte (JA) begrüßte die Ankündigungen der Regierung. Laut dem Verband wurden zahlreiche seiner Vorschläge berücksichtigt. Vor allem die Einrichtung einer zentralen Anlaufstellte für die Junglandwirte ist aus Sicht der Organisation ein wichtiger Schritt vorwärts. Der Pakt werde es ermöglichen, den demografischen Wandel zu bewältigen und die Ernährungssouveränität zu sichern, resümierte der JA.
Etwas zurückhaltender äusserte sich der französische Bauernverband (FNSEA). Aus seiner Sicht ist es «bedauerlich», dass die Regierung für Hofübernahmen und Betriebsgründungen keine steuerlichen Anreize schaffen will. Kritisch beurteilte die Verbändeplattform «Collectif Nourrir» den Pakt. Positiv zu vermerken ist aus ihrer Sicht lediglich, dass die Regierung das Problem erkannt hat. Für die Branche massgebliche Faktoren wie die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) würden jedoch ignoriert, monierte die Bauern- und Bürgerorganisation. Sie bemängelt ferner das Fehlen von konkreten Zielsetzungen, etwa hinsichtlich der Anzahl der jährlichen Hofübernahmen oder Betriebsgründungen.
Auch die Bündelung der staatlichen Unterstützung bei einer einzigen Stelle wird für problematisch gehalten: Damit bestehe die Gefahr, dass sich die Förderung einseitig auf etablierte Produktionsmodelle konzentrieren und damit den Status quo zementieren werde.