Erstmals lassen sich die Frostschäden in der Landwirtschaft beziffern. Die kalten Nächte Ende April haben hierzulande im Obstbau Schäden von über 100 Millionen Franken verursacht. Für den Weinbau gibt es noch keine Zahlen, betroffen sind aber mehr als 5500 Hektaren.
Erstmals lassen sich die Frostschäden in der Landwirtschaft beziffern. Die kalten Nächte Ende April haben hierzulande im Obstbau Schäden von über 100 Millionen Franken verursacht. Für den Weinbau gibt es noch keine Zahlen, betroffen sind aber mehr als 5500 Hektaren.
«Bei den Obstkulturen kann man von einem historischen Ausfall sprechen», erklärte Hubert Zufferey vom Schweizer Obstverband am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Für die Apfelproduzenten belaufe sich die Schadenssumme laut einer vorläufigen Schätzung auf 42 Millionen Franken, bei den Kirschen seien es 25 Millionen Franken.
Die Kirschenernte werde nur ein Viertel der normalen Menge von 3000 Tonnen erreichen. Bei den Äpfeln und Birnen betragen die Einbussen gar einen Drittel. Laut Zufferey ist es aber noch unmöglich zu sagen, wie viele dieser Früchte von den Frostschäden betroffen seien.
Auch die Pflaumenproduzenten müssen mit einem Verlust von 67 Prozent rechnen. Die Schätzung werde aber in den nächsten zwei Wochen präzisiert. Bei den Aprikosen beläuft sich der Ausfall auf 4000 bis 4500 Tonnen oder die Hälfte der normalen Ernte, wie Zufferey weiter ausführte.
Grosse regionale Unterschiede
Für die kleinen Früchte ist die Situation weniger dramatisch. Die Erdbeerernte wird um 20 Prozent tiefer ausfallen als im langjährigen Schnitt. Keine Schätzungen gibt es bislang zu den Himbeeren und Johannisbeeren. Keine Schäden gab es bei den Heidel- und Brombeeren.
Insgesamt gehen die Obstbauern von Schäden von 100 Millionen Franken aus. Allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den Regionen. Im Wallis sind etwa fünf bis zehn Prozent der Äpfel beschädigt, während sich der Schaden in der Zentralschweiz auf 80 Prozent summiert. Darin noch nicht eingerechnet sind die allfälligen Verluste der Zwischenhändler und der Schnapsbrenner.
Mehr Importe
Optimistischer zeigen sich die Gemüseproduzenten. Zwar habe es während zwei Wochen Engpässe beim grünen Spargel gegeben, sagte Jimmy Mariéthoz vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten auf Anfrage. Die Situation sei aber nicht vergleichbar mit der Baumzucht, weil die meisten Gemüsesorten nach rund zwölf Wochen geerntet werden könnten.
Die Konsumenten werden ohnehin keinen Mangel an Früchten und Gemüsen bemerken. Die fehlenden Mengen würden mit Importen kompensiert, erklärte Roger Maeder vom Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels (Swisscofel) auf Anfrage. Die Branche treffe zwei Mal wöchentlich Absprachen für das notwendige Kontingent.
Ein Drittel der Weinanbaufläche betroffen
Im Weinbau ist es noch zu früh, um eine erste Bilanz zu ziehen. Erste Aussagen liessen sich erst mit Beginn der Blütezeit im Juni machen, sagte Chantal Aeby, Geschäftsführerin des Schweizerischen Weinbauernverbandes, auf Anfrage der sda. Die von den Frostschäden betroffene Fläche macht nach einer Schätzung von Ende April aber mehr als ein Drittel der landesweit 14'800 Hektaren Weinanbaufläche aus.
Die Kosten für die Arbeit, Behandlung und Versicherung beziffert Pierre-Antoine Héritier, Präsident des Verbandes der Walliser Weinbauern, auf 30'000 Franken pro Hektar. Die gleiche Fläche erbringt einen Ertrag zwischen 40'000 und 45'000 Franken. Der Durchschnittswert variiere aber zwischen den einzelnen Lagen.
Bei der Schweizer Hagel sind bislang 110 Schadensmeldungen eingegangen, wie es bei der Versicherung auf Anfrage heisst. Die Schadenssumme dieser Meldungen beliefen sich auf über drei Millionen Franken und seien damit weit entfernt von den wirklichen Schäden. Die Schweizer Hagel versichert keine Obst- sondern lediglich Rebkulturen gegen Frost.