
Nadelbäume sind stärker von Insektenbefall betroffen, als es bei Laubbäumen der Fall ist
Monika Gerlach
Die durch Insekten verursachte Baumsterblichkeit nimmt in ganz Europa zu. Das hat eine Studie ergeben, die von einem internationalen Team aus 17 europäischen Ländern mit Beteiligung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) durchgeführt wurde. Der Untersuchung zufolge sind Nadelbäume stärker betroffen, während die Schäden an Laubbäumen rückläufig sind. Am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurden warme, trockene Regionen.
Laut den Wissenschaftlern sind von Nadelbäumen dominierte Wälder zunehmend anfällig für Holz- und Rindenbohrkäfer, insbesondere den Buchdrucker. Die Entlaubung durch Raupen verschiedener Mottenarten sei hingegen in den letzten Jahren zurückgegangen. Laubbäume würden von mehreren Arten befallen, was die Überwachung und Bekämpfung erschwere.
Festgestellt wurde auch, dass Insektenpopulationen, die sich dieselben Wirte oder Ernährungsstrategien teilen, dazu neigen, gemeinsam zu wachsen und zu schrumpfen. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit von Baumsterben in kontinental geprägten Gefilden.
Plötzlicher Schädlingsbefall
Die Studienautoren kommen ferner zu dem Ergebnis, dass Baumarten, die einst als widerstandsfähig galten - beispielsweise Föhren und Weisstannen - zunehmend Schäden durch Insektenbefall aufweisen, was Fragen hinsichtlich ihrer künftigen Eignung aufwerfe. Zudem seien in wärmeren und trockeneren Regionen Europas die Schäden durch Insekten durchweg stärker ausgeprägt. Dies erhöhe das Risiko für einen grossen, plötzlich auftretenden Schädlingsbefall, wenn sich Klimaextreme verstärken.
Diese Erkenntnisse sind aus Sicht der Forscher wichtig, da sie Orientierungshilfen für die Waldbewirtschaftung, die Auswahl von Baumarten, die Anpassung an den Klimawandel und die Planung künftiger Holzmärkte liefern.
Sie raten dazu, die Waldbewirtschaftung auf klimaresistentere Baumarten mit einem hohen Anteil an Laubbäumen auszurichten. Notwendig seien ausserdem eine strengere, koordinierte Überwachung von Waldstörungen, eine harmonisierte Datenerfassung und -weitergabe sowie Leitlinien, die von den Verantwortlichen umgesetzt werden können und den Märkten als Informationsgrundlage dienen.

