/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Mehr Geduld im Umgang mit Kühen

Trotz Automatik und Informatik ist es immer noch der Mensch, der die Betriebsabläufe im Stall steuert. Er muss verstehen, weshalb eine Kuh zum Beispiel nicht in den Melkstand will – etwa, weil sie Geräusche stören.

Rosmarie Brunner-Zürcher |

 

 

Trotz Automatik und Informatik ist es immer noch der Mensch, der die Betriebsabläufe im Stall steuert. Er muss verstehen, weshalb eine Kuh zum Beispiel nicht in den Melkstand will – etwa, weil sie Geräusche stören.

Immer mehr Daten stehen Milchviehhaltern zur Verfügung, seit automatische Melksysteme in den Ställen Einzug gehalten haben. Doch Daten sammeln alleine reicht nicht, um Betriebsabläufe zu verbessern: Sie müssen optimal verknüpft und ausgewertet werden, damit sie in der Praxis greifen.

Genau dieses Ziel hat sich Precision Dairy Farming gesetzt. Die internationale Plattform bietet an ihren Intensiv-Seminaren geballtes Fachwissen von Experten rund ums Milchvieh an und will so einen Beitrag zur Vernetzung von vorhandenem Wissen bieten.

Geduldige Menschen

Ein Problem in vielen Ställen sind lahme Kühe. Wie sich das vermeiden lässt, zeigte der neuseeländische Veterinärmediziner Neil Chesterton auf. Der praktizierende Tierarzt hat sich intensiv mit dem Verhalten der Kühe und dessen Auswirkung auf Klauenerkrankungen beschäftigt, Bücher und wissenschaftliche Beiträge dazu verfasst und ist international anerkannt. Anhand verschiedener Beispiele und Videos zeigte er auf, worauf es beim Umgang mit Kühen ankommt.

Ruhe, eine gute Beobachtungsgabe und vor allem Geduld – das sind die Eckpfeiler, die Chesterton in seinem einstündigen Referat den Zuhörern mitgab. «Kühe sind Beutetiere, deshalb tragen sie die Augen auf der Seite und haben ein grosses Gesichtsfeld», so der Tierarzt. Aber sie sehen nur in einem kleinen Bereich von 30 Grad scharf und nur dann, wenn sie beide Augen auf ein Objekt richten können – deshalb ist es wichtig, dass sie genug Zeit haben, um den Kopf zu wenden und das, was sie genau sehen wollen, fixieren können. Oder dass sie beim Gehen nicht hektisch traben müssen, sondern den Kopf zu Boden halten können, denn wegen dessen Form sehen sie sonst nicht, wohin sie treten.

Lärm ist kontraproduktiv

Will eine Kuh nicht in den Melkstand, sind neben vielen möglichen Problemen auch störende Geräusche, Angst vor dem Melker oder vor einer dominanten Kuh mögliche Ursachen. Besonders vor und im Melkstand gibt es vier Punkte zu beachten: Kühe sind Gewohnheitstiere, zeigen Dominanzverhalten, folgen einander und treten nicht in derselben Reihenfolge in den Melkstand ein, wie sie von der Weide kommen.

Chesterton zeigte auf, dass die Kuh einen persönlichen Fluchtabstand hat, eine Art Radius um sich selbst, der, wenn er überschritten wird, entweder zum Umdrehen oder nach vorne Gehen führt – je nachdem, ob man von vorne oder von der Seite kommt. Das richtige Annähern reicht also, um die Kuh vorwärtszubringen; Schläge oder Lärm aber machen Angst und sind kontraproduktiv. Sie führen zu Stress, zu schnellen Bewegungen, vor allem vor oder im Melkstand, was wiederum zu Rutschen und Ausgleiten und so zu Klauenverletzungen führen kann.

Lärmquelle orten

Neil Chesterton wies auf die grosse Bedeutung des Gehörs hin: «Kühe hören Frequenzen ab 20 bis 35'000 Hertz, wir Menschen nur von 64 bis 20'000 Hertz.» Aber Kühe können eine Schallquelle schlecht orten – sie versuchen deshalb, Geräusche zu sehen. Mit den Kühen zu reden oder sie zu rufen, ist deshalb nur dann sinnvoll, wenn sie gleichzeitig die dazugehörige Schallquelle Mensch auch sehen können.

Kühe haben einen hoch entwickelten Geruchssinn. Wie hoch, ist laut Chesterton noch wenig erforscht. Tatsache ist, dass sie Ungewöhnliches auch über die Nase sofort wahrnehmen und Angst durch Pheromone, also körpereigene Botenstoffe, auf andere übertragen. Einer der wichtigsten Punkte im Umgang mit den Kühen ist die Routine. «Kühe können auch komplizierte Abläufe und umständliche Wege bewältigen – wichtig ist, dass es immer dieselben Abläufe sind», sagte Chesterton, der seine Aussagen mit eindrücklichen Beispielen aus der Praxis unterstrich.

 

Präzision in der Milchviehhaltung

«Der Begriff Precision Dairy Farming leitet sich von Precision Farming ab, das im Ackerbau schon seit vielen Jahre propagiert wird», sagen die Organisatoren der diesjährigen Tour, die durch Süddeutschland, Österreich und die Schweiz führt. Schwerpunkt der Plattform, die von Unternehmen wie der DLZ und Zoetis unterstützt wird, sind Referate über Eutergesundheit, Fruchtbarkeit, exakte Fütterung und Vermeiden von Lahmheit bei Kühen. bru

 

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Sollen alle Nutztiere gesetzlichen Anspruch auf Auslauf im Freien haben?

    • Ja, wenn betrieblich möglich:
      39.87%
    • Nein:
      58.91%
    • Bin mir noch unsicher:
      0.66%
    • Halte keine Nutztiere:
      0.55%

    Teilnehmer insgesamt: 1806

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?