In Italien sind die Schweinehalter coronabedingt ebenfalls von einem Schweinestau und niedrigen Erzeugerpreisen betroffen. Sollte der Lockdown für Gastronomie und Gaststätten noch länger andauern, seien ohne Unterstützung viele Existenzen bedroht, warnt die Branche.
Kürzlich hat die Politik reagiert und will die Hilfen für Sauenhalter von 18 Euro (19.45 Franken) auf 30 Euro (32.45 Franken) je Muttertier aufstocken. Das Geld stammt aus einem im Juli aufgelegten Hilfsprogramm über 90 Mio Euro (97,2 Mio. Schweizer Franken) für Nutztierhalter, von denen 25 Mio Euro (27 Mio. Schweizer Franken) nicht ausgegeben wurden.
Der Vorsitzende des mitgliederstärksten Landwirtschaftsverbandes (Coldiretti), Ettore Prandini, begrüsste die Aufstockung, betonte jedoch gleichzeitig, dass noch mehr getan werden müsse, um die wichtige Schweinebranche zu unterstützen. In einem Brief an verschiedene Minister, darunter Agrarressortchefin Teresa Bellanova, warnte er, «dass die Corona-Schutzmassnahmen an die 100 000 Arbeitsplätze in den Schweinebetrieben gefährden». Von den 8,2 Millionen Schweinen würden 80 % zur Herstellung der typischen, mit Herkunftssiegel versehenen, italienischen Schinken und Wurstprodukte verwendet.
Die Schliessungen im Foodservice-Bereich hätten jedoch die Nachfrage stark geschmälert und die Schlachtschweinepreise stark sinken lassen. Hinzu kämen aggressive Schleuderpreisangebote von Schweinefleisch aus nordeuropäischen Ländern, darunter Deutschland, wegen des Wegfalls des chinesischen Exportmarktes. Die Politik müsse nun schnell handeln und neue Unterstützungsmassnahmen verabschieden, forderte Prandini. Dazu zählte er auch eine Steuererleichterung, wie zum Beispiel eine Kompensation der Mehrwertsteuer in Höhe von 10 %.
Ausserdem sei eine neue China-Strategie nötig, um Exporte von italienischem Schweinefleisch dorthin zu erleichtern. Dies wird auch vom Verband der kleineren Landwirtschaftsbetriebe Cia Agricoltori Italiani unterstützt. Die bürokratischen Verfahren müssten beschleunigt und die Betriebe mit den von China geforderten Technologien ausgestattet werden, um das Exportzertifikat zu bekommen. Im Moment gebe es nur zehn Unternehmen, die dieses hätten, viele andere stünden aber in der Warteschlange. Gerade jetzt, wo China wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) viel Schweinefleisch importiere, müsse Tempo vorgelegt werden, betonte Cia. Der chinesische Markt sei auch wichtig für den Absatz von Produkten wie Schweineohren, Pfoten und Innereien, die in Italien kaum einen Markt hätten.


