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Mehr Kilos – Fluch oder Segen?

In den letzten Monaten haben Micarna und Bell die Gewichtslimiten für Schlachtschweine angehoben. Das bringt Vorteile in der Effizienz und im Erlös pro Schwein. Es kommt aber auch mehr Fleisch auf den Markt.

 

 

In den letzten Monaten haben Micarna und Bell die Gewichtslimiten für Schlachtschweine angehoben. Das bringt Vorteile in der Effizienz und im Erlös pro Schwein. Es kommt aber auch mehr Fleisch auf den Markt.

Seit Jahresbeginn bis Woche 16 wurden heuer total 752794 Schweine klassifiziert. Das durchschnittliche Schlachtgewicht (SG)  dieser Tiere lag gemäss Suisseporcs bei 88,7 kg. Das sind 1,6 Kilo mehr als im Referenzjahr 2013. Gesamthaft wurden also diesen Frühling durch die höheren Gewichte rund 1324 Tonnen mehr Schlachtgewicht produziert, was umgerechnet etwa 14900 Schweinen entspricht.

Höhere Gewichtsbänder

Die schwereren Schweine sind die Folge der Gewichtsbandanpassungen der grossen Fleischverarbeiter. Micarna hat das Gewichtsband  per 1. Januar 2016 angehoben.  Bell hat am 1.April nachgezogen:

  • Micarna, neu: 78 bis 98 kg SG, alt: 74 bis 96 kg SG.
  • Bell, neu: 76 bis 98 kg SG, alt: 74 bis 96 kg SG.
  • Ernst Sutter AG, seit 27. Februar 2014: 74 bis 100 kg SG für QM, 72  bis 96 kg SG für IPS.

Die Ernst Sutter AG gibt als Begründung an: «Schwerere Tiere haben schwere Teilstücke, was einen positiven Einfluss auf die Ausbeute hat.» Ähnlich tönt es bei  Micarna: «Untergewichtige Schweine unter 80 kg verursachen einen grossen Aufwand für den Schlachtbetrieb.»  Mit den höheren Gewichten könnten zudem auch Kundenwünsche, speziell im Bereich des Stotzens, besser erfüllt werden. Schwerere Tiere würden heute dank einer guten Genetik keinerlei Qualitätseinbussen aufweisen, betont Micarna-Sprecherin Deborah Rutz.

Sie hebt auch die Vorteile für die Mäster hervor: «Die Landwirte können durch die Gewichtsanpassung rund zwei Kilo mehr Fleisch pro Tier produzieren, damit erhöht sich  der Erlös pro Schwein.» Die Forderung eines höheren Gewichtsbandes habe seitens der IP-Suisse-Produzenten schon länger im Raum gestanden. Neu werde deshalb die Prämie für Labelschweine von 70 bis 105 kg SG ausbezahlt (bis anhin zwischen 65 und 100 kg).

Nicht nur Vorteile

Bell sieht die Sache weniger euphorisch: «Für uns ergeben sich keine Vorteile. Die Anhebung des Gewichtsbandes erfolgte bei Bell nur aus Anpassung an die neuen Gegebenheiten der anderen Marktteilnehmer.» Bell-Sprecher Davide Elia sieht sogar Nachteile: «Die Fleischstücke werden für den Konsumenten bei gleicher Schnittdicke teurer, da die Teilstücke grösser und damit schwerer werden.»
 Micarna bemerkt als möglichen Kritikpunkt, dass die Tiere im Schnitt zwei Kilo mehr Fleisch geben und daher weniger Tiere für die gleiche Menge Rohmaterial benötigt werden.

Absprache gewünscht

Hier sehen auch die Schweineproduzenten ein Problem: «Für das gleiche Fleischvolumen braucht es nun weniger Jager und Zuchtsauen. Bis sich die Jagerproduktion angepasst hat, kann es daher Angebotsdruck geben», sagt Adrian Schütz, stellvertretender Geschäftsführer von Suisseporcs. Er hätte sich gewünscht, dass die Gewichtsanpassungen in Absprache mit den Produzenten und einem definierten Zeitplan erfolgt wären. «So hätten die Züchter genügend Zeit gehabt, die Produktion anzupassen.»
Wichtig sei vor allem, dass die Gewichtsbandbreite nicht kleiner werde, so Schütz. Genau das ist aber beim Micarna-Band der Fall. Es ist um 2 kg enger geworden. Die Fleischverarbeiterin aus Bazenheid wiegelt ab: «Davon sind lediglich rund 0,9 Prozent der Schweine betroffen.» Und bei einer korrekten Selektion der Tiere stellten diese Anforderungen kein Problem dar.

Fazit: Nachdem Bell sein Gewichtsband erst per 1. April erhöht hat, ist zu erwarten, dass die Schlachtgewichte bis Ende Jahr noch höher steigen. Um diese Mehrproduktion von 100 Tonnen oder noch mehr Fleisch pro Woche aufzufangen, muss die Jagerproduktion längerfristig sinken. Ob die höheren Gewichte also Fluch oder Segen für den Markt sind, hängt ganz von der Anpassungsfähigkeit der Produktion ab. 

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