Nach zwei Vorausscheidungen kämpften letzte Woche acht junge Frauen und Männer um den Sieg als beste Melkerin oder bester Melker 2018. Schauplatz war der Melkstand am Strickhof in Lindau.
Bevor es ernst wird, bleibt noch kurz Zeit für letzte Fragen. «Darf ich das Radio anstellen?» will einer wissen. «Du darfst», erwidert Matthias Schick. «Muss ich Handschuhe anziehen?» fragt ein anderer. «Nein, musst du nicht. Aber dann sicher Hände waschen. Und gut wäre es natürlich auch, wenn du die Kuh begrüsst, bevor du mit dem Melken beginnst», schmunzelt Schick, Bereichsleiter Tierhaltung und Milchwirtschaft am Strickhof.
Im fremden Melkstand
Schick hat die acht Finalisten durch den Tag begleitet, vom gemeinsamen Mittagessen in der Strickhofkantine, während der Betriebsführung und bis hierher in den Pausenraum, wo sie warten, bis einer nach dem anderen in den Melkstand gerufen wird, um sein Bestes zu geben: In einem fremden Melkstand, mit unbekannten Tieren, unter Beobachtung und Zeitdruck – keine einfache Sache. «Wir melken in der Schweiz auf Weltmeisterniveau», erklärt Matthias Schick mit Stolz, «Sozusagen Roger Federer. Diese Qualität müssen wir halten!»
Zwei Vorausscheidungen
Rahel Burkhalter hat eine Liste mit den acht Namen zusammengestellt: Simon Bach aus Turbach BE, Patrick Fankhauser aus Burgistein BE, Rebecca Rutz aus Dreien SG, Christian Spöhl aus Engwang TG, Gian Sterchi aus Aeschi bei Spiez BE, Tamara Stigt aus Kallnach BE, Andreas Utzinger aus Schleinikon ZH und Karin Zweifel aus Linthal GL. Drei junge Frauen, fünf junge Männer, die Mehrheit aus dem Kanton Bern, fit, motiviert, aussen ruhig und innen kribblig.
Sie alle haben die zwei Vorausscheidungen überstanden und gehören somit zu den offiziell und aktuell besten jungen Melkerinnen und Melkern der Schweiz. Wer gewinnt, wird aber erst am 23. Februar publik, denn die Siegerehrung findet im Rahmen des Milchforums an der Tier& Technik in St. Gallen statt.
Theorie und Praxis
Am besten in die Situation der Kandidaten einfühlen kann sich vermutlich Rahel Burkhalter: Die 21-jährige Besamungstechnikerin von Swissgenetics Oberaargau hat selber zweimal am Wettmelken teilgenommen: 2013 siegte noch ihr Bruder, doch zwei Jahre später genügte ihr der zweite Platz nicht mehr – sie holte den Sieg!
Dafür muss man auch dieses Mal in einem theoretischen Teil möglichst viele Punkte holen, im Melkstand vier Kühe melken und einen Schalmtest machen. Alles unter den wachsamen Augen der zwei Experten Karoline Margreitter, Strickhof, und René Rutz, Bamos Bazenheid. Ebenfalls im Melkstand zugegen ist Andreas Simonett, Betriebsleiter Milchvieh am AgroVet. Er hat vorgängig die Kühe vorbereitet beziehungsweise so eingeteilt, sodass alle Wettbewerbsteilnehmer die gleichen Chancen haben und Vergleiche gezogen werden können.
Ein bisschen Competition
Die Stimmung im Pausenraum ist angespannt, im Stall sind die Teilnehmer hoch konzentriert, nur hin und wieder fällt ein Spruch. Einer ärgert sich: «Ach, ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte zuerst die Kuh mit der höchsten Milchleistung drannehmen sollen.» Man tröstet sich, überbrückt die Wartezeit mit Gesprächen. Oder wie einer sagt: «Ist doch auch eine gute Gelegenheit, Neues zu lernen und Leute kennenzulernen. Und ein bisschen Competition ist immer gut!»