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Melkstand plus Roboter – eine gute Wahl

Melkroboter und Melkstand haben beide ihre Stärken und Schwächen. Kombiniert man beide Systeme, können die Vorteile beider Systeme ausgeschöpft werden, wie Josef und Beatrice Schelbert aus Baar beweisen.

Raphael Bühlmann |

 

 

Melkroboter und Melkstand haben beide ihre Stärken und Schwächen. Kombiniert man beide Systeme, können die Vorteile beider Systeme ausgeschöpft werden, wie Josef und Beatrice Schelbert aus Baar beweisen.

Melkstand oder Roboter? Bei der Investition in einen Milchviehstall setzt sich ein Betriebsleiter vielleicht auch mit dieser Frage auseinander. Gleichzeitig auf zwei unterschiedliche Melksysteme zu setzen, diese Möglichkeit wird bis anhin wohl weniger in Betracht gezogen. Auf den ersten Blick macht diese Idee ja auch wenig Sinn, da verschiedene Melksysteme ein anderes Herdenmanagement voraussetzen. Bei näherer Betrachtung birgt aber genau eine Kombination von Melkstand oder Roboter das Potenzial, die Betreuung noch gezielter auf das Bedürfnis des einzelnen Tieres auszurichten. Einen ersten Beweis dafür erbringen derzeit Josef und Beatrice Schelbert auf ihrem Milchproduktionsbetrieb in Baar ZG.

Ziel: Dreimal melken

Vor gut einem Jahr hat das Betriebsleiterpaar seinen bestehenden Laufstall mit Melkstand um einen Melkroboter erweitert. Damals seien die Kühe in zwei Gruppen gehalten worden, welche nacheinander gemolken wurden. «Früher musste jeweils einer um 3 Uhr morgens aufstehen. Das war nicht das Gelbe vom Ei», erinnert sich Beatrice Schelbert. Deshalb habe man eine Modernisierung des bestehenden Milchviehstalles angestrebt. Neben einer Arbeitsentlastung sollte durch die Investition gleichzeitig die Produktion ausgedehnt und die Kühe dreimal täglich gemolken werden.

Für einen Stall von 150 Kühen standen dazu entweder ein Karussell, 2 Roboter-Melkstände oder eben eine Kombination der Systeme zur Auswahl. «Dreimaliges Melken mit einem Melkstand ist ein soziales Handicap», sagt Josef Schelbert in Anbetracht der damaligen Optionen. Es sei schwierig, die dafür benötigten Arbeitskräfte zu finden. Unter anderem deshalb habe man sich nebst dem bestehenden Melkstand für die Erweiterung durch einen Roboter entschieden. Den bestehenden Melkstand habe man vorerst behalten wollen und entschied sich, mit beiden Systemen gleichzeitig zu produzieren.

Auslastung wichtig

Die Produktion mit zwei verschiedenen Systemen erwies sich als innovative Lösung. «Ich persönlich schätze die Kombination mittlerweile sehr», erklärt Josef Schelbert. Heute hält er seine laktierenden Kühe ebenfalls in zwei Gruppen: Gruppe Melkstand, welche er zweimal täglich melkt und die Gruppe Roboter, welche durchschnittlich 2,7 Melkungen pro Tier und Tag aufweist. Die Roboter-Herde setzt sich aus 55 leistungsstarken Tieren mit einer Tagesleistung von durchschnittlich über 40 Kilogramm zusammen.

«Wichtig ist, dass der Roboter voll ausgelastet wird», so Schelbert. Frisch gekalbte oder behandelte Kühe würden deshalb im Melkstand gemolken, um die Waschzeiten des Roboters zu verringern, was eine bessere Auslastung der teuren Anlage ermögliche. Die «bessere» Roboterherde setzt sich denn auch aus wesentlich jüngeren Tieren zusammen, welche in der Regel besser mit dem automatischen Melksystem zurechtkämen. «Bei jungen Tieren, die am Anfang der Laktation stehen, bringt das mehrmalige Melken zudem am meisten. Wir stellen eine Leistungssteigerung zwischen 20 bis 30 Prozent fest», fügt Schelbert an. Sobald die Tagesleistung gegen 30 Kilogramm falle, kämen sie dann in die leistungsschwächere Melkstandgruppe.

Mehr Vor- als Nachteile

Diese Unterteilung erlaubt es also, die Vorteile von Roboter und Melkstand gleichzeitig zu nutzen, ohne dass daraus erkennbare Nachteile hervorgingen. So kann Josef Schelbert beispielsweise Kühe, die frisch gekalbt haben, Klauenprobleme haben oder erhöhte Zellzahlen aufweisen, aus der Roboterherde nehmen und sie zur besseren Überwachung fortan mit dem Melkstand melken, wo er das Tier sicher zweimal täglich zu Gesicht bekommt. «Die durchschnittliche Tagesleistung der Gruppe Melkstand liegt derzeit zwischen 32 und 34 Kilogramm und umfasst 70 bis 80 Tiere», so Schelbert.

Ein zusätzlicher Faktor, welcher sich durch die Zweigruppenhaltung optimal steuern lässt, ist das Zuchtmanagement. Da sich in der Robotergruppe die leistungsstärkeren Tiere befänden, würde diese gezielt besamt, während auf der anderen Seite des Stalles, bei der Melkstand-Gruppe, ein Stier mitlaufen könne. «Nimmt eine Roboterkuh nach zweimaligem Besamen nicht auf, geht sie auch in die Melkstandherde», so Schelbert. Ohne Melkstand müsste er zudem die Kühe viel strenger selektionieren. Jetzt könne er leistungsstarke Tiere trotz schlechter Zitzenstellung oder solche, die sich schlecht an den Roboter gewöhnten, trotzdem behalten.

2 Stunden täglich gespart 

«Durch die Entlastung durch den Roboter spare ich jeden Morgen und Abend je eine Stunde.» Die Kühe in Schelberts Stall hätten sich auch schnell daran gewöhnt, dass sie mal von Menschenhand und beim nächsten Mal von einem Metallarm bedient würden. Auch seien die Kühe relativ ruhig trotz der gelegentlichen Wechsel innerhalb der beiden Gruppen. «Du kannst jede Kuh anfassen in dem Stall. Ich habe auch zu allen Kühen den gleichen Bezug, egal ob Roboter oder Melkstand.» Auch bezüglich Eutergesundheit, welche durch einen Wechsel des Melksystems höher belastet sein könnte, hat Josef Schelbert keine negativen Erfahrungen gemacht.

«Wir haben natürlich den Vorteil, dass sowohl Roboter als auch Melkstand vom gleichen Anbieter De Laval sind. Die Konfiguration des Vakuums in beiden Anlagen oder die Integration der Daten aller Tiere in ein EDV-System sei deshalb mit geringem Aufwand verbunden gewesen, so Schelbert.

 

Vorteile

Auf dem Betrieb von Beatrice und Josef Schelbert werden Milchkühe sowohl mit Melkstand als auch mittels Roboter gemolken. Diese Kombination bringt folgende Vorteile:

  • Kranke oder Kalberkühe können in der Melkstand-gruppe effizienter kontrolliert werden.
  • Der Roboter kann voll ausgelastet werden und verliert keine langen Waschzeiten von behandelten oder frisch gekalbten Kühen.
  • Kühe mit ungeeigneter Zitzenstellung können einfach am Melkstand weitergemolken werden
  • Kühe, bei denen es am meisten bringt, werden mehrmals am Tag gemolken.
  • Durch mehrmaliges Melken tropfen «ringmelkige» Kühe weniger, wodurch die Infektionsgefahr für die Euter solcher Tiere sinkt.

 

Betriebsspiegel

Das landwirtschaftliche Gewerbe von Beatrice und Josef Schelbert umfasst insgesamt vier Produktionsstandorte. Dazu arbeiten sie eng mit weiteren Landwirten zusammen. Insbesondere der Futterbau, die Aufzucht sowie Maschinen werden überbetrieblich gemanagt, teilweise  in Form von ÖLN-Gemeinschaften. Der Landwirtschaftsbetrieb von Schelberts umfasst heute:

  • 150 Milchkühe
  • 1,5 Mio. Kilogramm Vertragsmilch
  • 150 Stück Jungvieh
  • 360 Mastschweine
  • 3000 Mastpoulets
  • 50 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche
  • 117 Hektaren total gemeinsam mit den Partnerbetrieben bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche. Dabei werden in erster Linie Mais- und Kunstfutter angebaut sowie nötige Biodiversitätsförderflächen  

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