Nach Behördenangaben haben die Verdächtigen in ihrem Heimatland Rumänien Saisonarbeiter angeworben, mit einem Hungerlohn abgespeist und unter unzumutbaren Bedingungen untergebracht. Laut Staatsanwaltschaft sind seit Oktober 2022 mehrere Dutzend Anzeigen von Betroffenen eingegangen, unter denen auch Minderjährige sein sollen.
Nicht bekannt wurde, inwiefern in Richtung der Winzer ermittelt wird. Wie der Radiosender France Bleu berichtete, wurden die mutmasslichen Menschenhändler bei einem grossangelegten Einsatz der Gendarmerie in Castillon-la-Bataille, Saint-Émillion und Capian festgenommen.
Mehrere Unternehmen beteiligt
Das Anbaugebiet Saint-Émillion zählt zu den bekanntesten im Südwesten Frankreichs. Bereits vor gut einem Monat waren ähnliche Vorfälle aus der Champagne bekannt geworden. Die Staatsanwaltschaft in Chalôns-en-Champagne hat im Zusammenhang mit Saisonarbeitern für die Weinlese Ermittlungen wegen des Verdachts auf Menschenhandel aufgenommen.
Mehrere Unternehmen sollen beteiligt sein; weitere Details teilte die Behörde bislang nicht mit. Zuvor hatten mehrere Todesfälle unter den Erntehelfern Schlagzeilen gemacht. Bislang werden diese Vorfälle aber auf die hohen Temperaturen bei der Lese zurückgeführt. Zudem hatte die Präfektur des Départements Marne Unterkünfte von saisonalen Hilfskräften für die Traubenernte aufgrund von unhygienischen und unwürdigen Zuständen geschlossen.
120’000 Saisonarbeitskräfte
Zumindest in der Champagne sollen derartige Vorkommnisse aber der Vergangenheit angehören. Das Comité Champagne gab jetzt die Gründung eines Runden Tisches bekannt, der alle beteiligten Akteure einbinden und unter anderem Mindeststandards garantieren soll.
Laut der Branchenorganisation soll gemeinsam mit staatlichen Stellen ausserdem eine Charta für Personaldienstleister erarbeitet werden, nicht zuletzt um gesetzestreuen Unternehmen eine höhere Sichtbarkeit zu verschaffen. Nach Angaben des Comité Champagne wird die Weinlese in der Region jedes Jahr mit etwa 120’000 Saisonarbeitskräften bewältigt; auf der Arbeitgeberseite sollen insgesamt 17’000 Unternehmen der Wein- beziehungsweise Champagnerwirtschaft stehen.
In diesem Jahr wurden laut der Branchenorganisation vier Unterkünfte für Hilfskräfte aufgrund von Hygienemängeln durch die Behörden geschlossen; ausserdem kamen fünf Erntehelfer zu Tode.


