Der Sturm «Joachim» ist am Freitag zum Teil in Orkanstärke über die Schweiz gefegt und sollte bis in die Nacht anhalten. In Teilen des Flachlands und vor allem in den Alpentälern wurde «Joachim» erst in der Nacht erwartet.
Doch auch wo der Föhn blies, «chutete» es heftig. Gemäss Meteoschweiz wurden in Altdorf UR Böen von bis zu 107 Kilometern pro Stunde gemessen, in Altenrhein SG 95 und in Elm GL 92 km/h. Marco Stoll von MeteoSchweiz warnte denn auch davor, dass da «der Sturm erst noch kommt, wenn die Kaltluft in die Alpentäler drückt».
Er erwartete Böen von 90 bis 110 Kilometern pro Stunde. Auf die Kaltfront werden dann ein Temperatursturz und weitverbreitet Schneefall folgen.
Derzeit befinde sich das Sturmtief über Deutschland und «es hält sich an den Fahrplan». Die Voraussagen hätten zugetroffen. Einzig der heftige Regen in Teilen des Genferseegebiets und in Schaffhausen hätten auch die Meteorologen überrascht.
Schnee und Regen
Das Tief machte sich vor allem im Schaffhausischen Klettgau «bemerkbar», wie ein Polizeisprecher auf Anfrage sagte. Dort, aber auch sonst im ganzen Kantonsgebiet seien Keller, Velowege und Strassen überflutet worden.
Niederschläge in Form von Schnee sorgten im Goms und am Lötschberg für Bahnunterbrüche. Da im Lötschental über Nacht bis zu einem Meter Schnee fiel, musste der Bahnhof Goppenstein wegen Lawinengefahr geschlossen werden.
Entgleister Zug und abgedeckte Häuser
Von den Winden geplagt war am Morgen vor allem der Jurabogen. Bei einer Zugsentgleisung zwischen Tavannes und Tramelan im Berner Jura wurden vier Personen leicht verletzt. Eine Tanne war am frühen Morgen aufs Trassee gestürzt und liess einen Teil des Zuges entgleisen.
Schlimmer erwischte es die Bewohner eines Wohnhauses im jurassischen Courrendlin nahe Delsberg, die wegen Einsturzgefahr evakuiert werden mussten. Der Sturm hatte einen Teil des Daches weggerissen. In Pruntrut musste die Eisbahn geschlossen werden, nachdem die Winde Plexiglas von den Mauern riss.
Orkan auf den Berggipfeln
Auf den Gipfeln wurden die schnellsten Böen gemessen. So auf dem Säntis 176 km/h, auf dem Pilatus mit 159, dem Chasseral JU und Les Diablerets VD je 151 km/h, wie MeteoSchweiz mitteilte. Zahlreiche Bergbahnen stellten wegen des Windes ihren Betrieb ein.
In der Ajoie JU wurden 122 km/h gemessen, in Delsberg 106 und in der Stadt Basel 103 km/h. «Joachim» hinterliess auch im Baselbiet seine Spuren. Betroffen waren vor allem das Laufental und das Oberbaselbiet. Die Polizei erhielt hunderte Schadensmeldungen. Zeitweise standen fast alle Feuerwehren im Kanton im Einsatz.
Pech hatte ein 36-jähriger Lastwagenfahrer. Er wurde verletzt, als sein Lastwagen samt Anhänger auf der Strasse von Diegten nach Hölstein von einer Windböe erfasst wurde und umkippte. Im Bootshafen von Augst BL stürzte beim Festmachen einer Abdeckplane ein 65-Jähriger ins Hafenbecken. Er wurde leicht verletzt und unterkühlt geborgen.
Annullierte Flüge
Aber auch der Flughafen Zürich bekam den Sturm zu spüren: Bis am frühen Freitagnachmittag mussten über 70 Flüge annulliert werden. Die anderen Flüge erhielten zwischen 30 und 60 Minuten Verspätung. Auf dem Flughafen Basel-Mülhausen wurden wegen des Sturms gut ein Dutzend An- oder Abflüge annulliert.