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Methan senkender Futtermittelzusatz tut sich schwer  

Der Futtermittelzusatz Bovaer soll die Methanemission von Nutztieren um 30 Prozent senken. In der Schweiz ist der Zusatz zwar zugelassen, wird aber nur auf wenigen Betrieben eingesetzt. Ein möglicher Grund: Für die Milchproduzenten entstehen zusätzliche Kosten ohne direkten Nutzen. Dänemark hat eine Lösung gefunden.

ome |

Der Anteil der Landwirtschaft an den gesamten Treibhausgasemissionen in der Schweiz betrug im Jahr 2022 15,5 Prozent, heisst es auf der Webseite des Schweizer Bauernverbandes. 66 Prozent dieser Treibhausgase stammen aus Methan. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat eine Klimastrategie für die Landwirtschaft entwickelt, die vorsieht, die Emissionen bis 2030 um 22% gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren.

Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Emissionsminderung in der Landwirtschaft ist die Reduzierung der Methanemissionen aus der Tierhaltung. Neben der Abdeckung von Güllelagern steht hier vor allem die emissionsmindernde Fütterung von Rindern im Vordergrund.

Vielversprechend ist hier der Ansatz, dem Futter einen Zusatzstoff beizumischen, damit die Kühe weniger Methan ausstossen. Genannt wird hier Bovaer, ein Futtermittelzusatz, der nach Angaben des Herstellers den Methanausstoss von Milchkühen, Schafen oder Ziegen um rund 30 Prozent reduzieren soll.

Ein «Schweizer Produkt»

Boaver soll die Methanbildung bei der Verdauung von Milchkühen, Schafen oder Ziegen um durchschnittlich rund 30 Prozent reduzieren, heisst es in einem Bericht vom «Bund». Entwickelt wurde Boaver von DSM Firmenich, e inem börsenkotierten Chemiekonzern mit Sitz in Kaiseraugst AG und im niederländischen Heerlen (Umsatz 2023: rund 10 Milliarden Franken).

Gemäss Angaben von Hersteller DSM-Firmenich reicht ein Viertel Teelöffel des Zusatzstoffs pro Tag und Kuh aus, um die Methanproduktion von Milchkühen um 30 Prozent und jene von Fleischrindern um 45 Prozent zu reduzieren. Bovaer hemmt ein Enzym, das für die Herstellung von Methan im Rindermagen verantwortlich ist. Pro Jahr könne damit netto pro Kuh eine Tonne CO₂-Äquivalente eingespart werden.

Das Unternehmen hat das Produkt 2022 während sechs Monaten getestet. 158 Milchviehbetriebe mit insgesamt 20’000 Kühen haben am niederländischen Pilotprojekt teilgenommen. Während des Pilotprojekts reduzierte sich der Methanausstoss durchschnittlich um 28%. «Der Methan-Ausstoss wurde insgesamt um 10’000 Tonnen CO₂ gesenkt», teilte das DSM Ende März 2023 mit. Das Produkt habe keinerlei Auswirkung auf die Gesundheit der Kühe, die Milchproduktion oder die Zusammensetzung der Milch, teilte DSM mit.

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Bovaer sei dabei von unabhängigen Behörden bestätigt worden, heisst es weiter. Mehr als 150 Studien hätten gezeigt, dass Bovaer weder für Tiere noch für Menschen gesundheitsschädlich sei. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat diesen neuen Futtermittelzusatz für Milchkühe für den Einsatz in der EU genehmigt.

Dänemarks Lösung

Auch in der Schweiz ist Bovaer als Futtermittelzusatz zugelassen, schreibt der «Bund». Der Einsatz befinde sich aber noch in der Versuchsphase und werde erst von wenigen Landwirtschaftsbetrieben genutzt. Es fehlten noch Daten über die langfristigen Auswirkungen des Einsatzes, heisst es weiter. Dies sei auch der Grund, weshalb der Verband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) derzeit keine offizielle Empfehlung für den Einsatz des Futtermittelzusatzes ausspreche.  

Bei der Aaremilch sind es zwei von 230 Betrieben, die Bovaer zumindest zeitweise eingesetzt haben, erklärt Andreas Stämpfli von der Aaremilch gegenüber dem «Bund». Einen Grund für die geringe Nachfrage sieht Stämpfli im Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die Produktionskosten würden um ein bis zwei Rappen pro Kilogramm Milch steigen. Einen direkten Nutzen bringe der Einsatz von Bovaer hingegen nicht. «Nur wenn der Betrieb über ein Klimaschutzprogramm entsprechend entschädigt wird, rechnet sich der Einsatz», wird Stämpfli vom «Bund» zitiert.

Genau ein solches Programm gibt es in Dänemark. So erhalten die dänischen Milchbauern künftig für den Einsatz eines Futtermittelzusatzes, der die Methanemissionen ihrer Rinder senkt, eine staatliche Förderung. Die Regierung will dafür umgerechnet rund 65,6 Millionen Franken zur Verfügung stellen. Dänemarks Ziel ist es, den Methanausstoss der landesweit rund 550’000 Milchkühe bis 2030 um bis zu 30 Prozent zu reduzieren.

«Wir brauchen eine Konsumänderung»

Kritik am Einsatz von Bovaer kommt von Greenpeace, schreibt der «Bund». «Wir werden die Klimaemissionen aus der Tierhaltung nur mit verändertem Futtermittel nicht genügend senken können. Wir brauchen eine Konsumänderung», sagt Barbara Wegmann von Greenpeace Schweiz gegenüber dem «Bund».

Statt Tierprodukte weniger klimaschädlich zu produzieren, solle weniger davon konsumiert werden, so Wegmann weiter. Der Schweizer Bauerverband hingegen würde es begrüssen, wenn der Handel die «Bovaer-Milch» speziell kennzeichnen würde, damit die Kunden «diese besonders klimafreundlich produzierte Milch bewusst bevorzugen könnte», sagt Sandra Helfenstein gegenüber dem «Bund».

Lesen Sie zu diesem Thema auch folgende Artikel: 

- Kühe: Wirkung von Methaninhibitoren untersuchen

- Weniger Methan: Molkerei zahlt Milchbauern Prämie

- Graubünden: Mit Futtermittelzusatz den Methanausstoss bei Kühen senken

Kommentare (7)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Bewusste Kritikerin | 16.06.2025
    Man sollte sich vor allem fragen, wann der ganze Klimawahn endlich aufhört. Das Klima hat sich schon immer geändert, auch bevor es Menschen überhaupt gab. In der Schweiz hat schon subtropisches Klima geherrscht und es gab Eiszeiten! Ganz ohne Zutun von furzenden Kühen. Was sicher dringend ist, ist die Verschmutzung mit Chemikalien zu stoppen (und Bovaer wäre da noch eine mehr, die es abzuschaffen gilt), aber lasst das CO2 bitte in Ruhe, das brauchen die Pflanzen, um zu gedeihen, oder warum würde man sonst eine Extra-Portion CO2 in die Gewächshäuser blasen?
  • urs | 12.12.2024
    Kritischer Blick auf Bovaer®: Ein umstrittener Futtermittelzusatz in der
    Landwirtschaft
    Bovaer®, ein von der DSM-Firmenich AG entwickelter Futtermittelzusatz
    (auch beim WEF beworben (https://archive.is/Y4Xkf)), soll die
    Methanemissionen von Wiederkäuern wie Kühen reduzieren. Der Wirkstoff 3-Nitrooxypropanol (3NOP) hemmt ein Enzym im Pansen der Tiere,
    wodurch die Methanproduktion verringert wird. Dieses Produkt wird bereits
    in Deutschland, der Schweiz und Österreich eingesetzt.
    Finanzielle Unterstützung durch die Gates-Stiftung

    Die Bill & Melinda Gates Foundation
    (https://www.gatesfoundation.org/about/committed-grants/2022/11/inv-
    047087?utm_source=chatgpt.com) hat der DSM-Firmenich AG im
    November 2022 einen Betrag von 3.460.160 US-Dollar zugesagt.

    Toxikologische Bedenken
    Eine Risikobewertung der Food Safety Commission of Japan
    (https://www.jstage.jst.go.jp/article/foodsafetyfscj/12/2/12_D-24-
    00008/_pdf/-char/en) (FSCJ) zu 3NOP hat besorgniserregende Ergebnisse
    hervorgebracht. In subakuten Toxizitätsstudien an Mäusen, Ratten und
    Hunden wurde festgestellt, dass sowohl das absolute als auch das relative
    Gewicht von Hoden und Nebenhoden abnahm. Zudem wurde eine
    reduzierte Spermienproduktion und -aktivität beobachtet. Diese Ergebnisse
    werfen Fragen zu den langfristigen Auswirkungen von 3NOP auf die
    Reproduktionsgesundheit von Tieren auf.

    Einsatz in Deutschland, der Schweiz und Österreich
    Im Februar 2022 genehmigten die EU-Mitgliedstaaten die Verwendung von
    Bovaer® in der Europäischen Union. Top Agrar
    (https://www.topagrar.com/rind/news/neuer-futtermittelzusatz-fuermilchkuehe-
    verringert-methanemissionen-12862177.html?
    utm_source=chatgpt.com)

    Trotz dieser Bedenken wird Bovaer® in Deutschland, der Schweiz und
    Österreich eingesetzt. In der Schweiz testet unter anderem die Molkerei
    Emmi den Zusatzstoff in der Milchproduktion. In Österreich wird Bovaer® in
    der Rinderhaltung verwendet.
    Trotz Studienwarnungen: Bovaer® im „Kampf gegen den Klimawandel“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Einsatz …
  • Martin | 12.12.2024
    Und dank dem anderen wirkstoff ....in, zur "methanreduktion" haben wir 8 Kühe verloren....
    Wird verschwiegen, zuständige stellen dazu verstummen. Noch Fragen?
  • Adrian von Känel | 11.12.2024
    Bovaer wirkt nur bis 3 Stunden nach der letzten Aufnahme, das heisst es kann nur über eine TMR verabreicht werden, das ist im Sommer bei Alp- und Weidebetrieben unmöglich.
    • Älpler | 11.12.2024
      Ich gehe davon aus, dass auf Alp- und Weidebetrieben ausschliesslich frisches Gras gefressen wird. Der Kreislauf ist daher geschlossen. Auch bezüglich Methan!
      Ein wesentlicher Unterschied zu TMR, wo man ja ganz elegant Futtermittel, die eigentlich nicht in einen Kuhmagen gehören reinmischen kann.
  • Sabrina Schlegel | 10.12.2024
    Ich habe keine Leistungsminderung beim Einsatz von Bovaer festgestellt. Zudem führt der Link in diesem Artikel nicht zur Quelle von Agroscope, die ich gerne einsehen würde.
  • Luzerner Bauer | 10.12.2024
    "...dass die Effizienz der Tiere durch den Einsatz von Bovaer sinken könne. Umgerechnet auf die Leistung der Tiere ergebe sich dadurch kaum eine Reduktion der Treibhausgase."
    Man kann also sagen, dass das Ganze eine Nullrunde ist, oder besser gesagt ein totaler Leerlauf! Natürlich nicht für die Chemiefirma DSM Firmenich... ;-)
    Wenn man alles einrechnet, gibt es also keine Methanreduktion, aber einen fetten Gewinn in der Firmenkasse?! (den möglichst die Bauern bezahlen sollen)
    Aber die Niederländer sind ja bekannt für technische Lösungen, die dann doch nicht so das gelbe vom Ei sind! Jahrzehnte lang haben sie ihre überschüssige Gülle einfach im Meer verkappt - aus dem Auge aus dem Sinn! :-(
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