Seit Wochen werden weite Teile der Schweiz immer wieder von Starkregen, Hagel und heftigem Wind erfasst. Darunter leidet auch die Landwirtschaft. Es kommt zu Schäden und Ernteausfällen. Wie wollen von Euch wissen, ob Eure Kulturen und Eurer Grünland auch Schaden genommen hat. War es der Hagel, der Regen, der Wind oder alles zusammen? Abstimmen und mitdiskutieren
Seit Wochen gibt es in vielen Gebieten der Schweiz viel Niederschlag. Der Juni 2021 geht in vielen Orten die Geschichte ein. Gemäss Meteoschweiz fiel an einzelnen Messstandorten mehr als das Doppelte einer durchschnittlichen Juni-Regensumme.
Regenreicher Juni
So stellten sich neue Junirekorde ein, die zum Teil weit über den bisherigen Höchstwerten liegen. In Buchs-Aarau fielen 277 mm Regen. Der bisherige Junirekord von 216,7 mm stammt aus dem Jahr 1986. In Thun erreichte die Junisumme 282 mm. Der bisherige Junirekord aus dem Jahr 2001 lag bei 241,4 mm.
In Fahy im Pruntruter-Zipfel stieg die Juni-Niederschlagssumme auf 236 mm. Das bisherige Junimaximum von 1990 lag mit 212 mm deutlich tiefer. Insgesamt verzeichneten 24 Messstandorte neue Rekorde bei der Juni-Niederschlagssumme. Einige dieser Messreihen reichen 60 Jahre oder weiter zurück.
Extreme Regenmengen diese Woche
Und auch das erste Julidrittel fiel äusserst nass aus. Bereits nach den ersten 10 Julitagen haben mehrere Stationen gemäss Meteoschweiz das Niederschlagssoll (bezogen auf die Norm 1981-2010) deutlich überschritten. Auf dem Gütsch fielen bereits 180 Liter vom Himmel, das sind 150% im Vergleich zum langjährigen Monatsmittel.
In dieser Woche gab es noch einmal kräftig Nass hinzu. Gemäss Meteoschweiz fielen vom Genfersee bis zum Bodensee zwischen Montag- und Dienstagabend verbreitet 40 bis 60 mm Regen. Am Mittwoch gab es vielerorts eine kurze Regenpause. Doch für Donnerstag sind erneut intensive Niederschläge angekündigt. Mit auf Nordwest drehender Strömung wird dann die Alpennordseite und insbesondere der Alpennordhang betroffen sein, so Meteoschweiz. Bis Samstagmorgen rechnet Meteonews mit Regensummen von etwa 30 bis 80 Litern.

Alder Robert
Schweizer Hagel: Schadenssumme bis jetzt 45 Millionen
Die zahlreichen Unwetter und der viele Regen hat der Landwirtschaft stark zugesetzt. Es kam zu vielen Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen, insbesondere auch durch Hagelschlag. Seit Juni wurden der Schweizer Hagelversicherung Schäden in Höhe von über 45 Millionen Franken gemeldet. Das ist mehr als die sonst übliche Schadenssumme eines ganzen Jahres, schreibt SRF.
Insgesamt wurden 8000 Schadensereignisse von den knapp 30’000 Versicherten gemeldet. Betroffen sind alle Kulturen, die sich bei der Hagelversicherung versichern lassen, von der Baumschule bis zum Weinbau.
Der Versicherer rechnet alle 10 bis 20 Jahre mit solchen extremen Witterungsverhältnissen. «Wir haben Rückstellungen, die uns erlauben, solche Situationen finanziell zu meistern», sagt Pascal Forrer, Direktor von Hagel Schweiz, zu SRF.
2021 dürfte mieses Jahr werden
«Es zeichnen sich deshalb nicht nur tiefe, sondern auch qualitativ schlechte Ernten ab», sagt Sandra Helfenstein, Sprecherin des Schweizer Bauernverbandes, zur «Luzerner Zeitung». 2021 werde aus derzeitiger Sicht als mieses Landwirtschaftsjahr in die Bücher eingehen.
Eigentlich sollte die Gerste gedroschen werden können. Doch der Regen hat dies bis jetzt vielerorts verunmöglich. Nur 10 bis 15 Prozent der Felder wurden bis jetzt abgeerntet. «Es ist eine schwierige Situation. Man muss abwägen, ob man kurze Schönwetterfenster nutzen und nasse Böden befahren will, wie es einige gemacht haben, oder ob man abwarten und Auswuchs riskieren will», sagt Gregor Affolter, Ackerbauberater am Arenenberg TG, zu «Schweizer Bauer». Bodenverdichtungen könnten jahrelang zu Ertragseinbussen führen.
Qualität leidet
Heinrich Wintsch, Landwirt aus Gossau ZH, ist von den Folgen der Gewitter stak betroffen. Stellvertretend für viele Bauern sagt er gegenüber nau.ch: «Man kann verschiedene Kulturen von den Feldern holen, unter anderem Frühkartoffeln, Gerste oder Futterflächen. Zudem leidet die Qualität entsprechend.» Weil der Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen könne, komme es auch zu Schwemmschäden.
Von Ausfällen und Schäden berichten auch die Bauernverbände aus dem Thurgau und St. Gallen. Vor allem der Ackerbau und der Obst- und Gemüsebau sind von den schlechten Wetterbedingungen betroffen. «Dieses Jahr sieht es schitter aus. Das Getreide ist zum Glück noch nicht reif, doch der Acker- und Gemüsebau mussten sehr leiden», sagt Daniel Vetterli, Co-Präsident des Verbandes Thurgauer Landwirtschaft, zu 20min.ch.
Weniger Futter
Probleme gibt es auch beim Futterbau. «Das Futter kann nicht trocknen und die Felder sind durch die weiche Erde nur schwer befahrbar», sagt Bruno Giger, stellvertretender Geschäftsführer des St. Galler Bauernverband, zum Onlineportal.
Vom nassen Wetter betroffen sind auch die Kartoffeln. «Weil es immer nass ist, verschärft sich der Druck – Kraut- und Knollenfäule haben perfekte Bedingungen», hält Ruedi Fischer, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten, gegenüber dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst (lid) fest. Im Ackerbau habe es generell viel verhagelt und verschwemmt.
Engpass bei Schweizer Gemüse
Auch Fischer spricht die Futterversorgung an. «Die Bauern machen sich Gedanken, wie sie nächsten Winter zu Futter kommen», sagt er. Zwar könne man noch Futtermais nachsäen. Es sei aber bereits sehr spät für diese Kultur. Es seien massiv weniger Erträge zu erwarten. Die Folgen könnten Futterimporte, so Fischer weiter. Dies könne schwierig werden, da auch die Landwirtschaft der benachbarten Länder hohe Unwetterschäden zu beklagen hätten.
Die Unwetter mit Hagel und übermässigem Regen führen in der Gemüseversorgung der Schweiz zu einem Engpass. In der Schlechtwetterphase können die Gemüsebauern Pflanzen für die zweite Ernte nicht ausbringen oder ansäen. Zudem wuchs das Gemüse schlecht, wie der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) am Mittwoch meldet.

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Durch das nasse Wetter steigt die Gefahr durch Unkraut und Schädlinge, da die Kulturen nicht mit Maschinen befahrbar sind. So ist der Pflanzenschutz eingeschränkt. «Unter diesen Umständen sind auch das Anpflanzen und Säen eingeschränkt», schreibt der VSGP.
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