Im Sommer 2020 erhob der Verband für Markenartikel Promarca bei der Wettbewerbskommission (Weko) Anklage gegen die Migros. Grund war die harte Verhandlungspraxis der Grossverteilerin. Nun gewann die Migros den Streit.
Die Migros will sich wieder mehr über den Preis profilieren. In den vergangenen Jahren hat der Riese aus Zürich bei den Konsumenten in der Preiswahrnehmung eingebüsst. Auf die Frage, bei welchem Händler die günstigsten Produkte zu finden sind, nannten in einer Studie der Marktforscher von Nielsen im Jahr 2008 noch 43 Prozent die Migros. 2016 hat Aldi die Migros hier überholt. Und auch Lidl macht Druck.
Deshalb setzt die Migros auf härtere Verhandlungen mit den Lieferanten. Das rief wiederum den Verband für Markenartikel Promarca auf den Plan. Promarca gelangte mit dem Vorwurf an die Wettbewerbskommission (Weko), wonach die Migros ab dem Frühling 2019 eine grössere Anzahl ihrer Lieferanten dazu aufgefordert habe, die Verkaufspreise an die Migros ohne entsprechende Gegenleistung substanziell zu senken.
Promarca gelangte an Weko
Als die Anzeige letzten Sommer eingereicht wurde, sprach Promarca-Geschäftsführerin Anastasia Li-Treyer gegenüber der «Sonntagszeitung» von einer Preisreduktion von 10 Prozent auf Kosten der Lieferanten, welche die Migros in den Preisverhandlungen verlange. Harte Preisverhandlungen habe es immer gegeben, sagte Li-Treyer. Doch der Umgangston sei nun aber sehr ruppig geworden.
Erstaunt über das Vorgehen von Promarca war schon damals Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen. «Ich bin sicher, dass unsere Position gut begründet ist und die Wettbewerbskommission (Weko) dies auch so sehen wird», gab er sich selbstsicher.
Die Migros müsse einsparen. 75 Prozent der Einsparungen wolle die Detailhändlern selber tätigen, insbesondere bei der M-Industrie, so Zumbrunnen. «Aber es kann nicht sein, dass wir diesen Effort allein machen. Deshalb führen wir Verhandlungen mit den grossen Markenherstellern, wie dies übrigens alle Detailhändler seit Jahrzehnten tun», fuhr Zumbrunnen fort.
Migros erhält recht
Inzwischen hat die Weko ihre Untersuchung zu dem Fall abgeschlossen, wie sie gegenüber CH Media bestätigte. Die Weko sieht die Migros im Recht und wischt alle Vorwürfe vom Tisch.
«Die Marktbeobachtung ergab keine konkreten Hinweise, dass Migros sich im Rahmen der fraglichen Verhandlungsrunde gegenüber ihren Lieferanten missbräuchlich verhalten hat», sagt Andrea Graber, die die Marktbeobachtung leitete.
Für die Beobachtung schaute die Weko sowohl die Stellungnahmen der Migros an und bezog sich auf die Dokumentationen der einzelnen Preisverhandlungen. «Gestützt auf diese Analyse, konnten keine Hinweise auf Marktmissbrauch festgestellt werden. Die Preise kamen durch Verhandlungen zustande», sagt Andrea Graber. Dass es Preisdruck gebe, sei normal, er dürfe nur nicht missbräuchlich werden. So einfach war die Beurteilung offenbar nicht, denn eine konkrete Schwelle gebe es dafür nicht.
Das Urteil dürfte auch für die Bauern von Relevanz sein. Denn die Hersteller könnten den Preisdruck an die Landwirte weitergeben.
Rivella-Rausschmiss nicht untersucht
Nicht von der Untersuchung betroffen war der neueste Rausschmiss von Rivella-Produkten aus dem Migros-Sortiment. Die Grossverteilerin hatte kürzlich einen Bestellstopp für Rivella Grüntee, Rivella Refresh und Focuswater verhängt. Eine offizielle Begründung gab es daraufhin von der Migros-Medienstellen nicht. Die Migros befindet sich mit Rivella in Preisverhandlungen und hat wohl noch keine Lösung erzielen können.