Die orangen Detailhandelsriesen äusserten sich 2013 unterschiedlich zum EU-Milchfreihandel. Coop sagte Nein, die Migros Ja.
In der Igas sind sie beide, Coop und Migros. Die Interessengemeinschaft Agrarstandort Schweiz (Igas) fordert seit über sechs Jahren ein Agrarfreihandelsabkommen mit der Europäischen Union. Coop und der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) waren im April 2008 Gründungsmitglieder. Beim Milchfreihandel aber sind sie unterschiedlicher Meinung.
Migros sagte Ja
Die Verhandlungen für eine umfassende Marktöffnung kamen im Sommer 2010 zum Stillstand. Nun wertet der Bundesrat in einem vor zwei Wochen publizierten Bericht eine sektorielle Grenzöffnung bei der Frischmilch und allen Milchprodukten als positiv. Dazu führte das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) vorgängig eine Umfrage in der Branche durch. Unter anderem wurde die Frage gestellt: «Unterstützt ihr Unternehmen/Verband/Organisation grundsätzlich eine sektorielle Marktöffnung im Milchbereich gegenüber der EU?»
Auf Seite 33 ist ersichtlich, dass ein Detailhändler mit Ja und ein anderer mit Nein geantwortet hat. Auf Anfrage des «Schweizer Bauer» antwortet die Migros-Mediensprecherin Martina Bosshard: «Obwohl die Migros den umfassenden Ansatz bevorzugen würde, unterstützt sie grundsätzlich Bemühungen zur Vorbereitung auf weitere Öffnungsschritte.» Die Migros setze sich bekannterweise für eine markt- und wettbewerbsorientierte Land- und Ernährungswirtschaft in der Schweiz ein. Bosshard betont aber: «Die sektorielle Marktöffnung im Bereich Milch weiter voranzutreiben, wurde nicht von der Migros initiiert und ist auch nicht prioritär.»
Öffnung der Märkte schreitet voran
Immerhin war es aber nachweislich Nationalrat Jean-René Germanier (FDP, VS), Mitglied der Migros-Verwaltung, der in der Sitzung der nationalrätlichen Wirtschaftskommission vom 22. Mai 2012 Auskünfte zur «Öffnung des Milchmarkts» und zur «Machbarkeit einer sektoriellen Marktöffnung mit der EU» verlangt hatte.
Bosshard teilt weiter mit: «Die Öffnung der Märkte schreitet weiter voran, wie beispielsweise die Verhandlungen zwischen der EU und den USA zeigen. Auch die Schweiz strebt weitere Freihandelsabkommen an, wie jüngst der Besuch von Bundesrat Schneider-Ammann in Brasilien gezeigt hat.» Da anzunehmen sei, dass auch die Landwirtschaft Teil der Liberalisierungsbemühungen sein werde, seien im Bereich der Agrarmärkte nun vom Bundesrat «Lösungen» gefragt.
Coop sagte Nein
Coop seinerseits bestätigt sein Nein bei der BLW-Umfrage. «Coop hat sich im vergangenen Jahr kritisch zur sektoriellen Milchmarktöffnung geäussert», schreibt Denise Stadler, Leiterin der Medienstelle. Sie verweist aber darauf, dass dies nun einige Zeit zurückliege. «Aktuell analysieren unsere Fachleute den neu vorliegenden Bericht. Daraus werden wir die Haltung von Coop zu den konkreten Vorschlägen des Bundesrates ableiten», teilt sie mit. Auf die Frage nach den Gründen der kritischen Haltung von Coop geht Stadler nicht ein.