Mindestens 7000 Jahre lang wird Milch schon als Nahrungsmittel genutzt und auch weiterverarbeitet, haben britische Forscher jetzt herausgefunden. Der Milchzucker darin dürfte damals allerdings noch so manchen Magen verstimmt haben.
Julie Dunne von der University of Bristol (Grossbritannien) und ihre Mitarbeiter haben die Fettrückstände an 81 Tonscherben untersucht, die in der libyschen Sahara-Region gefunden wurden. Dabei habe sich gezeigt, dass Milch ein wichtiger Bestandteil der Ernährung war, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt «Nature».
Die Scherben stammen aus der Zeit zwischen 8100 und 2600 vor Christus. Die Forscher analysierten die Isotope - das sind Varianten eines chemischen Elements - der verschiedenen Fette an den Tonscherben. So liess sich auf den Ursprung der Fette schliessen.
Tierisches Fett ab 5000 vor Christus
Ab etwa dem fünften Jahrtausend vor Christus fanden die Forscher vor allem Rückstände spezieller tierischer Fette. An älteren Scherben fanden sie solche Reste nicht. Dies belege, dass die Menschen damals begonnen hatten, Milchviehwirtschaft zu betreiben und die nahrhafte Milch zu verarbeiten, schreiben die Forscher.
Die prähistorischen Menschen in Nordafrika hielten Schafe, Ziegen und Rinder, schon lange bevor sie Ackerbau betrieben und Pflanzen domestizierten. Im Nahen Osten und Eurasien verlief die Entwicklung anders: Dort wurden die Menschen während der sogenannten Neolithischen Revolution zunächst zunehmend sesshaft und begannen damit einhergehend, Landwirtschaft zu betreiben und Vieh zu halten.
Die Bedeutung der prähistorischen Viehwirtschaft in der Sahara- Region spiegelt sich in zahlreichen Felsmalereien und Gravuren wieder. Sie zeigen Kühe mit prall gefüllten Eutern und zum Teil sogar Menschen beim Melken. Allerdings ist eine genaue Datierung der Kunstwerke schwierig, so dass Forscher bisher nur wenig darüber wissen, wann die Menschen begannen, Milchvieh zu halten und Milch zu verarbeiten.
Enzym zur Milchverdauung fehlte
Die Weiterverarbeitung sei wichtig gewesen, weil die prähistorischen Bewohner der Sahara Milch eigentlich überhaupt nicht vertrugen, schreiben die Forscher. Ihnen fehlte oder mangelte es demnach am Enzym Laktase, das für den Abbau des Milchzuckers, der Laktose, notwendig ist. Je stärker Milch weiterverarbeitet wird, desto weniger Laktose enthalten die Produkte und desto bekömmlicher werden sie.
Laktoseintoleranzen sind bis heute in vielen Regionen der Welt verbreitet. In Populationen, die seit langem Milchwirtschaft betreiben, haben sich allerdings Mutationen verbreitet, die dafür sorgen, dass der Milchzucker auch nach dem Säuglingsalter noch von dem Enzym abgebaut werden kann. Auch in einigen Regionen Afrikas breiteten sich solche Mutationen aus.