Die Produktionskosten der Milchbauern sind in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. Deshalb fordert BIG-M eine Erhöhung des A-Richtpreises für industrielle Molkereimilch um 5 Rappen je Kilo. Ausserdem müssten die Abzüge gestoppt werden, fordert die Organisation.
In den vergangenen Monaten sind die Produktionskosten bei den Milchbauern weiter deutlich gestiegen. Energie, Futter, Maschinen, Dünger etc. haben sich verteuert. Die Rufe nach höheren Milchpreisen werden deshalb immer lauter.
Verbände fordern höheren Nettoerlös
Am Mittwoch wird der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) auch über den Richtpreis beraten. Die Forderungen vonseiten der Produzenten ist klar: Der Schweizer Bauernverband (SBV) und die Schweizer Milchproduzenten (SMP) forderten eine Erhöhung des Nettoerlöses aus der Molkereimilch um mindestens 5 Rp./kg.
Seit Ausbruch des Krieges seien die Kosten massiv gestiegen. «Im Mai 2022 waren die Vorleistungen im Schnitt fast 10 Prozent höher als im Vorjahr. Davon ist die Milchproduktion stark betroffen», hielten die SMP in einer Mitteilung fest. Damit die Milchproduzenten ihre Kosten decken könnten, müsste der Nettoerlös um 5 Rappen steigen.
83 Rappen
Auch die Bäuerliche Interessengruppe für Marktkampf (BIG-M) fordert höhere Milchpreise für die Produzenten. «Dass der Richtpreis steigen muss, ist klar», heisst es im jüngsten Newsletter. Und die Organisation zeigt sich erfreut über die SMP: «Die SMP fordern per 1. Oktober 2022 eine Erhöhung des A-Richtpreises um 5 Rappen, damit die Bauern die höheren Produktionskosten decken können. Endlich hat man scheinbar begriffen, dass nur eine kostendeckende Milchproduktion eine Zukunft hat.»
BIG-M fordert eine Erhöhung des A-Richtpreises für industrielle Molkereimilch von 5 Rappen je Kilo. Damit würde der Richtpreis auf 83 Rappen steigen. BIG-M untermauert ihre Forderung mit dem Molkereipreisindex des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW). Durch den Anstieg des Index sei der errechnete A-Richtpreis weiter gestiegen und liege aktuell bei 83 Rappen.
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Abzüge stoppen
Dass bei der Richtpreiserhöhung von Mitte April eine Fixierung bis Ende Jahr vereinbart wurde, räche sich nun, schreibt BIG-M. «Wenn sich der Vorstand der BOM nicht auf einen Richtpreis einigen kann, gilt der errechnete Richtpreis. Somit wäre ein Richtpreis von 83 Rappen kampflos sicher gewesen», heisst es weiter. BIG-M hofft, dass der Entscheid vom Frühling korrigiert wird. «Diesmal ohne faule Kompromisse», hält die Organisation fest.
Zwischen Richtpreis und dem effektiv ausbezahlten Preis gibt es aber eine deutliche Differenz. Denn bei den Produzenten werden verschiedene Abzüge vorgenommen. BIG-M fordert daher, dass die diversen Marktabzüge umgehend gestoppt werden und auf das kommende Jahr verschwinden. Nur so seien faire Preise für die Produzenten möglich.
Produzentenpreis
Gemäss dem Milchpreismonitoring der SMP vom Mai lag der Produzentenpreis für A-Milch im Schnitt bei 70,62 Rappen pro Kilo, jener für B-Milch bei 57,30 Rappen. A-Milch wird für gestützte und geschützte Produkte verwendet, die eine hohe Wertschöpfung haben. Darunter fällt auch der grösste Teil des Exportkäses.
B-Milch wird zu Produkten ohne Grenzschutz und mit höherem Konkurrenzdruck verarbeitet, etwa zu Quark oder Milchmischgetränken. C-Milch fällt wegen der geringeren Produktion derzeit nicht an. Sie ist direkt für den freien Export in Nicht-EU-Länder zum – entsprechend geringen – Weltmarktpreis vorgesehen, etwa in Form von Milchpulver.
«Fixierung ist eine Katastrophe»
Die Branchenorganisation Milch (BOM) hatte Anfang März beschlossen, den Richtpreis für industrielle Molkereimilch im A-Segment per 16. April um 5 Rappen auf 78 Rappen je Kilo zu erhöhen. Es handelt sich um die erste Erhöhung seit dem 1. Januar 2021. Dem Vernehmen nach war die Erhöhung aber keineswegs unumstritten. Erst nach langen Verhandlungen konnte sich die BOM auf die 5 Rappen einigen.
Doch die Erhöhung hatte einen Haken. Die Verarbeiter und Händler bauten eine Klausel ein. So wurde vereinbart, dass der Richtpreis bis Ende 2022 fixiert bleibt. «Damit erhält die Milchbranche Planbarkeit und Stabilität», so die offizielle Sprachregelung der Branchenorganisation Milch (BOM). Anders gedeutet: Die laufend steigenden Kosten müssen die Milchproduzenten selbst tragen. Bei den Milchproduzenten sorgte die Klausel für grosses Unverständnis.
Das Fixieren des Richtpreises kritisierte auch BIG-M. Mitte März hielt sie die Organisation in ihrem Newsletter fest. «Dass der Richtpreis für das ganze Jahr eingefroren wird, ist deshalb eine Katastrophe.» Und weiter hielt sie fest: ««Egal ob zu wenig Milch auf dem Markt ist, die Verarbeiter und Detailhändler kommen nie zu kurz.» So könne der Rückgang der Milchproduktion in der Schweiz nicht aufgehalten werden.
Dafür soll der Preis auch für längere Zeit auf dieser Höhe bleiben!