An einem BIG-M-Anlass zeigten sich «Masshalter» bereit, ihre Milchmenge zu reduzieren. Ein «Mehrmengenmelker» sagte, er ziehe mit, wenn dafür der Preis steige. Politisch ist für eine solche Lösung ein langer Atem nötig.
Die Neuausrichtung ist bemerkenswert. Jahrelang hat BIG-M für Abgaben nur auf den Mehrmengen gekämpft, um auf diesem Weg die Milchmenge wieder in den Griff zu kriegen.
Doch die Motion Aebi steckt mit ungünstiger Prognose im Ständerat fest, und die Branchenorganisation Milch hat die beschlossene Abgabe von 4 Rp./kg auf den ausgedehnten Mengen wieder gekippt. Deshalb sagt BIG-M-Co-Präsident Martin Haab jetzt: «Mit dieser Stossrichtung wären wohl 60 bis 80 Prozent der Bauern zufrieden, doch ich bin sicher, dass wir damit nicht durchkommen.»
Kompromiss gesucht
Wer in die Zukunft schaue, sehe, dass es nur über eine neue Kompromisslösung gehe, sagte BIG-M-Sekretär Werner Locher am Mittwochabend am Inforama Rütti in Zollikofen BE. «Wir wollen die überschüssige C-Milch wegbringen, ohne dass Betriebe, die stark auf Mehrmengen basieren, liquidiert werden», führte er aus.
Dass bei einem Kompromiss auch Milchbauern, die ihre Menge gegenüber den früheren Kontingenten nicht ausgedehnt haben, ihre Menge reduzieren müssen, sei schwer zu schlucken. Prompt tönte es zu Beginn aus der Versammlung: «Ich gebe nichts, ich bin ebenso stur wie die Mehrmengenmelker!»
Diese Stimmen blieben aber eine klare Minderheit; bloss eine Handvoll der gegen hundert anwesenden Bauern sprach sich am Schluss dafür aus, dass nur die Mehrmengenmelker nachgeben müssten.
Verschiedene Vorschläge
Andere Stimmen dominierten. «Ich bin auch zornig, aber es braucht einen Kompromiss» – «Ich finde es gut, dass BIG-M einen Weg zwischen den Extrempositionen sucht» – «Gegeneinander zu wettern, bringt nichts», hiess es etwa. Es sei eine Tatsache, dass in der Öffentlichkeit die Milchbauern wegen ihrer Uneinigkeit als selbst schuldig an der Überproduktion und an den tiefen Preisen gälten.
Verschiedene Ideen wurden diskutiert, wie pro Betrieb wieder eine Referenzmenge festgelegt werden könnte. Das sei nötig für eine Mengensteuerung, deren Feinjustierung in der Hand der SMP liegen sollte, sagte Haab. Ein Ansatz ist, dass alle um ein paar Prozent kürzen müssen, aber «Masshalter» prozentual etwas weniger.
Eine andere Idee ist, kleine Liefermengen ganz zu verschonen. Uniterre schlägt Entschädigungen für Betriebe vor, die jetzt reduzieren müssten, ohne vorher ausgedehnt zu haben.
Politisch ein langer Weg
Klar ist: Ohne Allgemeinverbindlichkeit des Bundesrates für das Mengensteuerungsmodell läuft nichts. «Es braucht einen mehrheitsfähigen Vorschlag aus der Basis, und dann müssen wir Druck auf die Politik ausüben und dies gegen die Verarbeiter durchdrücken», betonte Haab.
SMP-Präsident Peter Gfeller, der an der Versammlung teilnahm, gab zu bedenken: «Eine Reduktion der Milchmenge ist die klarste Lösung, aber es wird politisch die schwierigste sein.» Eine andere Möglichkeit wäre, die Milch für den Weltmarkt auf intelligente Art und Weise von der übrigen Milchmenge abzukoppeln. Kurzfristig würde die Milchmenge wohl bereits sinken, wenn die Lieferung der C-Milch wirklich freiwillig wäre, sagte Gfeller.
Steigt der Milchpreis?
Zum BIG-M-Anlass war auch ein junger St. Galler angereist, der vor Augen führte, dass sich auf seinem Betrieb die Mehrmengen gelohnt haben. Darauf angesprochen, sagte er: «Wenn der Preis steigt, bin ich bereit, weniger zu melken.»
Sicher sei, dass der Milchpreis nicht steige, «solange wir die Menge nicht im Griff haben», bemerkte Haab dazu. Er ist überzeugt, dass auch diejenigen, die ihre Menge ausgedehnt haben, zum Mitmachen bereit sind – nur so hätten auch sie zumindest eine Perspektive für eine Preiserhöhung.
Zwei weitere Anlässe
IG-M organisiert weitere Diskussionsanlässe mit interessierten Milchbauern am Freitag, 8. Juni, in der Landwirtschaftlichen Schule Hohenrain LU und am Montag, 11. Juni, im Hofstadl Albertschwil 585 in Gossau SG, jeweils um 20 Uhr.