Der Bericht des Bundesrates über eine sektorielle Grenzöffnung im Bereich Milch gegenüber der EU hat es in sich.
Der «Schweizer Bauer» hat den Milchmarktbericht des Bundesrates noch einmal durchgesehen und dabei drei bemerkenswerte Punkte gefunden:
- Wie viele Kühe produzieren wie viel Milch?
Laut Modell sollen im Öffnungsszenario 2 (Grünlandbeitrag Milch von 800 Fr./ha) im Jahr 2025 mit 540'000 Milchkühen über 3,5 Mio. Tonnen Milch produziert werden. Damit würde der langjährige Trend weitergehen: Weniger Kühe produzieren mehr Milch. Zum Vergleich: Ende Dezember 2013 standen in Schweizer Ställen 581'000 Milchkühe, im Jahr 2013 wurden 3,428 Mio. Tonnen Milch produziert. Im Bericht steht, dass eine Leistungssteigerung von 70 kg Milch je Kuh und Jahr unterstellt wird. Die Zucht auf Milchleistung soll also weitergehen, und es dürfte auch klar sein, dass die Kühe diese höheren Leistungen kaum dadurch erreichen können, dass sie mehr Gras und weniger Kraftfutter fressen, wie es ökologisch motivierte Kreise fordern. - Wie hoch ist das Exportpotenzial der Schweizer Milchindustrie?
Dazu steht im Bericht auf Seite 47: «So können die Exporte namentlich bei Frischmilchprodukten, zu denen nebst der Konsummilch auch einige Produkte mit hoher Wertschöpfung (z. B. Joghurt) gehören, ausgebaut werden. Die Resultate zeigen jedoch ebenfalls bei Standardprodukten wie Butter oder Rahm zusätzliche Exportchancen in die EU wie auch in Drittländer.» Das Modell ergibt im Szenario 1 (Zulage für die gesamte Verkehrsmilch von 9 Rp./kg) gegenüber der Weiterführung der AP 14–17 am Ende der Umsetzungsperiode beim Export: +30% bei Butter, +60% bei Rahm, +968% (!) bei Frischmilchprodukten. Emmi-CEO Urs Riedener sagte zu diesem Thema am letzten ZMP-Polittreffpunkt: «Wenn wir mit Milch, Butter und Rahm europäische Märkte erobern wollen, dann müssen wir unter den EU-Preis gehen. Das sind Commodities!» - Wie stark sinken die Konsumentenpreise?
In Szenario 1 (Zulage für die gesamte Verkehrsmilch von 9 Rp./kg) soll die Wohlfahrt der Konsumenten um 852 Mio. Fr. steigen. «Dies liegt darin begründet, dass im Vergleich zum Referenzszenario die Zölle und Importkontingente abgeschafft werden, die Importe steigen und folglich die Produzentenpreise sinken. So werden Agrarprodukte günstiger», heisst es. Um wie viel die Konsumentenpreise sinken, wenn der EU-Milchpreis (fast) auf EU-Niveau sinkt, war auch innerhalb der Verwaltung umstritten. Ob dieser Frage sollen gar Sitzungen abgebrochen worden sein, wie zu hören ist. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) wird hier wohl seinen Glauben an stark sinkende Konsumentenpreise durchgedrückt haben. Die Frage bleibt: Weshalb soll die Milch im Laden so viel billiger werden, wenn Herr und Frau Schweizer gleich viel Geld in der Tasche haben?