Die Verbände des Milchdialogs sehen die Marktstellung als Schlüsselfaktor für höhere Produzentenpreise. Die Rahmenbedingen sollen über die Gemeinsame Marktordnung auf EU-Ebene entsprechend geändert werden.
Die im «Milchdialog» organisierten Verbände haben erneut eine stärkere Position der Erzeuger in der Vermarktungskette eingefordert und dazu ein Positionspapier verfasst.
Marktstellung verbessern
«Die Marktstellung der Erzeuger zu verbessern, ist der Schlüssel dafür, um mittel- und langfristig Erzeugerpreise zu erhalten, die eine angemessene Entlohnung für die hergestellten Lebensmittel und eine zukunftsfähige Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe zulassen», erklärten die Verbände, darunter der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Freien Bauern.
Solange die Erzeuger nur vom guten Willen ihrer Marktpartner abhingen und nicht auf Augenhöhe Einfluss auf den Markt nehmen könnten, werde sich für sie nichts ändern. Die jüngste Äusserungen vom Vorsitzenden des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, wonach ein strukturelles Überangebot an Rohmilch in der Europäischen Union und ein zu niedriger Markenanteil im Exportmittelfristig höhere Milcherzeugerpreise verhinderten stiess beim Milchdialog auf Kritik.
Lösungen auf EU-Ebene
«Damit wird einmal mehr deutlich, dass es innerhalb der Molkereibranche keinerlei Vereinbarungen geben wird, die den Erzeugern freiwillig mehr Wertschöpfung ermöglichen», stellten die betreffenden Organisationen fest. Der Markt müsse für das Überleben der Betriebe eine Preiserhöhung ermöglichen.
Mit dem Hinweis auf das Rohstoffüberangebot und die Notwendigkeit, Standardprodukte in Drittländer zu exportieren, habe Stahl auch bestätigt, dass es nicht reiche, nur den Lebensmitteleinzelhandel oder nationale Lösungen auf Branchenebene in den Blick zu nehmen. Um mehr Wertschöpfung für die Erzeuger zu generieren, müssten mittel- und langfristige Lösungen auf EU-Ebene ansetzen. Genau dies seien auch die Kernforderungen des Anfang Januar vorgelegten Positionspapiers.
Frühwarnmechanismus für Krisen
In dem Papier des Milchdialogs werden deutlich höhere Preise und eine stärkere Position der landwirtschaftlicher Erzeuger im Vermarktungskanal gefordert, was über veränderte Marktrahmenbedingungen in der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) EU erreicht werden soll. So soll ein Frühwarnmechanismus für Milchmarktkrisen installiert werden. Wenn diese einträten, greife eine freiwillige Mengenreduzierung, unabhängig von einer vorhergehenden Anwendung der Privaten Lagerhaltung (PLH) beziehungsweise der staatlichen Intervention.
Solch ein Instrument müsse auch eine wirtschaftliche Attraktivität für die teilnehmenden Milchviehhalter beinhalten. Sollte die Marktwirkung der freiwilligen Mengenreduktion ausbleiben, müsse es zu einer zeitlich befristeten Deckelung der Anlieferungsmengen kommen. Von der Bundesregierung erwartet der Milchdialog, sich für solch ein System auf EU-Ebene einzusetzen.
Primärstufe als Branche anerkennen
Darüber hinaus wird von der Bundesregierung erwartet, dass sie die durch Artikel 148 der GMO geschaffenen Möglichkeit zur Vorgabe des Abschlusses von schriftlichen Lieferverträgen mit konkreten Vereinbarungen über Preis, Menge, Dauer und Qualitätsmerkmalen vor der Lieferung von Agrarprodukten an die Verarbeitungsunternehmen umsetzt.
Diese Vorgaben hätten für alle, insbesondere auch für genossenschaftliche Lieferkonstellationen, zu gelten. Auf EU-Ebene wird zudem gefordert, die Primärstufe als eigenständige Branche anzuerkennen, um deren marktpolitische Stellung zu stärken. Der Milchdialog spricht sich ferner für eine klare und unmissverständliche Herkunftskennzeichnung aus. Der Handel wird aufgefordert, die Milcherzeuger bei ihren Bemühungen zu unterstützen, politisch Rückenwind für eine Verbesserung ihrer Marktstellung zu erhalten.