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Milchkühe, die noch nie Gras gesehen haben

Andalusien, der südlichste Teil Spaniens, ist bekannt für Oliven-, Frucht- oder Weinbau. Aber es gibt auch ein paar Milchviehbetriebe. Einer davon ist die Kooperative Cafpal in Fuente Palmera unweit von Cordoba.

Samuel Krähenbühl |

 

 

Andalusien, der südlichste Teil Spaniens, ist bekannt für Oliven-, Frucht- oder Weinbau. Aber es gibt auch ein paar Milchviehbetriebe. Einer davon ist die Kooperative Cafpal in Fuente Palmera unweit von Cordoba.

Schon die Märzensonne hat in Andalusien, einer der wärmsten Regionen ganz Europas, ziemlich Kraft. Im Sommer kann es hier in der Ebene zwischen Cordoba und Sevilla schon mal über 40 Grad heiss werden. Kuhmilch wird in dieser Gegend erst seit den Achtzigerjahren vermehrt produziert. Zwischenzeitlich gibt es in der Gegend von Fuente Palmera rund 20 Milchbauern. Einer davon ist die Familienkooperative Cafpal der Familie Delgado.

Lüfter und Wasser

Wie halten die Holstein-Kühe  diese Hitze aus? «Den Kühen wird mit dem Lüfter und Wasser etwas Erleicherung geschaffen», erklärt Rafael Delgado, der zusammen mit seinem Bruder Manuel sowie einem Fest- und einem Teilzeitangestellten den Betrieb führt. Die Milchleistung würde um bis zu 15 Prozent sinken, fügt er an.  Und die Abkalbesaison sei von Oktober bis März, damit die Kühe nicht noch den Stress des Abkalbens und den Anfang der Laktation im Hochsommer hätten. Dabei liegt die Leistung der rund 160 Milchkühe im Durchschnitt bei rund 9000 kg, was in Anbetracht des extremen Klimas als beachtlich angesehen werden kann. Die Leistung der Holsteinrasse sei denn auch der Hauptgrund gewesen, warum man auf sie gesetzt habe, erklärt Rafael Delgado. Ein Nachbar habe Montbéliarde-Kühe, doch die würden einfach weniger Milch geben.

Extrem trockenes Jahr

Normalerweise fallen in der Gegend etwa 500 Millimeter Regen pro Jahr. Doch seit letztem Sommer macht eine auch für diese Gegend enorme Trockenheit allen Bauern zu schaffen, so auch den Delgados. Es habe den ganzen Winter praktisch nie geregnet. «Wenn es jetzt nicht mehr geregnet hat, regnet es nicht mehr», betont Rafael. Eine Folge sei, dass das Getreide noch sehr klein sei. Und man müsse zusätzlich bewässern. Immerhin seien die Winter  2009/2010 und 2010/2011 relativ niederschlagsreich gewesen und die Stauseen deshalb noch nicht leer. Denn die Speicherung von Wassern zu Bewässerungszwecken ist hier wie in ganz Andalusien ein Muss.

Kuhleben ohne Gras

Bemerkenswert dabei ist, dass die Kühe ihr ganzes Leben lang nie richtiges Gras zu sehen bekommen. Denn das würde in der Sommerhitze schlichtweg verbrennen. Sämtliche Kulturen müssen bewässert werden. So werden auf dem im Verhältnis zur Anzahl Milchkühe mit insgesamt nur 45 Hektaren relativ kleinen Betrieb vor allem Mais und Triticale angebaut. Auch etwas Baumwolle wird angebaut. Die Erträge sind bei der Triticale oder Weizen rund 30 kg pro Are. Der Brotweizen, der auch noch angebaut wird,  gilt im Verkauf 25 Euro (31 Franken) pro 100 kg. Die rund 1,4 Mio kg Milch, welche jährlich hier produziert werden, gehen an die Molkerei Puleva, welche im Moment 34 Cent (42 Rappen) für das Kilo bezahlt. Und eigentlich sollte der Preis etwas höher sein, um nachhaltig produzieren zu können, betont Rafael Delgado. Unter 30 Cent (37 Rappen) könnten sie hingegen nicht mehr produzieren.  Die Direktzahlungen würden mittlerweile rund 20 bis 25% des Betriebseinkommens ausmachen. Doch was die EU-Agrarpolitik alles so bringe, das mache ihm manchmal schon Angst, so Rafael. Immerhin seien momentan sowohl Milch- wie Schlachtviehpreise höher als auch schon. So gelte eine Schlachtkuh zwischen 700 und 1000 Euro (866 und 1238 Franken).

Internationale Genetik

Neben den Kühen werden auch 120 Stück Jungvieh auf dem Betrieb aufgezogen. Jungvieh und Zuchtstiere werden teilweise verkauft, was kaum erstaunt, weil schon Vater Delgado als Viehhändler tätig war, noch bevor die Familie selber überhaupt einen Betrieb hatte. Besamt wird von den Betriebsleitern selber mit internationaler Genetik aus Holland, USA und Kanada, aber auch einheimische Stiere wie der bekannte Vererber Duplex kommen zum Einsatz. Beim Zuchtziel liegt laut Delgado  der Fokus bei einem generell guten Typ und hier vor allem auf den Beinen. Dann sei aber auch die Milchleistung ein wichtiges Kriterium. Spätestens nach der dritten Besamung kommt ein Stier zum Einsatz. Die Ration der Kühe besteht aus Maissilage, Soja, Sonnenblumenkernen, Biertreber, Orangentrester und teilweise importierter Luzerne.  Der Mist wird für den Olivenbau verkauft. Während der an sich moderne, nach allen Seiten offene Boxenlaufstall vollständig gedeckt ist, werden Galtkühe und Jungvieh grösstenteils auf unbefestigtem und ungedecktem Boden gehalten. Und die offene Güllenlagune liegt unfern von den nächsten Häusern.

Melkroboter ist Thema

Gemolken wird in einem Fischgräten-Melkstand mit zweimal fünf Plätzen. Doch der Kauf eines Melkroboters sei auch ein Thema, meint Rafael. Der bestehende Stall müsse dafür kaum umgebaut werden. Nur der Kaufpreis sei im Moment noch das Problem. Der im Vergleich mit der Schweiz relativ bescheidene Lohn von 1200 Euro (1485 Franken) pro Monat, den sie ihren Angestellten bezahlen müssen, mag bei dieser Entscheidung eine Rolle spielen, denn das Melken ist mit dem Roboter so  nicht unbedingt billiger. Dabei ist dieser Lohn für spanische Verhältnisse recht gut. Immerhin sind Sozialleistungen und Steuern schon abgezogen.

Ob auch die nächste Generation der Delgados unter der Sonne Andalusiens Milchwirtschaft betreibt, ist nicht gesichert. Keines der allerdings zum Teil noch schulpflichtigen Kinder von Rafael und Manuel beabsichtigt im Moment, in die Fussstapfen ihrer Väter zu treten.

Zur Bildergalerie vom Betrieb Delgado


Der Artikel entstand im Rahmen der «Schweizer Bauer»-Leserreise nach Andalusien. Zum ersten Teil des Berichtes über die Leserreise

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